Immobilienweisen fordern für Bauwirtschaft weniger Regulierung und Steuern
Von Andrea Thomas
DOW JONES--Die Immobilienweisen plädieren angesichts der Wohnraumknappheit und sinkender Fertigungszahlen für weniger Regulierung in der Bauwirtschaft und für niedrigere Steuern, um das Bauen attraktiver zu machen. In ihrem Frühjahrsgutachten fordern sie schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie bessere Rahmenbedingungen für energetische Sanierungen zur Senkung oder Weitergabe der Kosten an Mieter. Sie plädierten außerdem für die Abschaffung der Mietpreisbremse, den Abbau von steuerlichen Hemmnissen beim Betrieb von Photovoltaik und eine Reduktion der Grunderwerbsteuer.
"Neben den höheren Zinsen und den inflationär erhöhten Baukosten haben die zunehmende Regulierung sowie höhere Steuerbelastungen bei Grunderwerbsteuer und Grundsteuer die Immobilienwirtschaft schwer getroffen", heißt es in dem Frühjahrsgutachten der Immobilienweisen.
Mit der weiteren Normalisierung der Geldpolitik werde sich eine gewisse Entlastung für die Immobilienwirtschaft einstellen. Um insbesondere den Wohnungsbau so anzuregen, dass die problematischen Engpässe auf den Wohnungsmärkten merklich abgemildert werden könnten, seien jedoch strukturelle Veränderungen erforderlich, die sowohl an der Regulierungsintensität als auch bei den Immobiliensteuern ansetzen müssen.
Der Markt für Wohnimmobilien leide seit der Zinswende im Jahr 2022 aufgrund der stark gestiegenen Finanzierungs- und Baukosten unter einem massiven Einbruch der Neubautätigkeit, wie es in dem Gutachten heißt. Für 2024 schätzen die Experten die Anzahl der neu genehmigten Wohnungen auf rund 210.000, ein Rückgang um 45 Prozent gegenüber 2021. Die Anzahl fertiggestellter Wohnungen dürfte auf 260.000 im Jahr 2024 nach 294.000 im Vorjahr und auf 230.000 im Jahr 2025 sinken.
"Dies verschärft die Wohnraumknappheit in vielen Städten weiter, denn schon mit der bisherigen Bautätigkeit lässt sich der für den Zeitraum 2021 bis 2025 geschätzte jährliche Wohnungsbedarf von 372.600 Wohnungen nicht decken", so das Gutachten. Das gelte speziell in den A-Städten mit deutlichen Defiziten in Köln (37 Prozent Bedarfsdeckung), Stuttgart (43 Prozent) und Berlin (52 Prozent).
Um einer weiteren Anspannung auf dem Wohnungsmarkt entgegenzuwirken und den Wohnungsbau zu stabilisieren, braucht es eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren durch Digitalisierung, Bürokratieabbau und mehr Personal in Bauämtern, eine stärkere Aktivierung von Bauland und veränderte Rahmenbedingungen zur Senkung der Gestehungskosten (etwa mittels stärkerer Förderung von standardisierten Bauverfahren, weniger restriktiven Bauvorschriften und Vorgaben, Absenkung der Grunderwerbsteuer bzw. der Umsatzsteuer beim Wohnungsbau), wie es in dem Gutachten heißt.
Zusätzlich seien langfristig planbare Rahmenbedingungen zu schaffen und bestehende Mietregulierungen zu überdenken. So dürfe es keine weitere Absenkung der Kappungsgrenzen, keine dauerhafte Etablierung der Mietpreisbremse und qualitative Verbesserung bei Mietspiegeln geben.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/apo
(END) Dow Jones Newswires
February 11, 2025 04:30 ET (09:30 GMT)