Siltronic-Börsengang soll zusätzlichen Wert schaffen
Am Donnerstag wagt die Siltronic AG, eine Tochter von Wacker Chemie, den Sprung aufs Börsenparkett. Nach Angaben des Managements soll das IPO sowohl für beide Unternehmen, als auch für die Aktionäre Vorteile bieten.
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Die Details des Siltronic-IPO
Die Zeichnungsperiode für die Siltronic-Aktien hat bereits am 1. Juni begonnen und wird voraussichtlich am Mittwoch, den 10. Juni enden. Am Donnerstag, den 11. Juni sollen die Papiere des Wafer-Herstellers dann erstmals im Regulierten Markt (Prime Standard) der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden.
Das Angebot wird maximal 12.650.000 Aktien umfassen. Davon stammen bis zu 5 Millionen neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung von Siltronic und weitere 6 Millionen Aktien aus dem Bestand von Wacker Chemie. Die übrigen 1.650.000 Aktien kommen im Zusammenhang mit einer möglichen Mehrzuteilung ebenfalls aus dem Bestand von Wacker.
Die anfängliche Euphorie der Marktteilnehmer scheint allerdings kurz vor dem Börsenstart verflogen zu sein. Wie aus Kreisen des die Emission begleitenden Konsortiums verlautete, ist die Preisspanne zur Zeichnung der Siltronic-Anteilscheine aufgrund des geringen Interesses von ehemals 30 bis 38 auf 30 bis 32 Euro gesenkt worden. Händler sehen hierin ein Zeichen, dass sich das Umfeld für Börsengänge mit der zunehmenden Volatilität am Markt wieder eintrübt.
Womit verdient Siltronic sein Geld?
Das Unternehmen mit Sitz in München zählt sich selbst zu den Weltmarktführern für Wafer aus Reinstsilicium. Solche Wafer aus hochreinem Silicium werden für komplexe Halbleiterbauelemente benötigt und bilden die Grundlage für die moderne Mikro- und Nanotechnologie. Deshalb sind die Siliciumwafer von Siltronic etwa in Mobiltelefonen, Laptops, Autos sowie zahlreichen anderen Konsumgütern zu finden.
Siltronic entwickelt und produziert die Wafer an seinen beiden deutschen Produktionsstandorten Burghausen und Freiberg sowie an Standorten in Asien und den USA. Dabei kooperiert der Halbleiterspezialist mit Chipherstellern wie Intel oder Samsung.
Zu den Konkurrenten zählen etwa das japanische Halbleiterunternehmen Sumco oder die US-amerikanische SunEdison Semiconductor. Siltronic selbst sieht sich mit einem globalen Marktanteil von 14 Prozent als Nummer drei auf dem Wafer-Markt, hinter Shin-Etsu (27 Prozent) und Sumco (26 Prozent).
Welche Ziele verfolgt Wacker Chemie mit dem Siltronic-IPO?
Das IPO könnte nach Unternehmensangaben bis zu 435 Millionen Euro in die Kasse von Wacker Chemie spülen. Wie Wacker-Chef Rudolf Staudigl gegenüber der Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag" erklärte, will er mit den Erlösen aus dem Börsengang der Halbleiter-Tochter das kapitalintensive Kerngeschäft des Chemiekonzerns stärken: "Grundsätzlich liegt unser Schwerpunkt darauf, organisch zu wachsen, konkrete Pläne für Zukäufe gibt es derzeit nicht".
Daneben will der weltweit drittgrößte Hersteller von Wafern für die Halbleiterindustrie das frische Geld vor allem in den Schuldenabbau stecken.
Im Frühjahr, als ein Börsengang noch nicht fest stand, hatte das Unternehmen erklärt, eine Abspaltung seiner Halbleitersparte mit dem Ziel zu prüfen, zusätzlichen Wert für das Unternehmen und seine Aktionäre zu schaffen. Laut Wacker-Chef Rudolf Staudigl könnte sich Siltronic im Falle eines IPOs durch einen eigenen Zugang zum Kapitalmarkt zusätzliche Wachstumschancen erschließen: "Eine Neustrukturierung der Eigentumsverhältnisse bei Siltronic könnte sowohl für Wacker als auch für Siltronic Vorteile bieten". Damals wurde auch ein Verkauf des Halbleiter-Geschäfts in Erwägung gezogen.
Unternehmenssprecher Christof Bachmair hatte zudem darauf verwiesen, dass vergleichbare Unternehmen, die selbstständig operierten, höher bewertet würden. Deshalb werde geprüft, ob eine Verselbstständigung von Siltronic zu einer Wertaufdeckung führen könnte.
Wacker Chemie plant weiteren Rückzug bei Siltronic
Bei vollständiger Platzierung aller angebotenen Aktien, das heißt inklusive der möglichen Mehrzuteilung, werden sich nach dem Börsengang 42,2 Prozent des Grundkapitals in Streubesitz befinden. In diesem Fall sinkt der Anteil von Wacker also auf 57,8 Prozent. Ohne Ausübung der Mehrzuteilungsoption behält der Chemiekonzern 63,3 Prozent der Siltronic-Anteile.
Wacker-Chef Rudolf Staudigl hat jedoch schon erklärt, dass er sich auf längere Sicht weiter von Siltronic zurückziehen will: "Wacker wird also auch nach dem Börsengang die Mehrheit an Siltronic halten. Mittelfristig planen wir aber, die Mehrheit an Siltronic abzugeben."
Wie erfolgreich ist Siltronic?
Die Branche litt in den letzten Jahren unter dem Kostendruck globaler Chip-Riesen wie Samsung, Micron und SK Hynix. Nach vier Flaute-Jahren scheint sich die Situation nun aber zu verbessern: Die Branchenexperten von Gartner und ISS jedenfalls prognostizieren der Wafer-Industrie für das laufende sowie das kommende Jahr ein Mengen-Wachstum von drei bis sechs Prozent. Hintergrund ist, dass die Branche inzwischen dank Mobiltelefonen und Tablets nicht mehr so sehr von der stark schwankenden Nachfrage nach Computer-Chips abhängig ist.
Von dieser Entwicklung scheint auch der angehende Börsenneuling Siltronic zu profitieren: Im ersten Quartal konnten Umsatz sowie Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) dank höherer Absatzmengen und günstiger Wechselkurseffekte gesteigert werden. Die Erlöse lagen trotz niedrigerer Preise mit 239 Millionen Euro um 17 Prozent über dem entsprechenden Vorquartalsniveau. Gleichzeitig konnte das EBITDA auf 40 Millionen Euro mehr als verdoppelt werden. Zudem waren die Anlagen von Siltronic zuletzt zu 90 Prozent ausgelastet. "Siltronic ist in einem attraktiven Marktumfeld hervorragend positioniert", sagt auch Siltronic-Chef Christoph von Plotho.
Sorgt der Siltronic-Börsengang für neuen Schwung im IPO-Markt?
In Deutschland gab es dieses Jahr bereits drei nennenswerte Börsengänge: Seit Jahresbeginn wagten sich hierzulande Tele Columbus, Sixt Leasing und Windeln.de auf das Börsenparkett.
Zuletzt hat sich das Umfeld für Aktien aber deutlich eingetrübt. Ein erfolgreicher IPO von Siltronic könnte da möglichen Börsenaspiranten zum nötigen Mut verhelfen. Als potentielle Kandidaten kämen etwa der Betreiber von Online-Marktplätzen Scout24, die Reederei Hapag-Lloyd oder das Bahntechnik-Geschäft der kanadischen Bombardier in Frage.
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Bildquellen: Siltronic, Lim Yong Hian / Shutterstock.com
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26.07.2024 | Siltronic Hold | Deutsche Bank AG |
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02.05.2024 | Siltronic Sell | UBS AG | |
26.04.2024 | Siltronic Sell | UBS AG | |
11.04.2024 | Siltronic Sell | UBS AG |
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