IWF: Globale Staatsschulden steigen doppelt so schnell wie 2024

23.04.25 14:59 Uhr

Von Hans Bentzien

DOW JONES--Die weltweiten Staatsschulden werden nach Aussage des Internationalen Währungsfonds (IWF) im laufenden Jahr deutlich zunehmen. "Wir prognostizieren, dass die globalen Staatsschulden in diesem Jahr um 2,8 Prozentpunkte steigen werden - mehr als doppelt so viel wie die Schätzungen für 2024 - wodurch die Schuldenstände auf über 95 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen", heißt es in einem Blog zum aktuellen Fiscal Monitor des IWF. Dieser Aufwärtstrend werde sich voraussichtlich fortsetzen, wobei sich die Staatsschulden bis zum Ende des Jahrzehnts auf fast 100 Prozent des BIP zubewegen und das Niveau der Pandemiezeit übertreffen würden.

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Dabei könnte es sogar noch schlimmer kommen, wie der IWF warnt, denn diese Prognose basiert auf dem "Referenzszenario" des Weltwirtschaftsausblicks und den bis 2. April verhängten US-Einfuhrzöllen. "Im schlimmsten Szenario könnten die öffentlichen Schulden bis 2027 auf 117 Prozent des BIP zunehmen", so der IWF. Das wäre das höchste Niveau seit dem Zweiten Weltkrieg.

Die Ursachen der voraussichtlich steigenden Schuldenquoten sind auf beiden Seiten des Bruchstrichs zu finden. Höhere Ausgaben dürften laut IWF vor allem für die Verteidigung fällig werden, möglich seien aber auch Ausgaben zur Stützung jener Personenkreise, die unter den höheren US-Einfuhrzöllen litten. Zugleich mindern die US-Zölle und die mit ihnen einhergehende Unsicherheit das Wirtschaftswachstum.

Der IWF prognostiziert, dass die USA bis 2030 laufende Haushaltsdefizite von über 5 Prozent des BIP fahren werden, wobei sich die Prognose verglichen mit dem Fiscal Monitor 2024 etwas verbessert hat: Damals erwartete der IWF, dass das US-Haushaltsdefizit von 8,8 Prozent 2023 auf 6,0 Prozent 2029 sinken würde. Heute ist klar, dass das Defizit bei "nur" 7,2 Prozent lag, und die Prognose für 2029 lautet auf 5,5 (2030: 5,6) Prozent. Die Bruttoverschuldung der USA sieht der IWF 2029 bei 127,0 (zuvor: 133,9) Prozent.

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Das Defizit des Euroraums wird der Prognose zufolge von 3,1 Prozent 2024 auf 3,7 Prozent 2030 steigen und die Bruttoverschuldung von 87,7 auf 92,9. Dahinter verbergen sich als Extremwerte Spanien (Rückgang des Defizits von 3,2 auf 2,0 Prozent) und Italien (Rückgang des Defizits von 3,4 auf 2,5 Prozent) sowie Frankreich (Anstieg von 5,8 auf 6,1 Prozent). Auch Deutschlands Defizit wird demnach zunehmen - von 2,8 auf 4,4 Prozent. Frankreichs Bruttoschulden werden laut IWF 2030 bei 128,4 (2024: 113,1) Prozent des BIP liegen, Italiens bei 137,7 (135,3) Prozent und Deutschlands bei 74,8 (63,9) Prozent.

Für China und Japan werden Schuldenquoten von 116,0 (88,3) und 231,7 (236,7) Prozent prognostiziert.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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April 23, 2025 09:00 ET (13:00 GMT)