Deutsche legen falsch an
Die Geldflut der Notenbanken und Mini-Zinsen bedrohen die Vermögen der Sparer. Deshalb empfehlen Experten Aktien als Inflationsschutz – trotz Rekordhochs an den Börsen.
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Von Sabine Gusbeth, €uro
Die Notenbanken pumpen Milliardensummen in das Finanzsystem um es zu stabilisieren, gleichzeitig sind die Zinsen auf historisch niedrigem Niveau. Und dennoch legen die meisten Deutschen einen Großteil ihres Vermögens in festverzinsliche Papiere an. „Das ist völlig falsch“, warnt Börsenkenner Robert Halver von der Baader Bank und spricht dabei vielen Vermögensverwaltern und Anlageexperten aus der Seele. Investmentexperte Gottfried Heller spricht gar vor einer „doppelten Enteignung der Sparer“.
Wie groß die Sorge der Sparer und Anleger um ihr Geld ist, wurde auf dem Börsentag in München deutlich. Über 3000 Besucher diskutierten mit Finanzexperten wie Halver und Heller, sowie renommierten Vermögensverwaltern wie Ulrich Kaffarnik von DJE und Holger Gachot von Starcapital über die richtige Geldanlage.
Unisono warnten die Profis aufgrund einer drohenden Inflation vor der Anlage in festverzinslichen Wertpapieren wie Anleihen. Holger Gachot von der Vermögensverwaltung Starcapital bezeichnete Anleihen als „renditeloses Risiko“. Noch deutlicher wird der TV-Fachmann Robert Halver: Er bezeichnete deutsche Staatsanleihen als „Toilettenpapier mit Bundesadler“. Halver fügt hinzu: „Jedes Unternehmen der Welt ist besser geführt als ein Staatshaushalt“. Er stellt die einfache Gleichung auf: „Mehr Schulden = mehr Wachstum = gut für Aktienkurse“. Obwohl viele Wertpapiere bereits auf Rekordhoch sind, glaubt Halver deshalb an weiteres Aufwärtspotential an den Börsen.
Auch Finanzexperte Gottfried Heller sieht aufgrund des Anlagenotstandes „grünes Licht für die Börsen“. Heller, der 1971 gemeinsam mit André Kostolany die Münchner Vermögensverwaltung Fiduka gegründet hat, kann nicht verstehen, warum die Aktienquote in Deutschland so niedrig ist. „Es ist eine Schande, dass ein führendes Industrieland wie Deutschland, solch eine schiefe Vermögenslage hat“, ärgert er sich mit Blick auf die geringe Zahl deutscher Aktionäre. Heller hält Wertpapiere für die einzige langfristig steigende Anlageklasse.
Das wichtigste für Privatanleger sei die richtige, ausgewogene Depotstruktur. Eine gutes Portfolio enthält Hellers Ratschlag zufolge „lieber Substanzwerte wie BASF als Wachstumswerte wie Apple und Co.“. Zudem sollte nicht nur auf Standard-, sondern auch auf Nebenwerte gesetzt werden. Denn „Kleine sind oft behänder als Dickschiffe“, sagt Heller. Neben Wertpapieren aus Industrieländern, dürfen auch Aktien aus Schwellenländern nicht fehlen. Vor allem bei Nebenwerten und Schwellenländeraktien rät Heller dabei zu Fonds. Wichtig sei dabei auf Einfachheit zu setzen: „Wenn Sie ein Produkt nicht verstehen, fassen Sie es nicht an“, warnt er.
Auch institutionelle Investoren müssten bei der Aktienquote umdenken, meint Ulrich Kaffarnik von der Vermögensverwaltung DJE. Als Vorbild nennt er den norwegischen Staatsfonds. Dieser habe eine Aktienquote von 60 Prozent und richte seinen Fokus weg von Europa, hin zu Amerika und Asien.
Auch TV-Fachmann Halver gibt zu: „Ich mag Aktien aus den USA und aus Japan“. In diesen Ländern werde durch die expansive Geldpolitik die Wirtschaft angekurbelt und das Wachstum vorangetrieben. Denjenigen, die sich vor dem Platzen der Aktienblase fürchten, gibt er mit auf den Weg: Bisher sind alle Blasen geplatzt, weil die Zinsen gestiegen sind. Das werde dieses Mal nicht passieren. „Denn das können wir uns aufgrund der hohen Staatsschulden gar nicht leisten“, so Halver. Er fügt warnend hinzu: „Wer heute kein Sachkapital hat, ist ein Spekulant“.
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