Gerresheimer-Aktie legt kräftig zu: Gerresheimer wächst stärker als erwartet
Eine große Nachfrage nach Spezialglas für Medikamentenampullen und Spritzen hat Gerresheimer im vergangenen Jahr starke Zuwächse beschert.
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Auch die Geschäfte mit der Kosmetikindustrie liefen gut. Im neuen Geschäftsjahr (bis Ende November) will der MDAX-Konzern weiter kräftig wachsen. Die im Dezember veröffentlichten Ziele bestätigte die Unternehmensführung und äußerte sich nun optimistisch zum ersten Quartal. Dabei stützt sie sich auf einen Auftragsbestand auf Rekordniveau.
Gerade im Geschäft mit Produkten wie desinfizierten Ampullen und Spritzen deckt Gerresheimer mittlerweile einen größeren Teil der Wertschöpfungskette ab als früher. Hier sowie im Geschäft mit hoch-bruchsicheren Fläschchen soll es 2023 weiter kräftig aufwärtsgehen.
Und auch bei Kosmetik laufe es wie geplant, sagte Finanzchef Bernd Metzner der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Donnerstag. Das Risiko einer Rezession, die sich insbesondere auf dieses Geschäft ausgewirkt hätte, sei so nicht eingetreten.
Für das Geschäftsjahr 2022/23 peilen Metzner und Konzernchef Dietmar Siemssen daher weiter ein Umsatzwachstum aus eigener Kraft um mindestens zehn Prozent an, das bereinigte operative Ergebnis soll aus eigener Kraft auch um mindestens zehn Prozent zulegen.
Dabei stellte Metzner mit Blick auf das erste Quartal ein prozentual zweistelliges Wachstum in Aussicht sowie eine Verbesserung der operativen Gewinnmarge. Analyst Oliver Reinberg vom Investmenthaus Kepler Cheuvreux schrieb in einer ersten Reaktion von zuversichtlichen Äußerungen zum Start ins neue Jahr und der Margenentwicklung.
Bei Anlegern kamen die Nachrichten gut an.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 stieg der Umsatz um 21,3 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro, wie der Spezialverpackungshersteller in Düsseldorf mitteilte. Aus eigener Kraft - also Portfolio- und Wechselkurseffekte herausgerechnet - lag die Wachstumsrate bei 16,2 Prozent. Die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten wurden sowohl mit dem Umsatz als auch mit dem operativen Ergebnis übertroffen, das um 15,6 Prozent auf 354 Millionen Euro zulegte. Und dabei hatte Siemssen bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Geschäftsquartal bereits ein starkes Schlussviertel in Aussicht gestellt.
Unter dem Strich entfällt auf die Aktionäre des Konzerns ein Überschuss von 96,1 Millionen Euro, nach 83,8 Millionen im Jahr zuvor. Die Dividende soll mit 1,25 Euro je Aktie stabil bleiben. Das dürfte auch mit Investition in den Ausbau der Produktionskapazitäten zu tun haben.
So sieht der Konzern - wie auch Branchenexperten - im Markt für Geräte wie Inhalatoren, Pens und solche für Autoinjektion großes Potenzial. Gerade die rasante Verbreitung von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes 2 und Fettleibigkeit ist ein starker Treiber der Pharmabranche. Dieser Wachstumsmarkt dürfte in den kommenden sieben Jahren um das Zehnfache zulegen, erklärte Analystin Beatrice Allen von der Privatbank Berenberg unlängst.
Solche neuen Systeme zur Arzneimittelverabreichungen, aber auch Verpackungen für Biopharmazeutika fasst Gerresheimer unter "High Value Solutions" zusammen, deren Umsatzanteil binnen fünf Jahren von 24 auf 35 Prozent steigen soll. Das sollte dann auch die operative Gewinnmarge (bereinigte Ebitda-Marge) auf Konzernebene treiben, denn aktuell bleiben von jedem Euro Umsatz mit den sogenannten High Value Solutions mehr als 30 Prozent als operatives Ergebnis hängen. Zum Vergleich: Auf Konzernebene waren es vergangenes Jahr 19,5 Prozent.
Gerresheimer will profitablen Wachstumskurs beschleunigen
Der Verpackungshersteller Gerresheimer hat nach Aussage seines Finanzvorstandes Bernd Metzner im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 bewiesen, dass er ein profitables Wachstumsunternehmen ist. "Mit einem organischen Umsatzplus von 16,2 Prozent sowie einem Wachstum beim währungsbereinigten adjusted EBITDA von 10,2 Prozent haben wir erneut ein Rekordjahr für uns erwirtschaftet", sagte Metzner im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Die strategischen Investitionen der letzten Jahre hätten sich ausgezahlt und führten nun zu deutlich höheren Wachstumsraten und Erlösen.Für das laufende Jahr 2022/23 (per Ende November) bekräftigte der Manager, dass man ein organisches Umsatzwachstum von "mindestens" 10 Prozent sowie ein organischen Wachstum beim adjusted EBITDA von ebenfalls 10 Prozent anpeilt. Die bereinigte EBITDA-Marge, die im vergangenen Jahr um 0,9 Prozentpunkte auf 19,5 Prozent gefallen ist, soll sich wieder verbessern. "Die Marge, die Sie jetzt sehen, ist wahrscheinlich der Tiefpunkt der Marge. Diese müsste sich nun verbessern", so Metzner. Grund für den Margenrückgang waren die höheren Beschaffungs- und Energiekosten, die Gerresheimer als Marktführer aber weitgehend an die Kunden weitergeben konnte.
"Mittelfristig, also im Planungszeitraum von 2023 bis 2027, rechnen wir mit einer währungsbereinigten adjusted EBITDA-Marge zwischen 23 und 25 Prozent", sagte Metzner weiter. Unter anderem soll das mit einer Verbesserung des Produktmixes erreicht werden. Gerresheimer richtet bei seinen strategischen Investments einen besonderen Fokus auf High Value Solutions sowie den globalen Kapazitätsausbau, was das profitable Wachstum beschleunigen soll. Gerresheimer plant, im Bereich der Spritzen bis zum Geschäftsjahr 2027 die Kapazität zu verdoppeln und den Umsatz im Spritzengeschäft zu verdreifachen.
Daneben ist Gerresheimer im Bereich der Glasinjektionsfläschchen mit einem Marktanteil von mehr als 30 Prozent und einer jährlichen Kapazität von mehr als 5 Milliarden Fläschchen der Marktführer. Hier sieht die Gesellschaft ein überproportionales Wachstumspotenzial bei High value Vials und Karpulen analog der erfolgreichen Marktumstellung bei Spritzen. Dort hat sich in den vergangenen zehn Jahren der Anteil von nicht-vorgewaschenen und nicht-sterilisierten Spritzen (sogenannte Bulk-Spritzen) zu 95 Prozent auf Ready-to-Fill Spritzen verlagert.
"Daneben müssen wir aber auch unsere Hausaufgaben machen, das ist auch klar", so Metzner weiter. Das heißt, die Kosten im Griff zu haben und auch die Qualitätskosten zu reduzieren. Auf die Frage, ob Gerresheimer auch unter Lieferkettenproblemen leide, sagte der Manager: "Die Probleme haben wir nicht wirklich. Wir sind nicht so sehr abhängig von den internationalen Supply-Chain-Ketten, weil wir vor Ort für unsere Kunden produzieren." Deswegen habe man auch nicht so viele komplexe Zulieferer. Zudem könnte man auch dem Vorratsvermögen sehen, dass Gerresheimer Dinge, die der Konzern als systemkritisch erachte, schon mal auf Vorrat gekauft habe. "Für uns ist das Entscheidende, dass wir liefern können. Das haben wir auch während der Covid-Pandemie-Zeit sicherstellen können."
Die Aktien stiegen kurz nach Handelsbeginn um gut zwei Prozent auf 77,55 Euro. Am frühen Nachmittag gewinnen sie 2,04 Prozent auf 77,50 Euro. Damit setzten sie ihren positiven Trend fort. Seit dem September-Tief von 46,66 Euro haben sie nun schon um rund zwei Drittel zugelegt. Der Rücksetzer Anfang Dezember ist mittlerweile auch vergessen gemacht.
DÜSSELDORF / FRANKFURT (dpa-AFX / Dow Jones)
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Bildquellen: Daniel Gebauer / Gerresheimer AG
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