Jahresprognose bestätigt

Linde-Aktie gefragt: Drastische Sparmaßnahmen angekündigt

28.10.16 09:45 Uhr

Linde-Aktie gefragt: Drastische Sparmaßnahmen angekündigt | finanzen.net

Der mit einem schwierigen Marktumfeld kämpfende Gase- und Anlagenbaukonzern Linde will künftig noch mehr sparen.

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Die Münchner haben jetzt ein neues gruppenweites Kostensenkungsprogramm gestartet. Mit dem Programm mit Namen "Lift" sollen ab 2019 zusätzliche Einsparungen von rund 370 Millionen Euro jährlich erzielt werden. In den ersten neun Monaten hat Linde weniger umgesetzt und operativ verdient, hält aber an den Jahreszielen fest und will die Dividende anheben. In der Gasesparte will Linde 2016 mittelfristig mit 11 bis 12 Prozent des Gaseumsatzes weniger investieren als in den Jahren zuvor.

   Einschließlich der seit 2015 bereits initiierten Maßnahmen will der DAX-Konzern ab 2019 nun die Kosten um rund 550 Millionen Euro pro Jahr senken. Mit den Maßnahmen erhofft sich der Konzern, künftig noch schneller und effizienter im weltweiten Wettbewerb zu werden. In diesem und im kommenden Jahr kalkuliert Linde für das neue Sparprogramm mit Restrukturierungskosten von rund 400 Millionen Euro.

Bei Linde steht jetzt alles auf dem Prüfstand

Linde habe das gesamte Unternehmen mit allen Organisationseinheiten einer Überprüfung der strategischen Ausrichtung und der Strukturen unterzogen, sagte der im kommenden Jahr scheidende Vorstandschef Wolfgang Büchele. Geplant ist eine Verbesserung der internen Abläufe sowie eine Reduzierung der Komplexität und Hierarchien. Ziel sei, Linde langfristig und nachhaltig zu einem der profitabelsten Unternehmen zu machen, hieß es.

   In den ersten neun Monaten des Jahres musste Linde sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Ergebnis (EBITDA) Federn lassen. Die Gründe dafür lägen nach wie vor im schwachen Abschneiden der Engineering-Division sowie in ungünstigen Wechselkursen, hieß es. Der Konzernumsatz fiel um 4,3 Prozent auf knapp 13 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis gab um 2,3 Prozent auf gut 3 Milliarden Euro nach. Die Zahlen fielen aber noch etwas besser aus als von Dow Jones Newswires befragte Analysten erwartet hatten. Unter dem Strich verdiente Linde mit 945 Millionen Euro dank Sparmaßnahmen knapp 10 Prozent mehr als im Vorjahr.

Dividende soll 2016 wieder steigen

Die Jahresprognosen bestätigte der Konzern. Linde will im Gesamtjahr wechselkursbereinigt Umsatz und operatives Ergebnis um 4 Prozent steigern. Das Unternehmen mit Sitz in München weist aber darauf hin, dass es auch einen Rückgang von bis zu 3 Prozent geben könne. Die Dividende will Linde wie im Vorjahr erneut anheben.

   In der Gasesparte, dem größten Geschäftsbereich, sind die Erlöse im Dreivierteljahr um gut 3 Prozent auf 11 Milliarden Euro gefallen. Bereinigt um Währungs- und Erdgaspreiseffekte ist der Umsatz der Division um knapp 1 Prozent gestiegen. Das operative Ergebnis lag mit knapp 3,1 Milliarden Euro um gut 1 Prozent im Minus, währungsbereinigt war ein Anstieg um knapp 2 Prozent zu verzeichnen. Ein Grund für das insgesamt schwache Abschneiden war neben ungünstigen Wechselkurseffekten das schwächere Geschäft mit Medizingasen in Nordamerika. Im Healthcare-Geschäft in Nordamerika muss sich Linde seit Anfang 2016 mit Preiskürzungen aufgrund staatlicher Ausschreibungen auseinandersetzen, was das operative Ergebnis belastet hat. In der Gasesparte rechnet Linde im Gesamtjahr unverändert mit einem währungsbereinigten Umsatz mindestens auf Vorjahreshöhe. Das währungsbereinigte operative Ergebnis wird in einer Bandbreite von minus 1 Prozent bis plus 6 Prozent gesehen.

>Großanlagenbau leidet unter Nachfrageflaute

Der niedrige Ölpreis, Überkapazitäten und als Folge davon die Investitionszurückhaltung der Kunden macht dem Großanlagenbau (Engineering) weiter zu schaffen. In der Division ist der Umsatz in den ersten neun Monaten um 13 Prozent auf knapp 1,7 Milliarden Euro gesunken. Das operative Ergebnis fiel um knapp 14 Prozent auf 146 Millionen Euro zurück. Der Auftragseingang hat sich gegenüber dem Vorjahr mit knapp 1,6 Milliarden Euro (Vorjahr 1,1 Milliarden Euro) verbessert. Auch für den Großanlagenbau bleibt Linde bei seinen Jahresprognosen. Der Umsatz wird hier weiter in einer Bandbreite von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro gesehen. Die operative Marge soll bei rund 8 Prozent liegen. In den ersten neun Monaten erreichte die Marge 8,4 Prozent.

   Überraschend gut werden die Zahlen von Linde am Markt aufgenommen. "Die Kombination aus leicht besser als erwarteten Zahlen und weiteren Kostensenkungsplänen dürfte gut ankommen", sagte ein Händler. Linde scheine sich schneller verschlanken zu wollen, als der Markt bisher wahrgenommen habe. Daher dürften die Auswirkungen auch noch nicht im Aktienkurs eingepreist sein und entsprechend positiv aufgenommen werden. Unter anderem will Linde ab 2019 rund 370 Millionen Euro jährlich einsparen, was "ziemlich viel" sei. "Es sieht so aus, als ob sich Linde hübsch machen will für eine wie auch immer ausgerichtete Übernahme", so der Händler. Gut an kam auch, dass der Ausblick bestätigt wurde und Linde betonte, dass auch die Dividende weiter gesteigert werden soll.

Die Aktie von Linde setzt sich im Freitagshandel an die Spitze im Standardwerteindex DAX.

  MÜNCHEN (Dow Jones)

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Bildquellen: Linde, The Linde Group

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