Heidelberger Druck-Aktien springen hoch - Chinesischer Investor steigt ein
Der Maschinenbauer Heidelberger Druck bekommt einen neuen Großaktionär aus China.
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Der langjährige Vertriebspartner Masterwork will sich über eine Kapitalerhöhung an der Heidelberger Druckmaschinen AG beteiligen, wie das Unternehmen am Mittwoch in Heidelberg mitteilte. Zusammen mit den Chinesen will Heidelberger Druck seine Marktposition im Markt für Verpackungsdruck ausbauen.
Die Kapitalerhöhung, bei der Aktionäre kein Bezugsrecht haben, soll bei einem Preis von 2,68 Euro je Aktie ein Volumen von insgesamt rund 70 Millionen Euro haben. Danach wäre Masterwork mit rund 8,5 Prozent beteiligt. Die Aktie schnellte nach der Nachricht nach oben und baute die Gewinne im Handelsverlauf aus. In der Spitze lag das Kursplus bei fast 24 Prozent. Ein Händler verwies darauf, dass der chinesische Investor eine Prämie von rund 50 Prozent auf den durchschnittlichen Börsenkurs der vergangenen drei Monate zahle.
Den Erlös aus der Kapitalerhöhung will Heidelberger Druck unter anderem in die Digitalisierung stecken. Zudem wollen die beiden Unternehmen ihre Zusammenarbeit vertiefen. China etwa ist größter Einzelmarkt im Verpackungsdruck. Heidelberger Druck will sich hier mit Hilfe des neuen Großaktionärs weiteres Geschäftsmöglichkeiten im wachsenden Markt mit Verpackungsdruck erschließen.
Masterwork selbst setzt auf eine langfristige Zusammenarbeit. Noch offen ist, ob sich Heidelberger Druck im Gegenzug an Masterwork beteiligt. Dies sei derzeit Gegenstand laufender Überlegungen und Gespräche, hieß es.
Masterwork ist in Heidelberg kein Unbekannter. Die Unternehmen arbeiten bereits bei der Weiterverarbeitung im Verpackungsmarkt zusammen, es gibt dabei eine Vertriebskooperation. 2014 hatten die Chinesen bereits das Geschäft mit Maschinen für die Weiterverarbeitung von Heidelberger Druck übernommen. Im Verpackungsdruck erwarten die Unternehmen den Angaben zufolge in den kommenden Jahren ein überproportionales Wachstum.
Aktie steigt zweistellig - 'Shorties' bei Heidelberger Druck in der Klemme
Um die Mittagszeit notierten die Aktien der Heidelberger fast 20 Prozent im Plus bei 2,068 Euro, nachdem sie zuvor bis auf 2,132 Euro geklettert waren. Damit waren sie unangefochtener Spitzenreiter im Nebenwerte-Index SDAX und notierten so hoch wie seit Anfang November nicht mehr. Zum Ertönen der Schlussglocke stand noch ein Plus von 14,43 Prozent bei 1,98 Euro an der Tafel. Am Vortag hatte noch eine Kurszielsenkung des Bankhauses Metzler die Aktie unter Druck gesetzt, weshalb diese ihren vorangegangenen Erholungstrend erst einmal beendet hatte.
Eine vergleichsweise hohe Leerverkaufsquote dürfte den deutlichen Kurssprung am Mittwoch noch zusätzlich befeuert haben. Short-Anleger leihen sich Papiere am Markt aus und verkaufen diese in der Hoffnung auf einen fallenden Kurs, um sie später günstiger wieder zurückzukaufen und so einen Gewinn zu erzielen.
Eine längerfristige Betrachtung relativiert zudem den aktuellen Kurssprung: Von den Rekordständen um die Jahrtausendwende, kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase, ist die Aktie immer noch meilenweit entfernt - und deutlich näher an ihrem historischen Tief unter einem Euro, wo sie im Jahr 2012 stand.
Der Preis der neuen Aktien beinhalte eine "Mega-Prämie" und zeige, dass Masterwork wohl das größere Interesse an der Vereinbarung habe, heißt es in einem aktuellen Metzler-Kommentar. Denn dadurch holten sich die Chinesen "High-End-Technologie" ins Haus. Dagegen sei unklar, was Heidelberger Druck sich angesichts der seit 2013 bestehenden Partnerschaft über eine kurzfristige Finanzspritze und ein stärkeres Engagement in China hinaus von dem Deal verspreche. Einem Händler zufolge beinhaltet der Ausgabepreis der neuen Aktien einen Bewertungsaufschlag von rund 50 Prozent auf den durchschnittlichen Börsenkurs der vergangenen drei Monate.
Analyst Gordon Schönell vom Bankhaus Lampe wertet die Transaktion indes positiv für die Heidelberger: Er begrüße den Zufluss liquider Mittel für das Unternehmen, dessen Bilanz "nicht die stärkste" sei. Heidelberger Druck profitiere so auch von der Verbesserung der Marktposition im Verpackungsdruck mit seinen strukturellen Wachstumschancen. Zudem sei der chinesische Markt langfristig interessant.
Auch die Analysten der Commerzbank betonten die positiven Aspekte eines Einstiegs von Masterwork. Dieser sei ein bequemer Weg für Heidelberger Druck zum Schuldenabbau und stärke die Widerstandsfähigkeit bei einem möglichen Konjunkturabschwung. Dazu verbessere sich der Zugang zu chinesischen Kunden, die über viele Jahre hinweg die wichtigste Profitquelle gewesen seien, bevor sich deren Nachfrage deutlich abgekühlt habe. Dank der Beteiligung von Masterwork könnten die Heidelberger auch langfristig Marktanteile in China gewinnen.
Über eine mögliche Komplettübernahme des Unternehmens durch die Chinesen gehen die Meinungen derweil auseinander. Während die Commerzbank-Experten in den aktuellen Plänen zumindest vorerst keinen ersten Schritt für einen weiteren Beteiligungsausbau sehen, mehren sich laut Andreas Lipkow von der Comdirect Bank entsprechende Gerüchte.
"Das deutsche Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt und ist eher zu einem digitalen Dienstleister im Bereich Druck geworden", so Lipkow. "Das trifft den Nerv chinesischer Investoren und deckt die beiden Bereich Offset-Druck und digitale Dienstleistungen im Drucksektor ab, die zukunftsträchtig sind."
Beim SDax-Branchenkollegen Koenig & Bauer (KoenigBauer) hielten sich entsprechende Fantasien derweil in Grenzen: Dessen Aktien schafften ein Plus von knapp zweieinhalb Prozent.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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