Deutsche Bank: Was Anleger bei der Aktie der Deutschen Bank bedenken sollten

von Ralf Witzler, Euro am Sonntag

Die Deutsche Bank unter Christian Sewing hat einen Etappensieg auf dem Weg zurück zu einem erfolgreichen Geldhaus errungen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Seit der Ankündigung der neuen Strategie Mitte des vergangenen Jahres ist das Institut mit dem Umbau vorangekommen, und nachdem in den ersten neun Monaten ein Vorsteuergewinn von 846 Millionen Euro zu Buche steht, scheint ein Gewinn im Gesamtjahr in greifbarer Nähe. Wesentlich dazu beigetragen hat das dritte Quartal mit einem Gewinn vor Steuern von 482 Millionen Euro, der deutlich über den Markterwartungen lag. Im Vorjahresquartal hatte die Deutsche Bank noch einen Verlust von fast 690 Millionen Euro verbuchen müssen.

Zu den jüngsten Zahlen sagte Konzernchef Sewing, die Bank habe neben Kostendisziplin auch gezeigt, dass sie Marktanteile gewinnen könne. Er erwarte, "dass sich ein erheblicher Teil unserer Ertragssteigerungen als nachhaltig erweisen wird". Vor allem im Investmentbanking stiegen die Erträge im Berichtszeitraum von Juli bis September im Vergleich zum Vorjahresquartal um 43 Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Euro.

Innerhalb des Geschäftsbereichs florierte vor allem das Kapitalmarktgeschäft im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen, es legte um 47 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro zu. Damit kann sich die Deutsche Bank auch im Vergleich zur Konkurrenz in den USA und Europa sehen lassen. Von den großen Banken, die bisher aktuelle Zahlen vorgelegt haben, schnitt lediglich Goldman Sachs mit einem Zuwachs von 49 Prozent besser ab. Hier hat sicher geholfen, dass sich viele Unternehmen in der Pandemie Liquidität sichern wollten und dafür Anleihen begeben haben.

Marktanteile gewonnen

Aber auch im Beratungs- und Emissionsgeschäft ging es mit den Einnahmen um 15 Prozent auf 567 Millionen Euro voran. Dies sei auf ein deutlich besser laufendes Aktienemissionsgeschäft zurückzuführen, wo die Deutsche Bank Marktanteile habe gewinnen können, so die Frankfurter. Angesicht steigender Infektionszahlen und mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterer Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft bleibt die Bank gelassen. Laut Finanzchef James von Moltke hat das Institut bereits während des ersten Lockdowns im Frühjahr Widerstandsfähigkeit bewiesen. Auch die Phase eines zweiten Lockdowns werde die Deutsche Bank managen, so der Manager. Er sehe keinen Anlass für strategische Änderungen.

Noch Fragezeichen

Noch ist nicht klar, welche Formen die Maßnahmen gegen die Corona-Krise annehmen und ob am Ende die Risiken für das Kreditportfolio der Deutschen Bank nicht doch noch deutlich steigen und zu weiteren Rückstellungen zwingen. Um den ohne Zweifel voranschreitenden strategischen Umbau des Instituts als geglückt bezeichnen zu können, muss die Bank allerdings den Nachweis liefern, dass sich mit der neuen Struktur nachhaltig solide Gewinne erzielen lassen. Das geht nur mit der Zeit.

Umbau: Die positive operative Entwicklung hält an. Ihre Nachhaltigkeit muss sich allerdings noch erweisen. Anleger warten ab.








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