Munich Re baut auf Cyber-Versicherung statt höhere Prämien
Ein Jahr nach der verheerenden Hurrikan-Serie in den USA schminkt sich der weltgrößte Rückversicherer Munich Re einen weiteren Anstieg des Prämienniveaus schon wieder ab.
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Bei der Vertragserneuerung im Schaden- und Unfallgeschäft Anfang 2019 könne es "Preisänderungen in beide Richtungen geben, aber insgesamt wohl stabile Preise", sagte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek am Sonntag beim jährlichen Branchentreffen in Monte Carlo. Derweil wirbt er für Versicherungen gegen IT-Pannen und Cyber-Kriminalität - ein junges Geschäftsfeld, über dessen Risiken die Branche noch viel zu lernen hat.
Beim jährlichen Treffen im Fürstentum Monaco loten Rückversicherer wie Munich RE, Swiss Re und Hannover Rück mit Maklern und Erstversicherern wie Allianz und AXA die Konditionen für das nächste Jahr aus. Dabei geht es um Preise und Bedingungen, zu denen Rückversicherer den Erstversicherern Teile von deren Risiken abnehmen.
2017 kamen Naturkatastrophen wie Wirbelstürme, Erdbeben und Waldbrände die Versicherungsbranche mit rund 135 Milliarden US-Dollar zwar so teuer zu stehen wie nie zuvor. Dennoch konnte die Munich Re bei den drei großen Vertragserneuerungen seit Anfang 2018 lediglich Prämienerhöhungen von rund einem Prozent durchsetzen, wie Jeworrek sagte. In den von Katastrophen wie Stürmen und Erdbeben betroffenen Gebieten habe sie die Preise zwar teilweise um ein Viertel anheben können. Im Gesamtgeschäft blieb der Anstieg jedoch begrenzt. In den Vorjahren 2017 waren die Preise für Rückversicherungsschutz immer weiter gesunken.
Als Grund dafür gilt die starke Konkurrenz in der Branche, die auf dicken Kapitalpolstern sitzt. Zudem drängen Pensions- und Hedgefonds immer stärker in das Geschäft. Diese investieren in Katastrophenanleihen und andere Finanzinstrumente und nehmen klassischen Rückversicherern damit Geschäft ab. Nach Schätzung der auf Versicherer spezialisierten Ratingagentur A.M. Best dürfte dieses sogenannte alternative Kapital in diesem Jahr erstmals die Marke von 100 Milliarden US-Dollar knacken. "Wer gedacht hatte, dass die branchenfremden Investoren angesichts der Katastrophenschäden davonlaufen, wurde enttäuscht", sagte A.M.-Best-Experte Greg Carter.
Auch wegen des Preisdrucks versucht die Munich Re auf neuen Geschäftsfeldern zu punkten - etwa bei Cyber-Versicherungen gegen Attacken auf digitale Daten und Computersysteme. "Cyberrisiken gehören zu den größten Gefahren der vernetzten Wirtschaft", sagte Jeworrek. Allerdings dürfe der Konzern nicht "nicht einfach dumm drauflos Verträge zeichnen". Während ein Wirbelsturm oder ein Erdbeben in einer Region vielleicht Schäden von hunderten Millionen oder gar mehreren Milliarden Dollar anrichte, könne sich eine einzige Cyber-Attacke "über den ganzen Globus auswirken".
Der französische Rückversicherer SCOR, weltweit die Nummer fünf der Branche, hält die Zeit dafür deshalb auch noch gar nicht für gekommen. "Das Geschäft ist noch nicht reif dafür, dass wir es im großen Stil zeichnen", sagte Scor-Vorstand Victor Pignet. Eigene Teams bei Scor schauten sich diese Risiken intensiv an. Aber man könne Cyber-Terrorismus, Cyber-Krieg und Cyber-Kriminalität noch nicht trennen. Versicherer und Rückversicherer müssen die geforderten Prämien für entsprechende Verträge so kalkulieren, dass sie die möglichen Schäden in dem Geschäft mittelfristig decken.
Die Munich Re geht trotz der Bedenken der Franzosen davon aus, dass sich der Markt für Cyber-Versicherungen in den kommenden Jahren vervielfacht. 2017 habe das weltweite Prämienvolumen in dem Geschäft noch 3,5 bis 4 Milliarden US-Dollar betragen, sagte Vorstand Jeworrek. Bis 2020 solle es sich auf 8 bis 9 Milliarden mehr als verdoppeln und im Jahr 2025 bereits 20 Milliarden Dollar erreichen. Die Munich Re will sich davon einen Marktanteil von rund 10 Prozent sichern. Bisher stammt der Löwenanteil der Prämien aus den USA, in Europa steckt das Geschäft noch in den Kinderschuhen./stw/men
MONTE CARLO (dpa-AFX)
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