Belectric im Fokus: innogy-Tochter sieht Zeit für Solarboom gekommen
Die Solarenergie ist auf dem Vormarsch.
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Ein Stück vom Kuchen will sich das im unterfränkischen Kolitzheim beheimatete Solarunternehmen Belectric sichern, eine Tochter des vor der Zerschlagung stehenden Energiekonzerns innogy. "Der Solarmarkt wird in den nächsten Jahren überdurchschnittlich wachsen", ist sich Belectric Chef Ingo Alphéus im Gespräch mit der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX sicher. Dabei hofft Alphéus auch auf Investitionen durch den künftigen Eigentümer RWE - dort wird das Geschäft mit erneuerbaren Energien nach dem großangelegten Geschäftetausch mit Konkurrent angesiedelt sein.
Der Manager sieht die Branche derzeit an einem "Wendepunkt". Untermauert wird dies durch eine aktuelle Studie der Expertengruppe PV Market Alliance, derzufolge sich der weltweite Markt in den kommenden fünf Jahren verdoppeln dürfte. Demnach könnte die jährlich neu installierte Leistung der Anlagen 2022 auf 180 bis 200 Gigawatt steigen, nach 98 Gigawatt 2018.
Dabei hofft Alphéus auch auf Schützenhilfe durch die künftige Konzernmutter RWE, die im Rahmen des vereinbarten Tauschs künftig das Geschäft mit erneuerbaren Energien von innogy und E.ON übernehmen soll. Der Essener Versorger hat schon Milliardeninvestitionen in das neue Geschäft angekündigt. 1,5 Milliarden Euro wollen die Essener jährlich in den Ausbau der Erneuerbaren stecken. "Ich könnte mir vorstellen, dass von den geplanten RWE-Investitionen ein stetig wachsender Teil in Solarprojekte fließen wird", zeigt sich Alphéus zuversichtlich. Der Manager kennt RWE noch gut aus früheren Tagen: Vor seinem Posten bei Belectric verantwortete er die Ausgliederung innogys von RWE sowie den Börsengang 2016. Nach der Transaktion wird er Belectric-Chef bleiben.
Dem Unternehmen spielt bei seinen Wachstumsplänen die Energiewende in die Hände. In Europa wollen sich Länder wie Frankreich, die Niederlande sowie Deutschland aus der Kohleverstromung zurückziehen und im Gegenzug die erneuerbaren Energien ausbauen. Länder wie China, Indien, USA oder Australien bauen großflächige Solarparks. Aber auch die Wirtschaftlichkeit spielt eine Rolle, so sind Alphéus zufolge etwa die Kosten für Module um mehr als 80 Prozent gesunken.
"Wir sehen zur Zeit zum Beispiel in Asien und den USA, dass Neubauprojekte von Steinkohle- und Gaskraftwerken zugunsten von Solarprojekten abgesagt werden, sagt der Manager. "Das machen Kunden nicht alleine aus Umweltschutz- oder Imagegründen, sondern auch, weil es sich erstmals rechnen kann." Viele Jahre sei Solarstrom aus Sicht von Verbrauchern und Politik zu teuer gewesen. Jetzt hält Alphéus die Fotovoltaik auch ohne Förderung für wettbewerbsfähig. Und zwar nicht nur gegenüber konventionellem Strom, sondern auch im Vergleich zu Windstrom. "Und das zeigt sich auch im Wachstum."
So will Belectric in diesem Jahr erstmals Anlagen mit einem Volumen von bis zu einem Gigawatt bauen. Im Vorjahr erreichte das Unternehmen noch ungefähr die Hälfte. Davon errichtet Belectric etwa die Hälfte für die Mutter innogy, den Rest für Dritte. Das soll dem Unternehmen in diesem Jahr einen Umsatzschub bringen. "Wir planen für 2019 mit einem Umsatzwachstum im hohen zweistelligen Bereich", prognostiziert der Unternehmenschef. Im Jahr zuvor erzielte Belectric 231 Millionen Euro. Damit ist der Solaranlagenbauer aber ein kleines Rädchen im innogy-Getriebe, der Konzern kam 2018 auf einen Umsatz von knapp 37 Milliarden Euro, davon stammten knapp 970 Millionen Außenumsatz aus dem Geschäft mit erneuerbaren Energien.
Allerdings ist der Anlagenbau ein volatiles Geschäft, weshalb Alphéus auch vermehrt auf Dienstleistungen setzt, die bessere Margen versprechen. "Wir wachsen da stark." Bei einem aktuellen Volumen der Betriebsführungs- und Wartungsverträge in Höhe von 1,7 Gigawatt sei mit einem Wachstum von rund einem Gigawatt bis Ende nächsten Jahres zu rechnen. "Der Grund dafür sind Aufträge von innogy, aber auch von Drittkunden. Das liefert stabile Cash Flows".
Dagegen gebe es im Anlagenbau keine Garantie für konstante Projektvolumina. Um dort auch mit eventuell deutlich weniger Auftragsvolumen profitabel zu sein, habe Belectric ein Programm zur Effizienzsteigerung gestartet. "Damit senken wir Kosten, verschlanken die Durchlaufprozesse und verstärken den internationalen Einkauf." Denn Belectric selbst stellt keine Solarmodule her, sondern kauft diese ein. Auch den Bau überlässt die Firma Subunternehmen. 750 Menschen arbeiten für Belectric, das sich auf die Projektentwicklung sowie den späteren Betrieb konzentriert.
Den überwiegenden Teil seines Geschäfts macht Belectric dabei im Ausland. So ist Indien ein Schlüsselmarkt für das Unternehmen, auch Australien ist für das Unternehmen attraktiv: Hier erhielt Belectric im vergangenen Jahr den Zuschlag für den Bau und den Betrieb für das bis dahin größte Solarkraftwerk des Landes mit einer Leistung von 349 Megawatt.
Deutschland fällt dagegen ab. Nur etwa rund ein Zehntel des Umsatzes wird Belectric in diesem Jahr in seinem Heimatmarkt machen. Hintergrund sind Förderdeckel für größere Anlagen sowie scharfe Vorgaben für den Bau von Solaranlagen auf freier Fläche. Dennoch sieht Alphéus den Markt als lohnend an und will die Projektentwicklung deutlich ausbauen. "Wir sind hier profitabel unterwegs und wir sehen auch Wachstum. Aber die Anlagengrößen sind hier meistens deutlich kleiner als in unseren Auslandsmärkten."
So gewann Belectric zuletzt Projekte über 3 und 15 Megawatt in einer Ausschreibung. "Die engen Größen- und Flächenbeschränkungen erhöhen die Kosten, und die Anzahl der Projekte wird geringer", moniert Alphéus. Die Zielsetzung der Bundesregierung, bis 2030 den Anteil der erneuerbaren Energien auf 65 Prozent zu steigern, erreiche man mit solchen Einschränkungen nicht. Zwar glaubt der Belectric-Lenker, dass das Problem von vielen in der Politik erkannt sei, jedoch würde dies von den einzelnen Bundesländern unterschiedlich aufgefasst. Dabei könne die Solarbranche ein wichtiger Erfolgsfaktor für eine bezahlbare Energiewende werden. "Wenn man sie lässt."/nas/tav/mis
FRANKFURT (dpa-AFX)
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