Interview

Robert Halver: Wir ersaufen in Liquidität

10.04.14 17:00 Uhr

Robert Halver, der Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, sieht vier Systemrisiken für die Börsen. Welche das sind und wie man sich schützen kann.

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€uro am Sonntag: Herr Halver, wie schätzen Sie die weitere ­Kurs­entwicklung an den Aktienmärkten ein?
Robert Halver:
Ich bin optimistisch, dass die Rally an den Börsen, wenn auch unter Schwankungen, weitergeht. Den DAX etwa sehe ich bis Ende des Jahres bei rund 10 500 Punkten. Ein Grund ist, dass die weltweite wirtschaftliche Erholung die Unternehmensgewinne treibt. Aber es ist vor allem die Geldschwemme der Notenbanken, die die Kurse befeuert. Kurz gesagt: Wir ersaufen in Liquidität. Was könnte die Rally stoppen?
Es gibt meiner Meinung nach vier Systemrisiken. Das sind die Krim-Krise, die vermeintlich unsichere Zukunft der Schwellenländer sowie der Eurozone und viertens die Frage, was die US-Notenbank Fed geldpolitisch macht.

Was macht Ihnen richtig Sorgen?
Die Systemrisiken sind zu lösen. Die Krim-Krise bekommt man diplomatisch in den Griff. Die Schwellenländer sind fundamental stärker als zur Zeit der Asien-Krise 1997. Und die Europäische Zentralbank sowie die US-Zentralbank werden ihre expansive Liquiditätspolitik fortsetzen, auch wenn die Fed gerade verbalerotisch ein wenig auf die Bremse tritt.

Wie schätzen sie das Risiko eines unvorhergesehenen Crash-­Ereignisses, eines sogenannten Schwarzen Schwans, denn derzeit ein?
Schwarze Schwäne wurden häufig durch Leitzinserhöhungen ausgelöst. Denken Sie nur an den Zusammenbruch des US-Immobilienmarkts 2007 oder der Dotcom-Blase 2001. Das wird nicht so schnell wieder passieren, da die Notenbanken aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben und keine Konjunkturkrise riskieren wollen.

Und wenn doch?
Im Krisenfall werden die Zentralbanken noch mehr Liquidität bereitstellen. Wir können uns eine neue Krise schlicht gesagt gar nicht mehr leisten.

Wie sollten sich Anleger vor Schwarzen Schwänen schützen?
Sie können in Crash-Situationen Puts auf Aktienindizes kaufen, sie können Stop-Loss-Kurse einziehen und auf Sparpläne setzen. Persönlich bin ich immer erstaunt, was längerfristig trotz der großen Krisen im vergangenen Jahrzehnt auch aus Renditesicht zusammenkommt, wenn man etwa das Kindergeld regelmäßig anlegt. Übrigens, den Zinseszinseffekt gibt es auch bei Dividenden, wenn sie ­wieder angelegt werden. 

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