Kritik an NASDAQ-Titel Amazon & Co.: IT-Sparte Schwarz Digits des Lidl-Mutterkonzerns prangert US-Anbieter für mangelnden Datenschutz an
Die Schwarz Gruppe ist vor allem für die Handelssparten Lidl und Kaufland bekannt. Nun sieht das Unternehmen Potenzial in der eigenen IT- und Digitalsparte Schwarz Digits und will sich als führender Dienstleister in Bereichen wie Cloudlösungen, IT- beziehungsweise Cyber-Sicherheit etablieren.
Werte in diesem Artikel
• Schwarz Digits als neue Sparte der Handelsgruppe
• Schwarz Gruppe soll europäischer Tech-Riese werden
• Größter Vorteil seien hohe europäische Datenschutzstandards
Schwarz Digits als neuer IT-Dienstleister
Neben den beiden bekanntesten Sparten Kaufland und Lidl besitzt die Schwarz Gruppe noch andere Bereiche, in welchen sie sich ein weiteres Standbein aufgebaut hat, beispielsweise in der Lebensmittelherstellung und Umweltdienstleistungen. Laut eigenen Angaben bildet sie damit die gesamte Wertschöpfungskette ab. Doch damit nicht genug, jetzt soll auch im Bereich der Technologie aufgeholt werden: Schwarz Digits ist die IT- und Digitalsparte des Unternehmens und bietet nach eigenen Angaben "überzeugende digitale Produkte und Services an, die den hohen deutschen Datenschutzstandards entsprechen". Mit derzeit 7.500 Mitarbeitern macht Schwarz Digits jedoch noch einen geringen Teil des Unternehmens aus. Zugehörig zu Schwarz Digits sind laut eigener Angaben unter anderem Mitarbeiter der Marken Schwarz IT, Schwarz Digital, STACKIT, XM Cyber oder mmmake. Die Produktpalette umfasst dabei unter anderem Softwarelösungen, Cloud-Lösungen und Hybrid-Cloud-Sicherheitslösungen.
Zunächst wurden die unterschiedlichen Angebote der Sparte im Unternehmen genutzt und verwendet, nun soll auch der restliche Markt von den Lösungen profitieren. Das Management von Schwarz Digits besteht aus einem Doppelgespann, nämlich dem ehemaligen SAP-Manager und bisherigem Digitalchef der Schwarz Gruppe, Rolf Schumann, sowie dem Schwarz IT-Chef Christian Müller. Müller begründet die neuen Entwicklung in einem Interview mit Welt.de wie folgt: "Das ist der nächste logische Schritt für uns. Bei uns entstehen immer wieder Geschäftsmodelle aus dem Einzelhandel: Erst hat die Gruppe eigene Lebensmittel-Hersteller aufgebaut, dann die eigene Entsorgungssparte PreZero. Beide arbeiten auch für externe Kunden. Genauso gehen wir jetzt mit der IT vor: Wir haben uns 2017 entschieden, eine Cloud zu bauen. Diese öffnen wir für andere. Die IT-Sparte wird damit von der Kostenstelle zum Umsatzbringer." Als größten Vorteil sehen die beiden Chefs dabei den hohen Datenschutzstandard.
Die beiden Chefs von Schwarz Digits stehen in einem Interview mit Welt.de Rede und Antwort. Neben der Begründung von Müller, dass dies der "nächste logische Schritt" sei, sieht auch Schumann die internen Prozesse als Begründung. "Wir haben gezwungenermaßen so stark in die eigene IT-Infrastruktur investiert, da wir festgestellt haben, dass uns keiner der großen US-Anbieter zuverlässig den europäischen Datenschutz garantieren kann. Vor dem Problem stehen auch viele andere Unternehmen", äußerte er sich im Interview. Damit löste die Schwarz Gruppe die wohl größte Verwunderung aus, denn sie erheben schwere Vorwürfe gegen die US-amerikanische Konkurrenz wie beispielsweise Amazon, Microsoft und Google, die hierzulande wohl größten Anbieter. Im Interview geben beide an, dass sie für das eigene Unternehmen bei US-Anbietern angefragt haben, doch Datenschutzstandards auf europäischem Niveau habe ihnen keiner zusichern wollen. Schumann sagt hierzu folgendes: "Ich nenne keine Namen. Aber uns wollte beispielsweise keiner schriftlich zusichern, dass mit unseren Daten keine Modelle für künstliche Intelligenz trainiert werden." Dies sei den Chefs zufolge nicht annehmbar, schließlich wolle man externe Modelle nicht mit spezifischen, internen Daten füttern. Nichtsdestotrotz seien die Produkte und Services nicht als Ersatz zu sehen, sondern als Ergänzung, so Schumann im Interview.
Weitere Entwicklung bleibt spannend
Die erhoffte Zielgruppe bilden kleinere oder mittelständische Unternehmen, welche Unterstützung bei der Digitalisierung bedürfen. In einem Interview mit dem Portal CIO gibt Gerd Chrzanowski, Chef der Schwarz Gruppe, einen Einblick in den derzeitigen Kundenstand - allerdings nur für das Cloud-Angebot von STACKIT. Dort solle es ihm zufolge bereits eine dreistellige Zahl von Partnern geben, welche sowohl aus mittelständische als auch aus Startup-Unternehmen besteht. Wohin sich Schwarz Digits noch entwickelt, bleibt bislang jedoch abzuwarten. Ob und wann die IT-Tochter Gewinne erzielen soll, ist noch unklar. Im Interview mit CIO zeigt sich Chrzanowski zurückhaltend: "Im Wertstoffmanagement haben wir dafür einige Jahre gebraucht. Im IT-Bereich ist es zu früh für Prognosen."
J. Vogel / Redaktion finanzen.net
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