AstraZeneca-Aktie schließt im Minus: AstraZeneca-Impfstoff erhält britische Notfallzulassung
Mit zwei verschiedenen Impfstoffen will Großbritannien die Corona-Pandemie in den Griff bekommen.
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Am Mittwoch ließ das Land das Mittel der Universität Oxford und des Pharmakonzerns AstraZeneca zu. Die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MHRA) habe dem heimischen Vakzin eine Notfallzulassung erteilt, gab das britische Gesundheitsministerium bekannt. Es ist weltweit die erste Zulassung des Impfstoffs. Bereits von diesem Montag (4. Januar) an soll mit den Impfungen begonnen werden.
"Der Tag rückt näher, an dem wir wieder ein normales Leben führen können", sagte Gesundheitsminister Matt Hancock dem Sender Sky News. "Das Vakzin ist unser Ausweg aus der Pandemie." Er sei sehr zuversichtlich, dass bis zum Frühling genügend Risikogruppen, also vor allem ältere Menschen und Pflegepersonal, geimpft werden könnten.
Das Mittel hatte in Studien eine geringere Wirksamkeit aufgewiesen als der bereits zugelassene Impfstoff des Mainzer Pharmaunternehmens BioNTech und des US-Konzerns Pfizer, kann allerdings bei Kühlschranktemperaturen gelagert werden und ist deutlich günstiger. Britische Medien nennen einen Preis von 3 Pfund (3,32 Euro) pro Dosis, das BioNTech/Pfizer-Mittel kostet demnach 15 Pfund. Eine belgische Staatssekretärin hatte kürzlich publik gemacht, dass eine Dosis des BioNTech/Pfizer-Vakzins 12 Euro koste, das Mittel von AstraZeneca nur 1,78 Euro.
Die britische Regierung erhofft sich daher eine erhebliche Beschleunigung ihrer Impfkampagne. Zudem sollen beide verfügbaren Impfstoffe zunächst nur in einer ersten Dosis verabreicht werden, um schneller mehr Menschen zu schützen. AstraZeneca hat sich zur Lieferung von 100 Millionen Dosen an Großbritannien verpflichtet.
Deutschland hat sich im Rahmen einer EU-Bestellung vorerst rund 56,2 Millionen Dosen des Impfstoffes von AstraZeneca gesichert. Ein Termin, wann die EU-Arzneimittelbehörde EMA das Mittel freigibt, ist noch nicht bekannt.
Es sei "brillant, das Jahr 2020 mit einem solchen Moment der Hoffnung zu beenden", betonte Gesundheitsminister Hancock. Premierminister Boris Johnson kündigte an, nun "so viele Menschen so schnell wie möglich" impfen zu lassen. "Das sind wirklich fantastische Neuigkeiten und ein Triumph für die britische Wissenschaft", schrieb er auf Twitter.
Seit mehr als drei Wochen läuft in Großbritannien bereits eine Massenimpfung mit dem BioNTech/Pfizer-Mittel. Bisher wurden mehrere Hunderttausend Menschen geimpft. Beide Vakzine werden in zwei Dosen im Abstand von mehreren Wochen verabreicht. In Großbritannien soll nun aber zunächst eine erste Dosis an so viele Menschen aus Risikogruppen verabreicht werden wie möglich. Eine zweite Dosis werde nach spätestens zwölf Wochen geimpft, hieß es in einer Mitteilung des Gesundheitsministeriums.
Das AstraZeneca-Vakzin soll nach den ersten Studiendaten im Mittel einen 70-prozentigen Schutz vor Covid-19 bieten. Bei spezieller Dosierung könnte die Wirksamkeit dem Konzern zufolge womöglich noch deutlich höher liegen. Zeitweise waren Zweifel am Studiendesign und der hohen Wirksamkeit des Impfstoffs aufgekommen. Der schwedisch-britische Konzern hatte daher zusätzliche Untersuchungen durchgeführt.
Anders als die Vakzine von BioNTech/Pfizer sowie der US-Firma Moderna gehört das britisch-schwedische Präparat nicht zu den mRNA-Impfstoffen.
Der von AstraZeneca eingesetzte Wirkstoff AZD1222 beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen. Es enthält genetisches Material eines Oberflächenproteins, mit dem der Erreger Sars-CoV-2 an menschliche Zellen andockt. Das Mittel wirkt zweifach: Es soll sowohl die Bildung von spezifischen Antikörpern als auch von T-Zellen fördern - beide sind für die Immunabwehr wichtig.
Großbritannien ist eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder in Europa. Beinahe 80 000 Menschen sind dort bereits mit oder an Covid-19 gestorben. Die Zahl der Neuinfektionen nahm zuletzt drastisch zu. Am Dienstag wurden 53 000 neue Fälle gemeldet - so viele wie noch nie. Die Behörden in der Grafschaft Essex schlugen am Mittwoch wegen der Überlastung ihrer Krankenhäuser Alarm.
Spahn dringt auf zügigen Zulassungsprozess für Oxford-Impfstoff in EU
Nachdem Großbritannien als erstes Land weltweit grünes Licht für den Corona-Impfstoff von AstraZeneca und der Universität Oxford gegeben hat, dringt auch Deutschland auf einen zügigen Zulassungsprozess in der EU
. "Mit der Zulassung heute im Vereinigten Königreich von AstraZeneca gehe ich auch von einer gründlichen und zügigen Bearbeitung eines entsprechenden Antrags auch in der Europäischen Union durch die europäischen Behörden aus", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Mittwoch. Zuletzt hatte Noel Wathion, Vize-Direktor der europäischen Arzneimittelbehörde EMA, einer europäischen Zulassung des AstraZeneca-Produkts noch im Januar nur geringe Chancen eingeräumt, weil noch Daten und der Zulassungsantrag fehlten.
Spahn rechnet damit, dass sich jeder in Deutschland "Richtung Sommer" impfen lassen kann - abhängig davon, ob die Impfstoffe weiterer Unternehmen wie Johnson & Johnson, AstraZeneca und CureVac zugelassen werden.
In London fiel die AstraZeneca-Aktie bis Handelsende um 0,82 Prozent auf 7.401,00 Pence.LONDON (dpa-AFX) / (Reuters)
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Bildquellen: Oli Scarff/Getty Images
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