Bayer will an Schwung gewinnen - Aktie legt zu
Der Pharma- und Agarchemiekonzern Bayer will in den kommenden Jahren wieder zulegen.
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Das Umsatzwachstum soll 2021 an Schwung gewinnen und sich laut den am Mittwoch im Rahmen eines Kapitalmarkttages vorgestellten Plänen in den Folgejahren beschleunigen. Im Agrargeschäft "wollen wir ab 2022 über dem Markt wachsen", sagte Konzernchef Werner Baumann laut Mitteilung. "Bei Consumer Health ist ebenfalls ein Wachstum über dem Markt geplant" und die Pharmasparte sei mit Blick auf neue Medikamente gut aufgestellt. Patentabläufe bei den Kassenschlagern Xarelto und Eylea dürften daher nur 2024 auf die Erlöse drücken. Bei den Anlegern weckten die Äußerungen Optimismus.
Die Aktien schoben sich mit einem Plus von zuletzt rund dreieinhalb Prozent auf 54,90 Euro auf einen der vorderen Plätze im deutschen Leitindex DAX. Damit ließen sie auch die 200-Tage-Linie hinter sich, die den mittelfristigen Trend vorgibt. Diese Durchschnittslinie war zuletzt mehrfach eine zu hohe Hürde, schon seit Juni vergangenen Jahres konnte sich das Papier nicht mehr dauerhaft darüber etablieren.
Manager Baumann kalkuliert für 2024 mit Erlösen von 43 bis 45 Milliarden Euro nach 41,4 Milliarden Euro 2020. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll dann auf Basis konstanter Wechselkurse zwischen 7,00 und 7,50 Euro liegen. Das wären im Vergleich zu den 2020 erzielten 6,39 Euro bis zu 17,4 Prozent mehr. Analysten hatten zuletzt für 2024 etwas weniger als 7 Euro je Aktie auf dem Zettel. Der auch für die Dividende wichtige freie Mittelzufluss soll bis 2024 auf rund 5 Milliarden Euro wachsen.
Neben dem Umsatzwachstum sollen Gewinn und freier Mittelzufluss auch vom laufenden Sparprogramm profitieren. Finanzchef Wolfgang Nickl betont zudem, dass auch künftig 30 bis 40 Prozent des bereinigten Gewinns je Aktie als Dividende an die Aktionäre fließen soll. Aber auch Geld für Übernahmen soll da sein, insbesondere das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten und die Pharmasparte sollen so gestärkt werden.
Die Nettofinanzverschuldung soll bis Ende 2024 dennoch auf 28 bis 30 Milliarden Euro sinken, wobei mögliche Erträge aus Verkäufen von Unternehmensteilen nicht berücksichtigt sind. Aktuell steht etwa die Sparte rund um Produkte zur Schädlingsbekämpfung und Unkrautbeseitigung für professionelle Kunden im Schaufenster.
So investierte Bayer zuletzt viel in das Geschäft mit Gen- und Zelltherapien. Dies soll das Wachstum des Konzerns in der zweiten Hälfte der Dekade antreiben. Unter zahlreichen Deals und Partnerschaften stechen zwei besonders hervor: Der Kauf des US-Biotechnologieunternehmen Bluerock Therapeutics 2019 und die Übernahme des US-Unternehmens Asklepios BioPharmaceutical im Herbst 2020.
Noch verdient Bayer mit dem Gerinnungshemmer Xarelto und dem Augenmedikament Eylea viel Geld - 2020 waren es in Summe fast sieben Milliarden Euro und damit knapp 17 Prozent des Konzernumsatzes. Nach und nach werden aber in verschiedenen Ländern die Patente für die Mittel auslaufen, 2024 rechnet das Unternehmen daher mit einem Umsatzrückgang in der Pharmasparte, bevor es ab 2025 wieder aufwärts gehen soll.
Dazu beitragen sollen dann neben möglichen Gen- und Zelltherapien vor allem Hoffnungsträger wie Nubeqa, Finerenon und das in den USA zugelassene Herzmittel Verquvo (Vericiguat). Nubeqa (Darolutamid) wird bereits in einigen Märkten wie den USA und der EU zur Behandlung des nicht-metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinoms eingesetzt. Zudem stehen die Chancen für eine baldige Zulassung von Finerenon in der EU und den USA zur Behandlung der chronischen Nierenerkrankung bei Patienten mit Diabetes Typ 2 womöglich recht gut.
Im Agrargeschäft soll unter anderem neues Saatgut Rückenwind liefern. "Wir haben große Fortschritte in der digitalen Landwirtschaft und bei den jüngsten Zulassungen für Mais, Soja und Baumwolle gemacht", sagt Bayer-Chef Baumann. So erhielt der Konzern im Herbst 2020 grünes Licht von der US-Umweltbehörde EPA für den Unkrautvernichter Dicamba, den sie trotz großer Kritik für fünf Jahre genehmigte. Nur wenn Landwirte das Mittel nutzen können, lohnt sich für sie auch ein Kauf der speziell dafür konzipierten XtendFlex-Sojabohnen von Bayer.
Nach 2021 plant der Konzern dann zahlreiche Produkteinführungen, darunter jährlich mehrere hundert neue Sorten Mais, Soja und Gemüse. Große Hoffnung ruht zudem auf kurzwüchsigem Mais und auf Sojabohnen mit einer Toleranz gegenüber gleich fünf verschiedenen Unkrautvernichtern.
Mittelfristziele von Bayer überzeugen die Aktionäre
Die mittelfristigen Ziele des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer sind am Mittwoch bei den Anlegern gut angekommen. Experten rechnen mit steigenden Gewinnerwartungen am Markt. Die Aktien der Leverkusener schoben sich zum XETRA-Handelsende mit einem Plus von 2,66 Prozent auf 54,46 Euro auf einen der vorderen Plätze im deutschen Leitindex DAX.
Damit ließen sie auch die 200-Tage-Linie hinter sich, die als Indikator für den mittelfristigen Trend angesehen wird. Diese Durchschnittslinie war zuletzt mehrfach eine zu hohe Hürde, schon seit Juni vergangenen Jahres konnte sich das Papier nicht mehr dauerhaft darüber etablieren.
Mit dem Anstieg vom Mittwoch machten die Papiere auch den Kursrutsch von Ende Februar weitgehend wett. Da hatte der Ausblick für das laufende Jahr die Anleger vergrätzt.
Laut dem Experten Gunther Zechmann von Bernstein Research hatten Analysten im Mittel einen etwas stärkeren Schuldenabbau erwartet. Dafür implizierten allerdings das Umsatz- und das Gewinnziel des Konzerns Luft nach oben bei den Markterwartungen.
Luft nach oben sieht auch Analyst Keyur Parekh von der Investmentbank Goldman Sachs. Zwar lägen die Ziele noch in weiter Ferne und Investoren dürften angesichts der jüngsten Geschäftsentwicklung erst einmal abwarten, bis sich Erfolge zeigten. Insgesamt sollten die Ziele aber zuversichtlich stimmen mit Blick auf die fundamentalen Treiber.
Trotz der insgesamt positiv aufgenommenen Mittelfristziele braucht es Börsianern zufolge endlich eine Lösung im US-Rechtsstreit um angebliche Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrauftvernichters Roundup. Bayer machte hier zuletzt deutliche Fortschritte. Anfang Februar hatte der Konzern mit der Gegenseite eine Einigung bei einem entscheidenden Teil seines milliardenschweren Glyphosat-Vergleichs erzielt - nämlich dem Umgang mit künftigen US-Klagen. Dem muss der zuständige Richter Vince Chhabria allerdings noch zustimmen.
(dpa-AFX)
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