Amazons Wachstumstreiber AWS in Turbulenzen? Ob Anleger sich jetzt Sorgen machen müssen
Mit dem jüngsten Quartalsbericht hat Amazon die Erwartungen des Marktes und die eigenen Prognosen pulverisiert. Doch beim genaueren Blick auf die vermeintlich makellose Bilanz zeigen sich kleine Risse. Müssen sich Amazon-Anleger jetzt Sorgen machen?
Werte in diesem Artikel
• AWS mit geringstem Wachstum seit Erfassen der Zahlen
• Amazon-Manager erklärt den Rückschlag
• Marktspitze verteidigt
Gewinn verdoppelt, Umsatz um 40 Prozent gesteigert: Der Quartalsbericht von Amazon ließ viele Marktteilnehmer sprachlos zurück. Doch ein Vorzeigesegment des Unternehmens, das Cloudgeschäft, wuchs im Berichtszeitraum nur um 29 Prozent. Was für andere Konzerne ein Grund zum Jubeln wäre, ist für Amazon-Aktionäre zumindest ein Anlass, genauer hinzuschauen - denn seitdem Amazon die Zahlen des Cloud-Segments ausweist, lag die Wachstumsrate noch nie niedriger als in diesem Quartal.
AWS bleibt die Nummer 1 - doch die Konkurrenz holt auf
Dabei war das vergangene Quartal für Cloud-Dienste ein Rekordquartal, wie unter anderem die Analysten von Canalys und Synergy Research jüngst errechnet haben. Die Corona-Krise zwang viele Unternehmen zum Handeln, die Tatsache, dass weltweit zahlreiche Menschen plötzlich im Homeoffice arbeiten mussten, brachte Konzerne unter Druck, ihre kritischen Anwendungen zeitnah in die Cloud zu verschieben. 30 Milliarden US-Dollar betrugen die Ausgaben für Cloud-Dienste im 2. Quartal - ein neuer Höchststand.
Am Markt konnte Amazons Geschäft mit IT-Services und Speicherplatz im Internet seine Vormachtstellung weiter verteidigen - rund ein Drittel der Marktanteile liegen bei AWS, wie aus den Studien der Analysten hervorgeht. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Zahlreiche IT-Unternehmen wollen ein Stück vom lukrativen Cloud-Kuchen und wildern im Revier der Amazon-Tochter. Dabei sind die Rivalen durchaus namhaft: Microsoft ist AWS mit Azure auf den Fersen und dominiert bereits ein Fünftel des Marktes. Abgeschlagen auf Platz 3 landet das Cloud-Geschäft der Alphabet-Tochter Google.
Gewachsen sind diese Anbieter im letzten Quartal alle, aber alle mit geringerer Geschwindigkeit als zuletzt. Beim Marktführer machte sich das besonders bemerkbar, AWS konnte seinen Marktanteil als einziger der großen Drei nicht ausbauen.
Amazon-CFO erklärt die Zahlen
Als Grund für die schwächer als erwartete Wachstumsentwicklung des hochprofitablen Segments nannte Amazon-CFO Brian Olsavsky gegenüber Analysten auch die Corona-Krise, in deren Folge sich viele AWS-Kunden dazu veranlasst sahen, Kosten einzusparen. Der Marktführer im Cloud-Geschäft helfe seinen Kunden dabei, die Ausgaben niedrig zu halten, indem man gemeinsam nach nicht benötigten oder derzeit ungenutzten Cloud-Kapazitäten suche und auf diesem Weg die Nutzung nach oben oder unten skaliere, wenn dies im Interesse des Kunden sei.
Dabei verwies Olsavsky auch darauf, dass die Corona-Krise sich auf verschiedene Branchen komplett unterschiedlich auswirke: Während AWS-Kunden, die schwerpunktmäßig in den Bereichen Videokonferenzen, Spiele, Remote-Learning oder Unterhaltung tätigt seien, von der Krise profitierten, hätten andere Kunden des Cloud-Riesen - insbesondere aus dem Gastgewerbe oder der Reisebranche - finanzielle Probleme. Daher seien derzeit kurzfristig stark unterschiedliche Ausgabentrends zu beobachten.
Langfristig sieht Olsavsky aber AWS als Profiteur, denn die schnellere Cloud-Einführung haben viele Unternehmen nun als Fokusziel auserkoren. "Wir sehen, dass sich die Migrationspläne beschleunigen. Sie werden sicherlich nicht über Nacht stattfinden, aber wir sehen, dass sich Unternehmen in diese Richtung bewegen", so der Amazon-CFO. "Wenn Sie in einer Branche tätig sind, die stark von COVID und der Wirtschaft betroffen ist, möchten Sie Geld sparen und dies schnell tun", sagte er. Eine der besten Möglichkeiten, um Geld zu sparen, sei die Nutzung der Cloud, erklärte Olsavsky weiter.
Rivalen wählen andere Ansätze
Dass die Rivalen im Cloud-Geschäft aber immer mehr aufholen, dürfte insbesondere der Tatsache zu schulden sein, dass die Konkurrenten Microsoft und Google aber auch der SAP-Konkurrent Oracle und auch IBM ihr Cloud-Angebot in andere Richtungen diversifiziert haben als AWS und in Sachen Innovationen das Ruder übernommen haben.
Kunden hätten unterschiedliche Kriterien, auf deren Basis sie sich für einen Cloud-Anbieter entscheiden, erklärte Blake Murray von Canalys. Konkret nannte er Sicherheit, Multicloud- und Hybrid-Support, Migration und Codeentwicklung sowie Cloud. Seiner Ansicht nach müssen sich die Top-Anbieter im Cloud-Segment voneinander abgrenzen, um ihren Kundenstamm im Verlauf der Pandemie und danach ausbauen zu können. "Die Differenzierung zwischen den führenden Anbietern wird von entscheidender Bedeutung sein, da der Wettbewerb um die Ausgaben der Kunden für Projekte zur digitalen Transformation zunimmt", so der Experte.
Wer sich für die Cloud interessiere, sei auf der Suche nach All-in-one-Paketen, die eine schnelle und unkomplizierte Übertragung in die Cloud auch bei überschaubarem Budget ermöglichen.
AWS dürfte sich angesichts der zunehmenden, innovativen Konkurrenz also gezwungen sehen, seine Erfolge nicht nur zu verwalten, sondern Wachstum durch Innovationen zu erzielen sowie in neue Geschäftsbereiche zu expandieren, um Kunden von den Cloud-Lösungen der Amazon-Tochter zu überzeugen. Dass auf dem Weg dorthin Bestandskunden auch im Hinblick auf das Abschalten nicht genutzter Cloud-Kapazitäten beraten werden, hält CFO Olsavsky für die richtige Lösung. Man helfe damit nicht nur den Unternehmen, erfolgreicher zu sein und gestärkter aus der Krise hervorzugehen, sondern stärke gleichzeitig die Kundenbindung - ein Bereich, in dem Amazon unter anderem durch sein Prime-Programm in den vergangenen Jahren bereits umfangreiche Erfahrungen sammeln konnte.
Sorgen um AWS (noch) unbegründet
Für Anleger, die nach der Unternehmensbilanz mit Sorge auf die Entwicklung des Amazon-Wachstumstreibers AWS geschaut haben, hat Olsavsky eine Beruhigungspille parat: "Das Vertragsvolumen und die Verhandlungen sind stark und haben sich im Berichtszeitraum fortgesetzt", betonte er im Rahmen der Bilanzvorlage.
Tatsächlich bleibt AWS trotz des jüngstem Dämpfers hochprofitabel und hat für die Hälfte des Betriebsgewinns bei Amazon gesorgt. Kein Grund zur Sorge also für den Gesamtkonzern, das glauben auch Analysten: Lloyd Walmsley, Analyst der Deutschen Bank, hatte für den Internetriesen zuletzt eine mögliche Marktkapitalisierung von 2 Billionen US-Dollar ins Spiel gebracht. Und auch die britische Investmentbank Barclays hatte an den jüngsten Zahlen trotz AWS-"Rückschlag" nichts auszusetzen und hob das Kursziel von 3.430 auf 3.530 US-Dollar an.
Redaktion finanzen.net
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26.11.2008 | Amazon.com Ersteinschätzung | Stanford Financial Group, Inc. |
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