Spin-off von Uniper

Uniper-Aktie: E.ON-Tochter Uniper vor holprigem Börsengang

12.09.16 07:45 Uhr

Uniper-Aktie: E.ON-Tochter Uniper vor holprigem Börsengang | finanzen.net

E.ON kommt beim geplanten Börsengang seiner Tochter Uniper gut voran und will deren Spin-off im September realisieren. Für die Uniper-Aktie wird es allerdings wohl kein einfacher Start werden, ganz im Gegenteil.

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Selbst E.ON-Chef Johannes Teyssen höchstpersönlich rechnet mit einem turbulenten Handelsauftakt: "Wir werden am ersten Tag weiche Hände sehen, die Uniper rasch verkaufen, ganz klar", warnte er in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Die Begründung lieferte er gleich mit: "Investoren, die ausschließlich DAX-Werte halten, sind gezwungen, Uniper bis zum Ende des ersten Tages zu verkaufen. Diese Reaktion wird es in beträchtlichem Ausmaß geben". Dies trifft etwa auf bestimmt Fonds zu, die nur DAX-Unternehmen in ihr Portfolio aufnehmen.

Die Umwälzungen auf dem Strommarkt haben den Energieriesen E.ON praktisch zu einer Aufspaltung gezwungen. Da sich angesichts sinkender Börsenstrompreise mit konventionellen Kraftwerken immer weniger Geld verdienen lässt, wurden diese ausgegliedert.

Uniper - die Tochter in die E.ONs konventionelles Kraftwerksgeschäft ausgelagert wurde - ist seit Jahresbeginn operativ aktiv. Dagegen konzentriert sich E.ON nur noch auf die erneuerbaren Energien, den Vertrieb und sein Netzgeschäft.

Die Modalitäten

Die Erstnotiz des Börsenaspiranten ist für den 12. September geplant. Bereits am 9. September soll die Abspaltung ins Handelsregister eingetragen werden. Das geht aus dem Börsenprospekt hervor, das nach der Freigabe durch die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) veröffentlicht wurde.

Der Erstkurs wird durch Angebot und Nachfrage in einer Eröffnungsauktion kurz nach Handelsbeginn festgestellt. Eine Indikation dazu gibt es weder von Uniper noch von der Konzernmutter.

E.ON hatte bereits Ende 2014 angekündigt, sich in zwei Teile aufspalten zu wollen. Inzwischen steht fest, dass E.ON-Aktionäre für jeweils zehn ihrer Anteile zusätzlich eine Uniper-Aktie erhalten sollen. Damit trennt sich E.ON im ersten Schritt nur von rund 53 Prozent an Uniper. Anders als bei einem IPO werden durch diesen sogenannten Spin-off keine Einnahmen erzielt.

Der Konzern aus Düsseldorf hat sich verpflichtet, innerhalb von 90 Tagen nach dem Börsengang keine seiner Uniper-Aktien zu veräußern und schließt in diesem Zeitraum auch Kapitalerhöhungen aus. Mittelfristig will er jedoch die bei ihm verbliebenen 47 Prozent versilbern - aber nicht vor 2018.

Das Geschäft von Uniper

Uniper steht für "Unique Performance". E.ON hat in seine Tochter unter anderem den Energiehandel sowie Wasser- und Atomkraftwerke in Schweden ausgelagert. Zudem betreibt das neue Unternehmen in Europa und Russland Kohle- und Gaskraftwerke mit einer Leistung von 40 Gigawatt. Allein in Deutschland betreibt die E.ON-Tochter unter anderem acht große Kohle- und acht Gas-Kraftwerksblöcke.

Mit knapp 14.000 Beschäftigten erwirtschaftete Uniper im Jahr 2015 auf Pro-Forma-Basis einen Umsatz von rund 92 Milliarden Euro und einen Nettoverlust von 3,7 Milliarden Euro. Für 2016 wurde bisher kein Ausblick veröffentlicht.

Auf der anderen Seite konzentriert sich der Hauptkonzern künftig auf Ökostrom, Strom- und Gasnetze, Energiedienstleistungen sowie die deutschen Atomkraftwerke. Mit diesem verschärften Profil für beide Gesellschaften sollen neue Investoren angelockt werden.

"Für Uniper öffnet sich damit der Weg in eine eigene Zukunft als selbstständiges Unternehmen, das mit einer fokussierten Strategie seine Stärken im klassischen Energiegeschäft voll ausspielen kann", gibt sich E.ON-Vorstandschef Johannes Teyssen optimistisch.

Uniper-Börsengang auf gutem Weg

Nachdem die befürchteten Anfechtungsklagen ausgeblieben sind, steht der beschlossenen Aufspaltung des E.ON-Konzerns nichts mehr im Weg. Im Juni hatte die Hauptversammlung mit einer Mehrheit von 99,7 Prozent der radikalen Neuausrichtung zugestimmt. Allerdings hatten einige Aktionäre Widerspruch eingelegt und sich damit den Klage-Weg offen gehalten. Nun könne Uniper aber nach Aussage von E.ON-Chef Teyssen wie geplant im September an die Börse gehen.

Trotz geplantem Spin-off der Uniper-Aktie ein Berg von Problemen

Uniper steht von Anfang an unter Druck: Die stark gefallenen Strom-Großhandelspreise sorgen ebenso wie die schwache Kapitalausstattung durch E.ON für eine schwierige Ausgangslage.

Weil sich erneuerbare Energien in den letzten Jahren so stark entwickelt haben, hat sich der Börsenstrompreis wegen des großen Angebots mehr als halbiert. Das macht der gesamten Erzeugungsbranche zu schaffen.

"Wir gehen mit 4,7 Milliarden Euro Nettoschulden an den Start. Das ist auf Dauer zu viel", weiß auch der frühere E.ON-Finanzchef Klaus Schäfer, der nun Uniper vorsteht. Deshalb will der Uniper-Chef bis 2018 Unternehmensteile im Volumen von mindestens zwei Milliarden Euro abstoßen. Daneben beabsichtigt er, die Personalkosten deutlich zu reduzieren. Allerdings lässt sich beides nicht so einfach umsetzen.

Voraussetzung für einen Verkauf sei, dass er die Gesamtstrategie nicht gefährden dürfe. Gerne würde sich Schäfer zum Beispiel vom Brasilien-Geschäft trennen, jedoch gebe es hierfür derzeit keinen Käufer, der bereit sei, dafür eine nennenswerte Summe zu bieten.

Ein Erfolg war es zumindest, dass sich Uniper bei einem internationalen Konsortium eine Bankenfinanzierung in Höhe von 5 Milliarden Euro sichern konnte. Laut Finanzvorstand Christopher Delbrück ist damit die unabhängige Finanzierung der Uniper-Gruppe fest und langfristig gesichert. Mittelfristig werde ein komfortables Investmentgrade-Rating anvisiert.

Gewerkschaften nicht zu Tarifkürzungen bereit

Auch der Abbau der Personalkosten wird nicht einfach. Bei den geplanten Kürzungen tariflicher Leistungen wollen die Gewerkschaften bisher nicht mitziehen.

Die 14.000 Mitarbeiter - 5.000 davon in Deutschland - müssen sich zudem auf einen deutlichen Stellenabbau gefasst machen. "Wir wollen den Stellenabbau sozialverträglich gestalten und betriebsbedingte Kündigungen vermeiden, ausschließen können wir sie als letztes Mittel nicht", erklärte Uniper-Chef Klaus Schäfer. Dies sei nötig, um in einem schwierigen Marktumfeld wettbewerbsfähig zu sein. "Wir schauen uns alles an. Wir kennen an der Stelle keine heiligen Kühe", so Schäfer weiter.

Auch RWE plant Börsengang der Ökostrom-Tochter

Energiewende und Atomausstieg haben die Energieversorger in Deutschland in die größte Krise ihrer Geschichte gestürzt. So überrascht es nicht, dass auch E.ON-Konkurrent RWE das klassische Geschäft mit Kohle- und Gaskraftwerken von den Zukunftsgeschäftsfeldern abspaltet.

Der Essener Konzern will im Herbst im Zuge einer Kapitalerhöhung zehn Prozent seiner Tochter Innogy, in die er sein Geschäft mit Ökostrom, den Strom- und Gasnetzen sowie dem Vertrieb eingebracht hat, an die Börse bringen. Im Unterschied zum Konkurrenten aus Düsseldorf will RWE jedoch auf Dauer an einer Mehrheit festhalten.

Uniper wohl wetterfest bis 2018

Trotz aller Probleme will Uniper-Chef Schäfer sein Unternehmen wieder auf Erfolgskurs bringen. Er setzt unter anderem darauf, dass die Strompreise mittelfristig wieder ansteigen werden und dass die Bereitstellung von Kraftwerken zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit entsprechend vergütet wird. "Wir wollen wetterfest sein bis 2018", lautet das erklärte Ziel.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Uniper, PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

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