VW-Aktie in Grün: Volkswagen-Chef Blume will Porsche dauerhaft in Doppelfunktion führen - Sonderdividende durchgewunken
Vor der außerordentlichen Hauptversammlung von Volkswagen macht Konzernchef Oliver Blume deutlich, dass er Porsche dauerhaft in Personalunion führen will.
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Für die krisengeschüttelte Software-Sparte Cariad kündigte er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) weitere Eingriffe an.
"Porsche weiter zu führen, war für mich eine Grundbedingung bei der Entscheidung den Vorstandsvorsitz des Volkswagen Konzerns zu übernehmen", sagte er der FAZ. "Wenn ich die richtigen Entscheidungen auf Konzernebene treffen will, muss ich operativ in einer Marke arbeiten, eng an den Technologien, den Prozessen und den Menschen." Anlegerschützer sehen in der Doppelfunktion eine Gefahr von Interessenkonflikten. Blume hingegen betone, solche seien bis heute nicht aufgetreten. Die gewählte Konstellation sei "sehr sinnvoll".
Für Cariad kündigte er an, die Kernkompetenzen zu schärfen, die Integration der Software in die Produkte der Marken zu überarbeiten und sie für die Kooperation mit starken Partnern zu öffnen. Ex-VW-Chef Herbert Diess wollte Bündnisse nur begrenzt zulassen, um unabhängig zu bleiben. Blume hingegen betone, der Konzern könne nicht alles selbst machen. "Wenn es gute Lösungen am Markt gibt, dann muss ich sie nicht noch mal selbst entwickeln, sondern bin mit einem bewährten Partner schneller."
VW-CEO will Konzernmarken auf Profitabilität trimmen
Der neue Volkswagen-Chef Oliver Blume will den Konzern mit seinen zwölf Marken stärker auf Profitabilität trimmen. "An oberster Stelle steht die finanzielle Robustheit", sagte der Manager anlässlich der außerordentlichen Hauptversammlung in Berlin laut Redetext. Ziel sei ein effizienterer Einsatz des Kapitals, der Fokus auf Rendite und Netto Cashflow solle geschärft werden. "Dabei geht es auch darum, die einzelnen Marken resilienter aufzustellen und die Schwelle, ab der sie Gewinn machen - den sogenannten Breakeven-Punkt - weiter abzusenken."
Das sei ein Ziel des "10-Punkte-Planes", in dem die Prioritäten für die nächsten Monate skizziert seien. Auf einem Kapitalmarkttag im zweiten Quartal 2023 sollen erste Ergebnisse hierzu präsentiert werden, wie Blume in Aussicht stellte.
Grundsätzlich sei VW "finanziell gut aufgestellt". Die Umsatzerlöse würden 2022 voraussichtlich um 8 bis 13 Prozent über denen des Vorjahres liegen, die operative Marge soll am oberen Ende des Korridors von 7 bis 8,5 Prozent liegen.
VW-Chef: Tempo bei E-Autos hoch halten - 'neuer Management-Stil'
Volkswagen will den Ausbau seines Angebots an batteriebetriebenen Elektroautos (BEV) trotz Rückschlägen in der begleitenden Software-Entwicklung und Problemen in China beschleunigen. Konzernchef Oliver Blume nannte die "schnelle Umsetzung unserer BEV-Strategie" am Freitag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Berlin einen der zentralen Punkte und wesentlichen Werttreiber, die er in den nächsten drei Jahren konsequent angehen werde.
Bei E-Fahrzeugen war die Konkurrenz für die Wolfsburger zuletzt deutlich gewachsen - nicht nur durch anhaltende Erfolge des US-Rivalen Tesla, auch durch neue Anbieter auf dem wichtigsten Automarkt China. "In diesem Jahr werden wir die Auslieferungen von E-Fahrzeugen dort voraussichtlich verdoppeln", sagte Blume.
Es gebe bei VW "einen neuen Management-Stil, basierend auf Leistung, Teamgeist und Umsetzung", so Blume. Unter seinem Vorgänger Herbert Diess hatte es insbesondere im Verhältnis zum Betriebsrat häufig gekracht.
Kernthema der Sonderhauptversammlung war der Porsche-Börsengang Ende September. Ein Achtel der Anteile am operativen Geschäft des Stuttgarter Sport- und Geländewagenbauers werden seither am Finanzmarkt gehandelt. Die Volkswagen-Führung hatte empfohlen, eine separate Ausschüttung von 49 Prozent der Brutto-Gesamterlöse aus dem Börsengang der Porsche-Vorzugsaktien und dem Verkauf von einem Viertel der Porsche-Stammaktien an die Dachgesellschaft Porsche SE zu zahlen. Pro Papier wären das laut vorgegebener Planung 19,06 Euro.
Diskutiert werden dürfte auch über die Wertentwicklung an der Börse. Während die Marktkapitalisierung der Porsche AG (Porsche) mittlerweile auf über 93 Milliarden Euro stieg, lag die VW AG zuletzt bei gerade einmal knapp 80 Milliarden Euro. Die Wolfsburger sind jedoch nach wie vor der Ansicht, dass mittelfristig ein deutlicher Wertzuwachs gelingen kann. Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch sagte, der Kursanstieg bei Porsche betrage inzwischen 18 Prozent. "Wir freuen uns."
Volkswagen geht Batterie-Pläne behutsamer an
Volkswagen-Chef Oliver Blume will die Entscheidung über eine Batteriezellfabrik in Osteuropa unterdessen nicht auf die lange Bank schieben."Die Standortentscheidung für Osteuropa soll in Kürze fallen", sagte er auf der außerordentlichen Hauptversammlung am Freitag in Berlin. Damit machte Blume deutlich, dass Volkswagen nicht, wie zunächst erwartet, wegen der in den USA winkenden massiven Steuererleichterungen für klimafreundliche Technologien wie E-Autos, seine Pläne für den Bau von Batteriezellfabriken in Europa wegen der hohen Energiepreise überdenkt. Der schwedische Batteriehersteller Northvolt erwägt bereits, geplante Investitionen in ein neues Batteriewerk in Schleswig-Holstein zugunsten einer Fabrik in den USA zurückzustellen.
Allerdings könnten die hohen Energiekosten hierzulande dazu führen, dass Volkswagen seine Pläne für neue Zellfabriken nun behutsamer angeht. Es gelte abzuwägen, welches der richtige Standort sei, heißt es aus dem Konzern. Dabei sei nicht die pure Anzahl an Fabriken entscheidend, sondern die in der hochlaufenden Produktion von Elektroautos benötigten Kapazitäten. Der Vorstand prüfe derzeit, wo neue Fabriken richtigerweise angesiedelt werden und in welcher Schrittfolge diese benötigt würden. "Wir haben erstmal ein starkes Zeichen gesetzt, dass wir in Salzgitter begonnen haben, wir sind jetzt nah an einem Abschluss in Spanien und haben jetzt Gespräche in Nordamerika aufgenommen", sagte ein Manager.
Die Wolfsburger wollen in Europa zusammen mit Partnern bis 2030 sechs Zellfabriken mit insgesamt 240 Gigawattstunden Leistung hochziehen. In Deutschland wurde im Juli der Grundstein für eine große Fabrik in Salzgitter gelegt. Für eine Fabrik in Osteuropa kommen neben Tschechien auch Ungarn, Polen und die Slowakei in Frage. In Kanada will Europas größter Autobauer bald mit der Standortsuche beginnen.
VW-Finanzchef: Bewertung 'im Ungleichgewicht'
Volkswagen-Finanzvorstand Arno Antlitz hält den größten deutschen Konzern auch nach dem Börsengang der Tochter Porsche tendenziell für unterbewertet. Der Gang der Sportwagenmarke an den Finanzmarkt Ende September sei erfolgreich gewesen, sagte der Manager am Freitag auf einer Sonderhauptversammlung in Berlin. Insofern sei es folgerichtig, die Porsche AG am Montag in den obersten deutschen Börsenindex DAX aufzunehmen. "Es ist aber deutlich geworden, dass die heutige Bewertung des Volkswagen-Konzerns im Ungleichgewicht ist."
Während der Börsenwert von Porsche auf über 93 Milliarden Euro gestiegen ist, lag die gesamte VW AG zuletzt bei knapp 80 Milliarden Euro. Die Wolfsburger sind der Ansicht, dass mittelfristig ein deutlicher Wertzuwachs gelingen kann. Antlitz betonte, das Ziel müsse sein, "die Performance aus dem Porsche-Börsengang auf den gesamten Konzern" zu übertragen.
Vorstandschef Oliver Blume, der gleichzeitig Porsche führt, sagte, er wolle verbindliche finanzielle Ziele für alle Marken der VW-Gruppe. Dabei sollen Kosten gesenkt und Renditen erhöht werden. Die unter seinem Vorgänger Herbert Diess entstandenen, milliardenteuren Verzögerungen bei Auto-Software und Betriebssystemen versucht Blume, mit einem neuen Konzept abzufedern.
"Bei den Technologien Software und Plattformen haben wir in Bezug auf die inhaltlichen Profile, Technik, Timing und Produktzuordnungen eine umfassende Neuordnung beschlossen." Das Thema Software sei besonders dringend. Laut Antlitz müssen die leistungsfähigsten Funktionen so früh wie möglich angeboten werden.
Kritik gab es weiter an der Doppelrolle Blumes an der Spitze von VW wie Porsche. "Nach vier Monaten kann ich sagen: Es funktioniert", meinte Blume. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger warnte hingegen vor Interessenkonflikten. Andere Aktionäre äußerten sich ähnlich. Blume könne nicht zwei Vollzeit-Jobs parallel machen.
Volkswagen-Aktionäre segnen Sonderdividende aus Porsche-Börsengang ab
Volkswagen-Aktionäre werden wie erwartet eine Sonderdividende in Milliardenhöhe aus dem Börsengang des Sportwagenherstellers Porsche erhalten. Die Anteilseigner des Wolfsburger DAX-Konzerns stimmten während der außerordentlichen Hauptversammlung laut Mitteilung für die Ausschüttung in Höhe von 19,06 Euro je Aktie. In der Summe wird knapp die Hälfte der Einnahmen aus dem IPO der VW-Tochter an die Aktionäre weitergereicht. Sie wird am 9. Januar ausgezahlt.
Die Volkswagen AG hatte im Zuge des Börsengangs der Porsche AG angekündigt, 49 Prozent der Erlöse daraus an die Aktionäre auszuzahlen. Zudem wird der Erlös aus dem Verkauf von einem Viertel der Porsche-Stammaktien ausgeschüttet. Das Votum für die Sonderdividende in der vorgeschlagenen Form war quasi nur eine Formsache, da deutlich mehr als die Hälfte der stimmberechtigten Aktien bei den Familien Porsche und Piech sowie dem Land Niedersachsen und Katar liegen.
Bei Investoren war die Ausschüttung, vor allem deren Höhe, allerdings nicht unumstritten. "Die Dividende ist gemessen an den Herausforderungen von VW viel zu hoch angesetzt", hatte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit & Corporate Governance bei Deka, bereits im Vorfeld des Aktionärstreffens kritisiert. VW fliege im "Blindflug in die Elektrowelt" und werfe dabei unnötigerweise Kapital über Bord.
Betriebsrat der VW-Tochter Audi kämpft für neuen Kleinwagen aus Ingolstadt
Der Audi-Betriebsrat kämpft für den Bau eines neuen elektrischen Kleinwagens unterhalb des A3. "Audi darf die untere Mittelklasse nicht vernachlässigen, zumal Einstiegsautos wie der A1 und der Q2 wegfallen", sagte Betriebsratschef Peter Mosch der "Augsburger Allgemeinen" (Freitag). Der Unternehmensvorstand in Ingolstadt ziehe bei dem Thema nicht - aber "vielleicht gibt es jetzt bessere Chancen für einen solchen kleineren Elektro-Audi, weil der VW-Konzern durchgerüttelt und durchgeschüttelt wird", sagte Mosch.
Ein kleines Elektroauto sei für Audi und die Auslastung der Werke wichtig. Ende 2023 laufe der Q6 E-Tron in Ingolstadt vom Band und im Jahr darauf der A6 E-Tron. "Das sind für den Standort wichtige, volumenstarke Modelle, die zur Beschäftigungssicherung beitragen", sagte Mosch. Danach brauche Ingolstadt ein zusätzliches Modell.
Für den neuen Konzernchef Oliver Blume ist Mosch voll des Lobes. Blumes Strategie, Autos erst dann zu verkaufen, wenn die Software halte, was sie verspreche, sei logisch und besser als die seines Vorgängers Herbert Diess. "Herr Diess war ein großer Ankündiger", sagte Mosch. "Doch leider konnte er nur wenige seiner Ankündigungen auf die Straße bringen. Es kam zu einigen gravierenden Fehlern."
Die Umsetzung ändere sich unter Blume. Einige neue Modelle könnten zwar später kommen, doch "dafür können wir sicherstellen, dass Autos, die jetzt geplant werden, auch auf die Straße kommen". Blume sei zudem bodenständig und habe ein positiveres Verhältnis zur Mitbestimmung als Diess, sagte Mosch. "Da sind wir als Arbeitnehmervertreter mit von der Partie."
Via XETRA stieg die VW-Aktie bis Handelsende um 2,23 Prozent auf 136,54 Euro.
FRANKFURT (Dow Jones) / (dpa-AFX) / Reuters
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