Dirk Müller: An den Aktienmärkten ist die Realität stark verfälscht
Mr. DAX spricht im Interview über die Entwicklung an den Aktienmärkten, die Konjunkturentwicklung und die anstehende US-Wahl.
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von Benjamin Summa
Herr Müller, DAX, Dow Jones und Co. haben sich zwar von den dramatischen Corona-Verlusten des Frühjahrs erholt, zuletzt kam die Rallye aber ins Stocken. Wie schätzen Sie im vierten Quartal und darüber hinaus die Chancen und die Risiken für die Finanzmärkte ein?
Dirk Müller: Wir haben eine sehr starke Erholung gesehen, das ist korrekt. In den amerikanischen Indizes beispielsweise wurde diese Erholung aber weitestgehend von Schwergewichten wie Amazon und Google getrieben, die eindeutig Krisenprofiteure sind. Das hat die Realität stark verfälscht. Der DAX hat seine Höchststände von vor der Krise bisher noch nicht wieder erreicht. Die Frage wird sein, ob sich die Aktienmärkte aufgrund übergeordneter Themen auch in Zukunft losgelöst von der Realwirtschaft entwickeln werden oder ob die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen wieder ins Verhältnis zu ihrer Börsenbewertung gesetzt wird. Letzteres hätte starke Kurseinbrüche zur Folge. Die Gewinne der US-Unternehmen sind seit 2016 ja nicht aufgrund einer höheren Produktivität gestiegen, sondern aufgrund drastischer Steuersenkungen seitens der Trump-Administration. Nach der US-Wahl könnte es wieder zu Steuererhöhungen kommen - und dann wäre dieser Effekt sehr schnell verpufft. Auch in den kommenden Monaten müssen wir also mit der folgenden Unsicherheit leben: Stützen die Billionen starken Hilfsmaßnahmen weiterhin nachhaltig die Märkte oder schlägt die schlechtere Gewinnsituation zahlreicher Unternehmen hart auf die Kurse durch?
Wie sieht Ihr Corona-Szenario für die anstehende kalte Jahreszeit aus? Ein zweiter harter und landesweiter Lockdown, wie kürzlich von Israel ausgerufen, ist hierzulande sicherlich keine Option.
Ich habe die Situation schon sehr früh mit der Entwicklung eines Hurrikans verglichen. Die Vorderseite ist mit massiven Schäden für viele Menschen und die Wirtschaft durchgelaufen. In den Sommermonaten haben wir uns dann im Auge des Sturms befunden - es war weitestgehend windstill. Und nun kann die Rückseite des Hurrikans mit urplötzlicher Gewalt hereinbrechen. Ich gehe davon aus, dass die Lage in den kommenden Monaten weiter eskaliert. Das Ergebnis dieser Entwicklung wird sein, dass es wieder stärkere Beschränkungen geben wird - mit den dazugehörenden Auswirkungen auf die Wirtschaft. Das Gefährliche daran ist aus meiner Sicht, dass eine mögliche zweite Welle auf vorgeschädigte Strukturen in der Wirtschaft trifft.
Die Hinweise verdichten sich, dass die deutsche Wirtschaft einen weniger dramatischen Einbruch verkraften muss, als vor einigen Monaten noch befürchtet worden ist. Wie schätzen Sie die weitere Konjunkturentwicklung ein?
Das kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Meines Erachtens ist der Wirtschaftseinbruch weit dramatischer als beispielsweise im Zuge der Finanzkrise. Die Weltbank hat ihre Prognosen permanent nach unten angepasst. Aber eines stelle ich schon fest: Seit Monaten wird nicht richtig hingeschaut. So wurde die Insolvenzpflicht vorübergehend außer Kraft gesetzt, was zu der skurrilen Situation geführt hat, dass wir in der größten Krise seit 1929 zehn Prozent weniger Insolvenzen hatten als in der Boomphase des Jahres 2019. Viele Wirtschaftsregularien, die unsere Volkswirtschaften in den zurückliegenden Jahrzehnten ausgemacht haben, gelten derzeit nicht mehr.
Vom 1. Oktober an müssen Unternehmen wieder einen Insolvenzantrag stellen, wenn sie akut zahlungsunfähig sind. Rechnen Sie jetzt mit einer Pleitewelle in Deutschland?
Wir haben zigtausend Zombie-Unternehmen in Deutschland, die faktisch pleite sind, aber am Leben erhalten wurden. Die viel diskutierte Pleitewelle wird kommen, da bin ich sicher, aber vorerst greifen noch die staatlichen Hilfen und Überbrückungsgelder. Aber das ändert das Grundproblem nicht. Viele angeschlagene Unternehmen - allen voran Gastronomie, Tourismusunternehmen und Kulturbetriebe - haben einen harten Winter vor sich. In den kommenden zwölf Monaten werden wir aller Voraussicht nach viele negative Meldungen aus der Wirtschaft bekommen.
Welche Auswirkungen wird der Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA am 3. November Ihrer Meinung nach auf die Finanzmärkte haben?
Alles ist nun davon abhängig, wie sich die Corona-Infektion von Donald Trump entwickelt. Für mich steht aber fest: Wenn Joe Biden gewinnen sollte, dann hätte das sicherlich negative Auswirkungen auf die Aktienmärkte, weil er bereits angekündigt hat, die von Trump gesenkten Unternehmenssteuern wieder anheben zu wollen. Ein Einbruch der Unternehmensgewinne wäre die logische Folge. Aber auch ein Straßenkampf um die Macht hätte äußerst negative Auswirkungen auf die Wirtschaft, eine Situation also, in der Donald Trump eine Wahl Bidens nicht anerkennen würde. Sollte Trump gewinnen, dann kann man von einer Status-quo-Politik ausgehen. Eines kann man aber jetzt schon sagen: Kein Sieg einer der beiden Kontrahenten wird Euphorie auslösen. Hierfür sind die Probleme, die sich in den USA aufgehäuft haben, einfach zu zahlreich.
Gold hat im vergangenen Monat Federn lassen müssen. Einige schreiben, die Goldpreis-Rallye sei vorbei. Wie sehen Sie das?
Mir ist das völlig egal, was der Goldpreis heute oder morgen macht; es handelt sich hier um die Verrücktheiten des Kapitalmarktes, das hat alles nichts mit dem realen Wert des Goldes zu tun. Gold ist seit 5.000 Jahren nicht wertlos geworden. Wir haben eine Geldflut sondergleichen und mittelfristig eine hohe Inflationserwartung. Also muss ich doch als Sparer nach Anlageklassen suchen, die das ersparte Vermögen irgendwie bewahren hilft. Und da gehört Gold nun mal dazu.
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