Investments

Warum "Frauenaktien" besser laufen

20.12.10 12:30 Uhr

An der Börse entwickeln sich „Frauenaktien“ besser als „Männerpapiere“. Woran das liegt – und welche Unternehmen für Anleger interessant sind.

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Aktien

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Indizes

7.272,3 PKT -2,2 PKT -0,03%

1.694,5 PKT -1,2 PKT -0,07%

500,6 PKT -0,6 PKT -0,11%

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1.435,9 PKT -1,0 PKT -0,07%

6.193,8 PKT -6,9 PKT -0,11%

11.435,7 PKT -31,6 PKT -0,28%

2.469,9 PKT -4,8 PKT -0,19%

948,8 PKT -1,5 PKT -0,16%

7.702,6 PKT -7,0 PKT -0,09%

5.974,1 PKT 43,2 PKT 0,73%

13.565,9 PKT 37,0 PKT 0,27%

von Andreas Pilmes

Es ist noch nicht lange her, da galt Rick´s Cabaretals eines der besten kleinen US-Unternehmen an der Börse. Dabei ist das Business der an der US-Technologiebörse Nasdaq gelisteten Firma untypisch für diese Handelsplattform: Rick’s ist eine Kette von Oben-ohne-Bars mit Standorten im ganzen Land von San Antonio bis New York. Mit Stolz verweist der Konzern darauf, dass es viele seiner Tänzerinnen in die Oben-ohne-Magazine „Playboy“ und „Pent­house“ geschafft haben. „The economy got you down?“, lautet ein aktueller Werbespruch. Die Wirtschaft hat dich runtergebracht? Dazu sind eine spärlich bekleidete Blondine, ein opulentes Steak und diverse Sonderangebote zu sehen.

Allerdings hat die Wirtschaft vor allem Rick’s runtergebracht. So war auch das Börsenjahr 2010 für die Stripaktie ziemlich mies. Neben der schlechten Wirtschaftslage leidet das Unternehmen unter der digitalen Konkurrenz im In­ternet. Fundamental betrachtet ist die Aktie durchaus günstig bewertet. Sowohl das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) als auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) liegen bei 0,8. Das bedeutet, für einen Euro Umsatz oder einen Euro Buchwert zahlt die Börse gerade einmal 0,80 Euro. Wegen der bescheidenen Perspektiven sollten die Anleger aber trotzdem die Finger von der Aktie lassen.

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Rick’s ist kein Einzelfall: Männer respektive alles, womit sich in der männlichen Lebens- und Erlebniswelt Geld verdienen lässt, lohnen als Anlage kaum. Von wegen Sex sells – Sex ist an der Börse keine gewinnbringende Ware. Das haben auch die Geldvernichtungsbetriebe Beate Uhse, Condomi, Private Media (Pornofilme) oder Planet Platinum (Bordellbetreiber) gezeigt. In dieser Gesellschhaft gilt Rick’s sogar als positive Ausnahme.

Motorräder, Waffen, Fußball

Doch auch was sonst noch klischeehaft der Männerwelt zugerechnet wird, hat Probleme. Beispiel Harley-Davidson: Die Aktie des Kultmotorradherstellers ist von einstigen Höchstständen meilenweit entfernt. Der durchschnittliche Harley-Fahrer ist Ende vierzig und gemeinsam mit der Technik gealtert. Harley lebt vom Ersatzteilverkauf, das Management hat es versäumt, rechtzeitig neue Märkte zu erschließen. Zudem leidet Harley unter hohen Schulden. Die jüngsten Zahlen zum dritten Quartal 2010 waren aber ermutigend: Trotz sinkender Umsätze kletterte der Gewinn von 56,4 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum auf 93,7 Mil­lionen Dollar – vor allem dank der wieder erstarkten Finanzsparte.

Oder das Beispiel Smith & Wesson: Seit Sommer zielt der Kurs des Waffenherstellers mehr oder minder nach unten. Amerikas Waffennarren hatten aus Furcht vor einem harten Kurs der Obama-Administration bereits vor der Wahl aufgerüstet, und nun sind sowohl die privaten wie auch die militärischen Magazine offenbar ausreichend gefüllt.

Trotzdem empfehlen nach Angaben des Finanzinformationsdiensts Bloomberg von neun Analysten vier, die Aktie zu kaufen. Fünf raten, sie vorerst zu halten. Grund: Die Aktie ist günstig bewertet. Zudem erzielt das Unternehmen hohe Gewinnmargen: Die Rendite des eingesetzten Kapitals liegt bei 19 Prozent. Zwar unterliegt das Waffengeschäft kurzfristigen Zyklen, ist aber auf längere Sicht relativ stabil.

Und was ist mit dem Klassiker der Männerwelt, mit Fußball? Mit dem Siegeszug von Borussia Dortmund, dem Verein, der momentan souverän die Bundesliga anführt, hat sich der Kurs der BVB-Aktie in den vergangenen Wochen mehr als verdreifacht. Klingt gigantisch, aber da gibt es noch die Geschichte von Susi Hoeneß, der Frau des Präsidenten vom FC Bayern, Uli Hoeneß: Weil ihr Gatte zum einen im Fußballgeschäft und zum anderen auf dem Aktienmarkt erfolgreich ist, wollte sie es ihm gleichtun. Beim Börsengang von Borussia Dortmund kaufte Susi Hoeneß 5000 Aktien zum Stückpreis von elf Euro. Aktuell notiert das Papier bei 3,20 Euro. Die Aktie eignet sich nur für sehr spekulative Anleger, weil der Kurs stark von den sportlichen Erfolgen des Vereins abhängt.

Lesen Sie, warum Frauenaktien an der Börse die bessere Wahl sind

Während die Aktien von typischen Männerprodukten also eher durchwachsen an der Börse laufen, geht es „Frauen­aktien“ wie der des Kosmetikkonzerns L’Oréal oder des Luxusgüterherstellers LVMH deutlich besser. Zweifellos spielt die gute Konjunktur zurzeit eine wichtige Rolle. Doch viele Unternehmen der Mode-, Accessoire- oder Kosmetikbranche haben die Krise der Jahre 2008/ 2009 kaum gespürt. Was nicht zuletzt daran liegen mag, dass die Welt der Aktien insgeheim immer weiblicher wird.

„Eine der erstaunlichsten Revolutionen der letzten 50 Jahre“ sei da gerade im Gange, konstatiert das US-Wirtschaftsmagazin „Economist“. Der Grund: Frauen haben immer mehr Geld in der Tasche. Zwar verdienen sie für gleiche Arbeit noch immer weniger als Männer, doch sie holen auf: Das durchschnittliche Bruttoeinkommen vollbeschäftigter Frauen in Deutschland hat sich zwischen 1970 und heute fast versiebenfacht. Weltweit verfügten Frauen im vergangenen Jahr über Einkommen von insgesamt 13 Billionen Dollar. 2014 werden es schon 18 Billionen sein, ergab eine Studie der Boston Consulting Group, für die 12.000 Frauen in 22 Ländern befragt wurden.

Damit entsteht eine Wirtschaftsmacht, die mehr als doppelt so groß ist wie die der Boomstaaten China und Indien zusammen. In Großbritannien wird es innerhalb der nächsten zehn Jahre mehr weibliche als männliche Millionäre geben. In China gehören 40 Prozent der Firmen Frauen. In den USA sind bereits mehr Frauen als Männer berufstätig. Diese geballte Frauenpower wird sich an den Börsen auch langfristig bemerkbar machen – bei den Unternehmen, die Produkte für Frauen herstellen.

Begehrte Edelmarken

Davon profitiert zum Beispiel LVMH, der Welt größter Luxuskonzern und mit 27 Milliarden Euro Marktwert Europas teuerste Marke. Den Franzosen gehören unter anderem der Champagner Moët & Chandon, die Parfums der Marke Dior und die Edel-Accessoires von Louis Vuitton. Das Konglomerat hat in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 14,2 Milliarden Euro umgesetzt, 19 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Zu verdanken hat es dies vor allem dem zweistelligen Wachstum bei der Hauptmarke Louis Vuitton. Zwar ist die LVMH-Aktie relativ teuer, dennoch wird sie von 25 Analysten nach Angaben des Branchendiensts Bloomberg zum Kauf empfohlen, neun stufen das Papier als neutral ein, und nur ein Analyst rät zum Verkauf. Auch wenn wegen des hohen Kursniveaus das Risiko eines Rückschlags gestiegen ist – langfristig hat der Anteilschein gute Aussichten.

Ende Okober hat LVMH seine Beteiligung am Taschenhersteller Hermès von zuvor unter fünf Prozent auf 14,2 Prozent ausgebaut. Und der Anteil soll nochmals um rund drei Prozent steigen. Die Hermès-Aktie hatte dadurch kräftig an Wert gewonnen und ist trotz der jüngsten Kursschwäche teuer. Trotzdem eignet sie sich für spekulative Anleger, die davon ausgehen, dass LVMH seinen Anteil mittelfristig weiter ausbauen wird.

Der Kurs des weltgrößten Kosmetikkonzerns. L’Oréal, wird dagegen nicht von Übernahmefantasien gespeist, sondern aus steigenden Umsätzen. In den ersten neun Monaten dieses Jahres setzten die Franzosen mit rund 4,9 Milliarden Euro 11,6 Prozent mehr um als im Vorjahreszeitraum. 2010 ist die Aktie bislang um etwa ein Drittel gestiegen und damit ambitioniert bewertet. Dafür bietet das Unternehmen seinen Investoren eine solide Bilanz sowie eine Dividendenrendite von 1,8 Prozent.

Modeerscheinungen

Auch bei Gerry Weber läuft es rund. Der Damenmodeschneider hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt: Kollektionen für Jüngere und eine internationale Ausrichtung haben dem Unternehmen gut getan. Die Geschäfte der Westfalen laufen so gut, dass sie gerade erst ihre Umsatzprognose für das laufenden Geschäftsjahr 2010/ 2011 von zuvor 620 Millionen Euro auf nun 660 bis 685 Millonen Euro angehoben haben. Im Vojahr hatten sie 594 Millionen Euro umgesetzt. Weil gleichzeitig auch die Rentabilität steigt, will Gerry Weber seine Dividende anheben: Im Mai 2011 sollen nun statt 0,85 Euro 1,10 Euro pro Aktie ausgeschüttet werden. Das macht beim aktuellen Kurs von 35,80 Euro eine Rendite von 3,3 Prozent.

Von der Liebe der Frauen zur Mode profitieren auch der schwedische Bekleidungshersteller H&M und der spanische Hersteller Inditex, der vor allem durch seine Marke Zara – ein H&M-Konkurrent – bekannt ist. Beide Unternehmen sind fast schuldenfrei, allerdings erzielt H&M höhere Margen. Zudem bieten die Schweden ihren Aktionären eine Dividendenrendite von 3,4 Prozent, die Spanier zahlen gerade einmal 1,8 Prozent. Entsprechend erscheint die H&M-Aktie auf dem aktuellen Niveau attraktiver.

Schmucke Dividende

Neben Kleidung kaufen Frauen gern Schmuck, wie viele Männer wissen. Der deutsche Modeschmuckhersteller Bijou Brigitte ist daher ein aussichtsreiches Investment. Allerdings leidet das Unternehmen noch unter der Wirtschaftskrise in Spanien und Portugal, wo es fast ein Drittel seines Filialnetzes ausgebreitet hat. Entsprechend erstaunt es nicht, dass der Umsatz in den ersten drei Quartalen 2010 gegenüber dem Vorjahr um 2,3 Prozent auf 274,2 Millionen Euro zurückgegangen ist.

Das hat der Aktie nicht gut getan. Sie ist in den vergangenen zwölf Monaten per saldo um zehn Prozent gefallen. Dass Anleger ihre Verluste verschmerzen können, haben sie der hohen Dividendenrendite der Aktie von knapp sechs Prozent zu verdanken. Mittelfristig dürfte das südeuropäische Geschäft wieder anziehen – und mit ihm der niedrig bewertete Anteilschein. Im Vorstand von Bijou Brigitte ist trotz des Geschäfts mit den Frauen keine einzige Dame zu finden. Sie sind auf Chefsesseln ohnehin selten. Das sollten die Aktionäre von Bijou und Co versuchen zu ändern. Denn nach einer Analyse der Unternehmensberatung McKinsey übertrafen Unternehmen mit mindestens drei Frauen im Vorstand jene Firmen, bei denen nur Männer das Sagen haben. Und zwar bei der Kapitalrendite sowie beim operativen Gewinn und bei der Aktienkursentwicklung.

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