SFC Energy AG: "Unser Kerngeschäft hat weiter an Dynamik gewonnen"
Dr. Peter Podesser, SFC-Vorstandschef, äußert sich im Interview über den Einstieg in den Wasserstoff-Bereich sowie dem weiteren Ausbau des USA-Geschäfts im Segment Öl & Gas.
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Mit Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen für 2019 hat die SFC Energy AG ihre mittelfristigen Ziele eines Umsatzes von über 100 Mio. Euro sowie einer bereinigten EBITDA-Marge von deutlich über 10 % bestätigt. "An diesen Zielen wollen wir uns messen lassen", sagt SFC-Vorstandschef Dr. Peter Podesser im Interview mit Finanzen.net. Neue Wachstumspotenziale hat sich der Brennstoffzellen-Spezialist durch den Einstieg in den Wasserstoff-Bereich erschlossen, "der uns völlig neue Möglichkeiten eröffnet". Im Segment Öl & Gas steht 2020 der weitere Ausbau des USA-Geschäfts im strategischen Fokus. Da auch im Consumer-Bereich "eine klare Trendwende gelungen sei" sieht der Konzernlenker SFC Energy "operativ auf Kurs".
www.finanzen.net: Herr Dr. Podesser, SFC Energy hat seine im November 2019 revidierte Prognose für 2019 erreicht. Wie fällt Ihr Fazit für 2019 aus?
Dr. Peter Podesser: Wir sind natürlich enttäuscht und unzufrieden, die ursprüngliche Planung nicht erreicht zu haben. Aber sieht man von der spürbaren Investitionszurückhaltung im Bereich Öl & Gas und der fehlenden Auftragsvergabe eines Beschaffungsvorhabens im Verteidigungsbereich ab, die verantwortlich für die Revision der Jahresplanung waren, haben wir 2019 große Fortschritte erzielt und sind in Teilbereichen sogar stärker als geplant gewachsen. So ist im Segment Defense & Security der internationale Anteil am Umsatz auf Jahressicht um 84,5 % gestiegen und im zivilen Brennstoffzellengeschäft wies der Bereich Industriekunden ein Plus von 36 % auf. Dies zeigt, dass unser Kerngeschäft weiter an Dynamik gewonnen hat und uns im Consumer-Bereich eine klare Trendwende gelungen ist.
Welche Rolle spielte die im vergangenen Jahr durchgeführte Kapitalerhöhung?
Die Kapitalerhöhung mit einem Bruttoemissionserlös von 25 Mio. Euro war ein Meilenstein für die SFC Energy AG. Wir haben damit nicht nur unsere Finanzierung neu aufgestellt und die Unternehmensgruppe im Ergebnis entschuldet. Zugleich haben wir genügend Spielraum, unsere Wachstumspläne konsequent umzusetzen. Hierzu gehört auch der Einstieg in den Bereich Wasserstoffbrennstoffzellen, der uns völlig neue Möglichkeiten eröffnet.
Welche sind dies konkret?
Mit dem Einstieg in den Bereich Wasserstoffbrennstoffzellen haben wir unser Angebot um höhere Leistungsklassen erweitert und uns in diesen dynamischen Märkten damit auch neue Anwendungsfelder und zusätzliche Wachstumschancen erschlossen. Der erste Auftrag aus dem Bereich Wasserstoffbrennstoffzellen belegt dies eindrucksvoll. Die Beauftragung für die Ausrüstung in den ersten Bundesländern für ein Programm von bis zu 1.500 Funkstandorten in Deutschland unterstreicht die zunehmende Bedeutung von Wasserstoffbrennstoffzellen als nachhaltig saubere und zuverlässige Alternative zu herkömmlichen Dieselgeneratoren für die Notstromversorgung kritischer Infrastrukturen und Telekommunikation. Zusätzliche Projekte mit hohem Potenzial für die Brennstoffzelle sehen wir als Strom- und Notstromquelle auch in vielen anderen industriellen Anwendungen, zum Beispiel in der Bahn- und Verkehrsüberwachung, in Rechenzentren und Umspannwerken.
Welche Vorteile bringt Ihnen die Zusammenarbeit mit Ballard Power in diesem Bereich?
Im Rahmen eines Komponenten-Liefervertrags liefert Ballard Brennstoffzellenstacks an adKor und SFC Energy, die in das Jupiter-Wasserstoff-Brennstoffzellensystem integriert werden. Bereits in der Vergangenheit ist Ballard Power als Lieferant für das Jupiter-Brennstoffzellensystem aufgetreten. Diese Partnerschaft haben wir nun auf eine neue Basis gestellt. Ein wichtiger Pluspunkt ist dabei, dass die Technologie bzw. die Kernkomponenten von Ballard bei den Endkunden bereits qualifiziert sind und sich im Einsatz bewährt haben.
Wie begegnen Sie der Schwäche im Bereich Öl & Gas?
Zunächst muss man hier auf den Grund für die temporäre Investitionszurückhaltung unserer Kunden blicken. Im Wesentlichen war diese in fehlenden Pipeline-Kapazitäten für Öl und Gas in West-Kanada begründet. Im Zuge erster Entscheidungen zugunsten neuer Pipeline-Kapazitäten beginnt sich dieser Investitionsstau aktuell aufzulösen. Positiv stimmt uns hier, dass wir mit einem wieder erstarkten Auftragsbestand ins erste Quartal 2020 gestartet sind. Darüber hinaus werden wir die Abhängigkeit vom kanadischen Öl- und Gasgeschäft weiter nachhaltig reduzieren, so steht 2020 auch der weitere Ausbau des USA-Geschäfts in unserem strategischen Fokus.
Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf die kommenden Monate?
Operativ liegen wir auf Kurs. Wir verfügen zudem über gute Voraussetzungen, die zeitlich verzögerte Geschäftsentwicklung Ende 2019 zu kompensieren. Für das laufende Geschäftsjahr 2020 gehen wir von einem organischen Wachstum und einem neuen Rekordumsatz im Bereich von 64 bis 71 Mio. Euro aus. Zugleich peilen wir beim EBITDA eine Größenordnung von 3,6 bis 6,6 Mio. Euro an. Damit zählen wir nach wie vor zu den rentabelsten Brennstoffzellenherstellern der Welt.
Woher rührt diese große Bandbreite bei der Ergebnisplanung?
Nach den Erfahrungen des Vorjahres haben wir für das laufende Geschäftsjahr bewusst defensiv geplant. So enthält das untere Ende der Bandbreite keine neuen Aufträge von nationalen Verteidigungskunden. Sobald wir mehr Visibilität haben, können wir umgehend die Ergebnisprognose entsprechend eingrenzen.
Und mittelfristig?
Unsere mittelfristige Prognose steht unverändert. Mit Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen haben wir unsere Mittelfristplanung bestätigt, die in den nächsten drei bis vier Jahren einen Umsatz von über 100 Mio. Euro sowie eine bereinigte EBITDA-Marge von deutlich über 10 % vorsieht. An diesen Zielen wollen wir uns messen lassen.
Herr Dr. Podesser, besten Dank für das Interview.
Haftungsausschluss/Disclaimer: Das aktuelle Interview dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die Meinungen und Aussagen der Interviewpartner spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wider, sondern ausschließlich diejenige des Interviewpartners. Das Interview ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
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