BRAIN AG: Wegbereiter für eine biobasierte Wirtschaft

Die BRAIN AG plant den Börsengang im Premiumsegment der Frankfurter Wertpapierbörse. Dies nahm finanzen.net zum Anlass, ein Interview mit Dr. Jürgen Eck, dem CEO des Unternehmens zu führen.
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finanzen.net: Die BRAIN AG trägt zwar "Biotechnology" im Namen unterscheidet sich jedoch sehr stark von den herkömmlichen Biotechunternehmen. Können Sie Ihr Unternehmen in zwei oder drei Sätzen kurz vorstellen und dabei vor allem die Unterschiede zur medizinischen Biotechnologie herauskehren?
Dr. Jürgen Eck: Die BRAIN AG ist im Bereich der "industriellen Biotechnologie" tätig. Diese gilt als Kerndisziplin der "Bioökonomie". In dieser Zukunftsbranche geht es darum, Ressourcen aus der Natur in der industriellen Produktion zu nutzen, um dadurch wesentliche Verbesserungen gegenüber herkömmlichen Produktionsprozessen zu erreichen. Dies führt beispielsweise zu ressourcenschonenderen, energieeffizienteren und nachhaltigeren Prozessen in der Chemie-, Bergbau- und Konsumgüterindustrie oder natürlicheren, gesünderen Produkten in der Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie.
Wir bedienen diese Märkte indem wir auf unser umfangreiches BioArchiv zugreifen. Dieses enthält etwa 53.000 umfassend charakterisierte, kultivierbare Mikroorganismen, mehr als 50.000 charakterisierte Naturstoffe und Fraktionen aus essbarem Pflanzenmaterial sowie eine Vielzahl neuer Enzyme und Stoffwechselwege aus bisher nicht kultivierbaren Organismen. Auf diese einzigartige Sammlung natürlicher Ressourcen können wir mithilfe eigener Technologieplattformen sehr effizient zugreifen.
Dies unterscheidet uns stark von der "roten bzw. medizinischen Biotechnologie", die häufig nur auf ein Produkt bzw. eine Lösung setzt, um diese zur Marktreife zu bringen.
Ihr Geschäft erstreckt sich vor allem auf die Vermarktung eigener Produkte und Kooperationen. Mit welchem Produkt sind Sie derzeit besonders erfolgreich im Markt aktiv?
Aktuell beschäftigen wir uns sehr intensiv damit, gesündere, natürlichere Ersatzstoffe für Nahrungsmittel zu finden - konkret kann ich hier Salzmodulatoren oder natürliche Süßkraftverstärker nennen. Denn neben den uns alle angehenden Themen "Nachhaltigkeit" und "Ressourceneffizienz" ist auch das Thema "Gesundheit" von hoher globaler, gesellschaftlicher Bedeutung. So wird in einigen Ländern bereits eine Steuer auf Zucker gefordert.
Ein weiteres Produkt, das seit einiger Zeit bereits im Einsatz ist, ist das mit Henkel gemeinsam entwickelte Waschmittelenzym, dessen Einsatz dazu führt, dass auch bei niedrigeren Waschtemperaturen (und damit geringerem Energieverbrauch) sauber gewaschen werden kann.
Und wie sieht ihre Produktpipeline derzeit konkret aus? Von welchem Entwicklungsprojekt erwarten Sie in Zukunft besonders markante Umsatz- und Ergebnisbeiträge?
Unsere Produktpipeline ist derzeit stark gefüllt. Hierfür wollen wir auch den größten Teil der Mittel aus dem Börsengang verwenden. Die Projekte - konkret können wir ca. 15 nennen - kommen aus den verschiedensten Produktbereichen entlang der von uns bearbeiteten Märkte: Enzyme, Nahrungsmittel, Wundversorgung, Biosubstitute, Kosmetika. Bei einigen dieser Produktenwicklungen könnte die Marktreife bereits in ein bis zwei Jahren erreicht sein, bei anderen in acht bis neun Jahren. Welche davon den größten Teil zum zukünftigen Umsatz beitragen werden, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Aber lassen Sie mich einige Anwendungsbereiche nennen, damit Sie sich ein Bild machen können. Neben den bereits genannten Geschmacksmodulatoren beschäftigen wir uns mit der Wiederverwertbarkeit von CO2, z.B. zur Herstellung von Bioplastik. Weitere Projekte gibt es im Bereich "Green Mining". Hier suchen wir nach natürlicheren Lösungen zur Bindung von Metallen in der Minenproduktion. Daneben sind wir im Bereich Wundheilung tätig und arbeiten mit Mikroorganismen zur Säuberung chronischer Wunden.
Deutsche Anleger gelten bekanntlich als relativ risikoavers. Warum sollte ein Privatanleger Ihrer Meinung nach dennoch über ein Investment in Aktien der BRAIN AG nachdenken?
Die BRAIN ist in einem Zukunftsmarkt tätig, der auch von Wirtschaft und Politik als solcher anerkannt ist. "Biologisierung von Industrien" ist hier das Schlagwort. Wie eine solche biobasierte Wirtschaft aufzubauen ist, war zuletzt Thema des "Global Bioeconomy Summit" in Berlin, an dem auf Initiative des Bioökonomierats der deutschen Bundesregierung Ende November letzten Jahres über 700 Teilnehmer aus 82 Staaten teilnahmen.
Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit, Ressourcen-Effizienz, Energie-Effizienz, Gesundheit lassen demnach auf ein entsprechendes Wachstumspotenzial schließen. Die meisten institutionellen Investoren, die wir in den vergangenen Tagen und Wochen getroffen haben, haben dies auch verstanden. Da wir alle auch persönlich von diesen Themen betroffen sind, denke ich, verstehen es auch die Privatanleger an der Börse.
Und nun zu den Zahlen von BRAIN. Wie hat sich das Geschäft im vergangenen Jahr entwickelt?
Im vergangenen Geschäftsjahr (Geschäftsjahresende 30.9.2015) haben wir eine Gesamtleistung (Umsatzerlöse + Bestandsveränderungen + sonstige Erträge inkl. Erlöse aus F&E-Förderung) von 25,7 Millionen Euro erzielt - eine Steigerung von 86 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Erwerb der WeissBioTech ist per 1. November 2014 enthalten. Im Dreijahresvergleich (CAGR 2011/12 - 2014/15) haben wir die Gesamtleistung um durchschnittlich 48 Prozent p.a. gesteigert. Einen besonderen Fokus haben wir in den letzten Jahren auf den Ausbau unseres "BioIndustrial" Geschäfts und damit die Ausweitung unserer eigenen Produkt-Pipeline gelegt. Dies haben wir durch entsprechende Investitionen (auch Akquisitionen, wie der Erwerb der WeissBioTech) intensiv vorangetrieben. Erstmalig seit dem Geschäftsjahr 2014/15 erzielte dieser Bereich mehr als die Hälfte der Gesamtleistung der BRAIN Gruppe.
Die stark investive Strategie führt auch dazu, dass wir im Ergebnis noch negativ sind, wenn auch mit im Zeitverlauf verbesserten Margen. Im Geschäftsjahr 2014/15 betrug das Gruppen-EBIT minus 4,6 Millionen Euro.
… und welche geschäftlichen Perspektiven können Sie potenziellen Anteilseignern hinsichtlich Umsätze, Ergebnisse und Dividenden für die kommenden Jahre in Aussicht stellen?
Wir möchten unsere Wachstumsstrategie - zunächst fokussiert auf Umsatzwachstum, wie oben beschrieben - konsequent fortsetzen. Wann genau wir den Break-Even erreichen werden, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht präzise sagen. Erwähnen sollte ich hier aber, dass unsere größeren und global tätigen Wettbewerber teilweise sehr profitabel sind. Da wir zukünftig deren Märkte auch mit unseren eigenen Produkten stärker bedienen möchten, möchten wir uns auch von den Gewinnen künftig ein Stück abschneiden.
Privatanleger können bis voraussichtlich 3. Februar die BRAIN-Aktie zeichnen. Welches sind die wichtigsten Eckpunkte des Börsengangs?
Die Preisspanne für die angebotenen BRAIN-Aktien liegt bei 9,00 bis 12,00 Euro je Aktie. Das Angebot umfasst 3.500.000 neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung sowie bis zu 525.000 Aktien im Zuge einer möglichen Mehrzuteilung. D.h. je nach Emissionspreis und abhängig davon, ob die Mehrzuteilungsoption gezogen wird, liegt das Emissionsvolumen zwischen 31,5 Millionen Euro und 48,3 Millionen Euro.
Der endgültige Emissionspreis wird auf Basis eines Bookbuilding-Verfahrens bestimmt. Ab 9. Februar sollen die BRAIN-Aktien unter dem Börsenkürzel BNN und der ISIN DE0005203947 / WKN 520394 im Regulierten Markt (Prime Standard Segment) der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden. Die Platzierung aller Aktien einschließlich Mehrzuteilungsoption wird zu einem Freefloat von 24,5 Prozent nach IPO führen.
Die Erlöse aus dem Börsengang wollen wir im Wesentlichen für unsere Produktentwicklung sowie den verstärkten Vertrieb eigener Produkte (Enzyme, Mikroorganismen und bioaktive Naturstoffe) verwenden. Ein gewisser Teil der Erlöse kann unter anderem auch für weitere Akquisitionen genutzt werden.
Das allgemeine Börsenumfeld macht derzeit nicht gerade den robustesten Eindruck. Wie reagierten institutionelle Investoren im Vorfeld des IPO auf Ihre Firmenpräsentationen?
Die aktuelle Marktverfassung an der Börse spielt für BRAIN gar keine so große Rolle. Immerhin ist die Bioökonomie eine allgemein anerkannte Zukunftsbranche, wie ich oben bereits erläutert habe. Entsprechend groß ist auch das Wachstumspotenzial. Dies haben die meisten Investoren, die wir in den vergangen Tagen und Wochen getroffen haben, auch verstanden.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Eck.
Zur Person:
Dr. Jürgen Eck, Jahrgang 1962, studierte Biologie an der Technischen Universität Darmstadt mit den Schwerpunkten Mikrobiologie und Molekularbiologie. Nach seiner Promotion zum Dr. rer. nat. in den Fächern Biochemie und Molekulargenetik stieß er 1994 zum Gründerteam der BRAIN AG. Im Jahr 2000 wurde Dr. Eck als CTO in den Vorstand der BRAIN AG berufen. Seit 2015 ist er CEO und Vorstandsvorsitzender.
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