BMW rechnet mit Ende der Ausnahmerenditen in China
Die Zeiten extrem hoher Ausnahmerenditen in China könnten für die Premiumautohersteller langsam zu Ende gehen.
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Der weltgrößte Premiumautobauer BMW rechnet auf dem immens wichtigen Markt in den kommenden Jahren mit "schrittweise und sehr langsam" sinkenden Margen. Das ist ein weiteres Signal dafür, dass die Herausforderungen auf dem künftig größten Markt für Oberklassewagen zunehmen.
BMWs China-Chef Karsten Engel sagte diese Woche in einem Interview, dass er in den kommenden Jahren mit einem jährlichen Rückgang der Renditen um 1 bis 2 Prozent rechnet. Als Grund nannte er im Gespräch den auch im Reich der Mitte mittlerweile spürbaren Trend hin zu kleineren Autos.
Die Volksrepublik war in den vergangenen Jahren der Erfolgsgarant für die Autoindustrie, allen voran für die Hersteller von Premiumautos. Da die rasant wachsende chinesische Oberschicht lange Zeit vor allem große, hochwertig ausgestattete und somit teure Wagen kaufte, wurden die operativen Renditen von BMW, Audi und Mercedes-Benz auf neue prozentual zweistellige Rekordhöhen gehievt.
Die Nettogewinnmargen für Premiummarken wie BMW und Mercedes-Benz haben sich laut Analyst Lin Huaibin vom Marktanalysehaus IHS bislang üblicherweise zwischen 15 und 20 Prozent bewegt.
Die Autobauer mahnen allerdings bereits seit Langem, dass sich die Ausnahmewerte bei Profitabilität und Wachstum in China langsam aber sicher normalisieren werden. "Das ist kein Problem, das ist in unserem Plan enthalten", sagte BMW-Landeschef Engel am Rande der Präsentation des neuen 3er GT im ostchinesischen Hangzhou. "Die Zeiten halsbrecherischen Wachstums sind vorbei", brachte Engel es auf den Punkt.
Die Nachfrage nach Luxusautos ist in China zuletzt spürbar zurückgegangen. Schuld daran ist nicht zuletzt die zunehmende Unsicherheit mit Blick auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung Chinas. Zudem ist die chinesische Regierung bemüht, den Prestigekonsum einzudämmen.
"Die Margen in China müssen einfach zurückgehen", meint Auto-Analyst Max Warburton von Bernstein Research. "Das ist das Gesetz der Schwerkraft." Die Margen seien einfach überdurchschnittlich hoch gewesen. Nun könne man beobachten, wie der anfangs ungebremste Hunger chinesischer Käufer auf stark motorisierte Oberklasse-Fahrzeuge einer nüchterneren Nachfrage nach kleineren Autos weiche, so Warburton. Der chinesische Automarkt schickt sich aber trotz der rückläufigen Nachfrage nach Oberklasse-Autos an, die USA als größten Autoabsatzmarkt der Welt abzulösen. Die Beratungsgesellschaft McKinsey schätzt, dass es bereits 2016 so weit sein könnte.
Die Autokonzerne, allen voran die Hersteller von Luxuskarossen, bringen sich entsprechend in Position. Sowohl Jaguar als auch Volvo wollen ihre Kapazitäten in China deutlich aufstocken. General Motors hatte zuletzt sogar angekündigt, seinen derzeit noch kleinen Anteil am chinesischen Luxusautosegment bis zum Ende des Jahrzehnts vervierfachen zu wollen. Dabei helfen soll ein neues 1,3 Milliarden US-Dollar teures Werk in Schanghai, wo die Nobelmarke Cadillac gefertigt werden soll.
Dabei scheint auch die nachweislich abflauende Nachfrage nach Luxusautos die Premiumhersteller nicht von ihren Plänen abhalten zu können. Von Januar bis Mai ist der chinesische Pkw-Markt nach Berechnungen der chinesischen Vereinigung der Automobilhersteller insgesamt um 15 Prozent auf 7,26 Millionen Fahrzeuge gewachsen. Im selben Zeitraum verkaufte BMW mit 148.319 Autos 9,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Zum Vergleich: In den ersten fünf Monaten 2012 hatte BMW noch gut ein Drittel mehr Autos an die chinesische Kundschaft gebracht.
Im ersten Jahresviertel stand China, ähnlich wie im Vorjahr, für fast 20 Prozent von BMWs weltweitem Autoabsatz. Analysten schätzen, dass China gut 20 bis 30 Prozent zum Gewinn der Münchener beiträgt. China-Chef Engel sagte, BMW sei in den vergangenen Jahren im Reich der Mitte mit Wachstumsraten um die 40 Prozent "zu stark" gewachsen.
Die Aussicht auf ein abgeschwächtes Wachstum schreckt ihn von daher nicht, im Gegenteil: Auf diese Weise könne sich BMW endlich einmal verstärkt anderen Dingen widmen wie seinem Händlernetz, oder sein Angebot an Finanzdienstleistungen ausbauen und den Verkauf von Gebrauchtwagen ankurbeln, kündigte Engel an.
"Unsere langfristige Perspektive ist absolut positiv", sagte der Manager. "Wir erwarten, dass der Markt stark wachsen wird".
BMW ziele mit seinem Marketing auf die 15 Millionen chinesischen Haushalte mit Jahreseinkommen von 80.000 Dollar oder mehr. "Es wird erwartet, dass sich diese Zahl in den kommenden 15 Jahren auf 45 Millionen verdreifacht", fügte Engel mit Verweis auf Regierungsprognosen hinzu.
Das neueste BMW-Modell, das nach China importiert werden soll, ist ab 445.000 Yuan - umgerechnet gut 55.000 Euro - zu haben.
DJG/cbr/sha(HANGZHOU) Dow Jones Newswires
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