Rheinmetall-Aktie in Grün: Rheinmetall-Panzer für Ringtausch sollen im Frühjahr fertig sein - mehr Tempo bei Rüstungs-Aufträgen gefordert
Die für sogenannte Ringtausche mit der Slowakei und Tschechien vorgesehenen Leopard-Kampfpanzer werden nach Angaben des Rüstungsunternehmens Rheinmetall im Frühjahr fertig instand gesetzt sein.
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"Diese Panzer gehören der Bundesregierung. Damit kann sie tun, was sie will", sagte Konzernchef Armin Papperger dem "Stern". Rheinmetall habe bis Ende März rund 29 Kampfpanzer Leopard 2A4 einsatzbereit, die für den Ringtausch vorgesehen gewesen seien. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte ein Rheinmetall-Sprecher dagegen, die 29 Ringtausch-Panzer werde man "im April/Mai 2023 fertig haben".
Die Bundesregierung hat einen Teil der Militärhilfe für die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland als Tausch mit östlichen NATO-Partnern organisiert. Diese geben Waffen sowjetischer Bauart an die Ukraine ab und erhalten dafür moderneren Ersatz aus Deutschland. Im Zuge dieser sogenannten Ringtausche hat Deutschland der Slowakei 15 und Tschechien 14 Leopard-Panzer zugesagt - es handelt sich um überholte Fahrzeuge aus Rheinmetall-Beständen, beide Länder erhielten im Dezember bereits jeweils das erste Fahrzeug. Zuletzt war der Druck auf Deutschland gewachsen, Leopard-Panzer an die Ukraine zu liefern.
Vor dem Hintergrund dieser Debatte hatte der Rheinmetall-Chef kürzlich Schlagzeilen gemacht mit der Aussage, die Reparatur von Leopard-Panzern aus seinen Beständen dauere "ein knappes Jahr". Papperger sagte nun, manche Leute hätten dabei "wichtige Dinge falsch verstanden". "Ich habe von den 22 Leopard-Panzern gesprochen, die bei Rheinmetall stehen und Rheinmetall gehören. Da bleibe ich dabei, die werden nicht vor Ende dieses Jahres fertig." Zum Zustand der Fahrzeuge erläuterte er: "Diese Panzer standen zum Teil zehn Jahre mit offener Luke da, die sind innen verschimmelt."
Der Rheinmetall-Sprecher sagte dem RND zu diesen 22 Panzern: "Eine Auslieferung wäre Ende 2023/Anfang 2024 möglich." Hinzu kämen die 29 Leopard-Panzer, die für Ringtausch-Projekte in Arbeit seien. "Vom Leopard 1 könnten wir 88 Fahrzeuge verfügbar machen", fügte er hinzu. Insgesamt geht es also um 139 Leopard-Panzer. Dabei sei die Gemengelage aufgrund der sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen, verschiedenen Formen der direkten beziehungsweise indirekten Lieferung sowie der wechselnden Prioritäten bei Aufträgen "sehr volatil". "Daher ist es zum Beispiel schwer, konkrete Zeiträume für Auslieferungen zu benennen."
Pistorius: Bestandsprüfung zu Leopard-Panzern liegt in Kürze vor
Die Prüfung der Verfügbarkeit von Leopard-2-Kampfpanzern liegt nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius in Kürze vor. Das sagte der SPD-Politiker am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin". Dies sei die Voraussetzung dafür, "dass wenn ein Ja kommt, was möglicherweise in den nächsten Tagen der Fall sein wird, dass wir dann auch schnell handlungsfähig sind, ausbilden können und die Verbände dann auch entsprechend verlegen können". Pistorius betonte erneut, die Entscheidung über Lieferungen falle im Kanzleramt. Er wies darauf hin, dass Deutschland als "Leopard-Nation" eine besondere Verantwortung und Rolle zukomme. Pistorius wollte am Vormittag mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg zusammenkommen.
Kanzler Olaf Scholz (SPD) steht wegen seiner Zurückhaltung in der Frage von Kampfpanzerlieferungen an die Ukraine seit Wochen international in der Kritik, auch in der eigenen Koalition wurde Unmut laut. Die Regierung begründet ihr Vorgehen mit dem Abwägen von Eskalationsrisiken und nötiger internationaler Abstimmung. Die Ukraine bittet seit Monaten um Kampfpanzerlieferungen, um sich gegen den russischen Angriff zu wehren.
Mehrere EU-Staaten hatten die Bundesregierung am Montag beim Außenministertreffen in Brüssel teils sehr deutlich kritisiert. Polen kündigte an, Deutschland um eine Genehmigung für die Lieferung der in Deutschland hergestellten Kampfpanzer vom Typ Leopard an die Ukraine zu bitten - machte aber deutlich, notfalls auch ohne Erlaubnis in einer kleinen Koalition Leopard-2-Panzer liefern zu wollen.
Rheinmetall-Chef fordert mehr Tempo bei Rüstungs-Aufträgen
Der Rüstungskonzern Rheinmetall steht für Aufträge der Bundeswehr in den Startlöchern.
Vorstandschef Armin Papperger forderte dabei von der Politik mehr Tempo bei der Vergabe. "Die gesamte deutsche Industrie ist bereit. Die Ressourcen sind da, die Leute sind da, wir haben auch das Know-how. Was wir jetzt brauchen, ist gemeinsam mit der Politik den Schulterschluss, dass wir eine Planungsfähigkeit haben", sagte der Konzernlenker am Dienstag auf einer Handelsblatt-Konferenz. Rheinmetall habe im vergangenen Jahr 700 Millionen Euro in die Kapazitätserweiterung investiert und 2.000 Menschen eingestellt. Doch bislang gebe es keine Aufträge.
Papperger bekräftigte, ein großes Defizit gebe es beim Munitionsbestand. "Wir sind in der Lage, mehr Artillerie-Munition zu produzieren als die Amerikaner", betonte er. "Ich hab aber bisher keinen einzigen Auftrag dafür." Zwei Milliarden Euro zum Vorfinanzieren habe er nicht. Es gehe um riesige Stückzahlen, nicht nur für die Ukraine, sondern auch für die Bundeswehr. "Wir haben keine Munition bei uns, und in Europa sieht es genauso aus." Papperger kritisierte, wenn im Wehretat jährlich nur rund eine Milliarde Euro für Munition stünden, werde es 30 Jahre dauern, bis man den Bestand bedarfsgerecht aufgestockt habe.
PAPPERGER: ZEITENWENDE MUSS 2023 EINGELEITET WERDEN
Die Zeitenwende mit dem Sondervermögen über 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr sei überfällig gewesen, so Papperger. Die angekündigten Fünf- und Zehnjahrespläne gebe es aber immer noch nicht. "In 2023 müssen wir die Zeitenwende jetzt wirklich einleiten", forderte der Rheinmetall-Chef. Dabei gehe es aber nicht nur um das Sondervermögen sondern auch um das Erreichen des Zwei-Prozent-Ziels, also zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für den Wehretat. Der müsse dafür um 20 bis 25 Milliarden Euro pro Jahr aufgestockt werden. "Das ist eine riesige Verantwortung, die die Politik hat, aber ich glaube, sie muss diesen Schritt gehen."
Der Bundestag hatte im Juni als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ein 100 Milliarden Euro schweres Sondervermögen für die Bundeswehr beschlossen.
UMSATZ DURCH EXPAL-ÜBERNAHME ZUSÄTZLICH ANGETRIEBEN
Angetrieben von der allgemeinen Aufstockung der Wehretats in vielen Ländern ist Rheinmetall derzeit auf Rekordkurs. Hinzu kommt die jüngste Übernahme des spanischen Munitionsherstellers Expal. Mit den zusätzlichen Erlösen von 700 bis 800 Millionen Euro werde sich der Konzernumsatz 2025 bei elf bis zwölf Milliarden Euro bewegen, sagte ein Konzernsprecher. Bislang hatte Papperger zehn bis elf Milliarden Euro angepeilt. Derweil strebt der Düsseldorfer Traditionskonzern, der neben Rüstung auch in der Mobilität unterwegs ist, 2022 einen Umsatz von 6,5 Milliarden Euro an.
Mit Blick auf die Leopard-Kampfpanzer nannte Papperger gegenüber dem Magazin "Stern" ein Rendite-Ziel vor Steuern von mindestens zehn Prozent. Derzeit wird in der EU über die Lieferung von Leopard 2-Panzern an die Ukraine diskutiert. Kurz und mittelfristig habe Rheinmetall Zugriff auf 139 Panzer der Baureihe, sagte ein Konzernsprecher. Diese müssten teilweise überarbeitet werden. Doch die ersten könnten bereits im Frühjahr ausgeliefert werden.
Die Rheinmetall-Aktie hat seit Beginn es Ukraine-Kriegs rasant an Wert gewonnen. Notierten die MDax-Titel im Januar 2022 noch bei knapp 89 Euro, so werden sie aktuell mit 223,50 Euro gehandelt und damit knapp unter dem Rekordhoch von 227,90 Euro im Sommer vergangenen Jahres.
Rheinmetall-Chef erwartet mittelfristig dank spanischem Zukauf mehr Geschäft
Der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall setzt sich dank des angekündigten Zukaufs in Spanien für die mittlere Frist höhere Umsatzziele. "Für 2025 erwarten wir 11 bis 12 Milliarden Umsatz bei Rheinmetall", sagte Vorstandschef Armin Papperger dem Magazin "Stern" (Dienstag). Auf der Kapitalmarktveranstaltung für Investoren und Analysten im November hatte der Konzern noch einen Umsatz von 10 bis 11 Milliarden in Aussicht gestellt.
Ein Sprecher erläuterte, dass es sich bei den höheren Zielen um die Erwartung inklusive des im November angekündigten Zukaufs des spanischen Munitionsherstellers Expal Systems handele. Rheinmetall will die Übernahme bis zum Sommer dieses Jahres abschließen. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen laut vorläufigen Zahlen 6,4 Milliarden Euro erlöst. Die im MDAX notierte Aktie lag am Nachmittag 1,2 Prozent im Minus.
Im XETRA-Handel gewinnen Rheinmetall-Aktien bis Handelsende 0,31 Prozent auf 223,10 Euro.
BERLIN / DÜSSELDORF (dpa-AFX / Reuters)
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