Stresstest: In der Zwickmühle
Während der Prüfphase muss die EZB den Banken Hinweise zu möglichen Kapitallöchern geben und zugleich verhindern, dass diese pflichtgemäß die Börse informieren. Nun verrenken sich die Aufseher.
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von Alexander Sturm, Euro am Sonntag
Nach monatelanger Prüfung steuert die Europäische Zentralbank (EZB) auf die heiße Phase ihres Bankentests zu. In diesen Wochen müssen die Geldhäuser die letzten Kennzahlen bei der EZB abliefern, die ab November die nationalen Aufsichtsbehörden ablöst und die 128 größten Banken der Eurozone überwacht. Über 1000 Wirtschaftsprüfer durchleuchten in dem dreiteiligen Test seit letztem Herbst Europas Großbanken so genau wie nie zuvor.
Doch die Aufseher sehen selbst einer harten Probe entgegen. Sie müssen die Ergebnisse aus Risikoanalyse, Bilanzprüfung und Stresstest zusammenführen, bevor sie den Banken Mitte Oktober mitteilen, ob sie bestanden haben oder neues Kapital brauchen. Einen solch komplexen Prozess gab es noch nie, auch in Sachen Kommunikation. "Wir tun unser Äußerstes für eine reibungslose Veröffentlichung", versprach Chefaufseherin Danièle Nouy.
Das Heikle: Am Tag der Bekanntgabe könnten etliche Banken auf einmal von Kapitallöchern betroffen sein. Um Turbulenzen an den Börsen zu verhindern und Durchfaller nicht zu überrumpeln, wird die EZB den Geldhäusern vorab Hinweise geben - und gerät dabei in Konflikt mit dem Wertpapierhandelsgesetz.
Winden um die Gesetzeszwänge
Denn die Banken unterstehen der Ad-hoc-Pflicht: Sie sind verpflichtet, die Kapitalmärkte unverzüglich ("ad hoc") über Nachrichten zu informieren, die den Aktienkurs oder den ausstehender Anleihen beeinflussen - wie eben ein Durchfallen beim Branchentest. Für die Aufseher wäre die Bekanntgabe vorläufiger Ergebnisse ein Horrorszenario. Wie aber sollen sie kursrelevante Informationen verschweigen und zugleich die Banken auf dem Laufenden halten?
Bekanntgabe in letzter Minute
Nun verrenken sich die Aufseher, um sich aus der Zwickmühle zu befreien. So sollen die Banken nur einen Teil der Ergebnisse aus der Bilanzprüfung in den Stresstest einbringen, den Rest wird die EZB einfügen - um kein vollständiges Bild zu erzeugen, das zur Ad-hoc-Meldung zwingt. Wie das funktioniert, will die Notenbank noch bekannt geben. Und bei den Vorabgesprächen werden die Aufseher nur über vorläufige Teilergebnisse reden, die "keiner Bank Sicherheit geben", wie es heißt. Die endgültigen Resultate will die EZB den Banken zudem erst "sehr kurz" vor der offiziellen Bekanntgabe übermitteln.
Laut Medienberichten soll dieses Zeitfenster nur 48 Stunden über ein Wochenende hinweg betragen - aus Sicht der Banken zu wenig: "Eine solche Frist wäre völlig unzureichend", sagt Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands. Und Gerhard Hofmann, Vorstand beim Verband der Genossenschaftsbanken BVR, mahnt, die EZB dürfe bei der Kommunikation der Ergebnisse "nicht selbst Unsicherheit schaffen". Die Notenbank beruhigt. Es geben keine finale Entscheidung zur Frist, so eine Sprecherin.
"Um auf Kapitallöcher zu reagieren, bräuchten die Banken eigentlich ein bis zwei Monate Zeit", sagt Andreas Steck, Partner bei der Wirtschaftskanzlei Linklaters. Daher müssten die Aufseher im Rahmen des Legalen alles tun, um früh subtile Hinweise zu geben. "Sie müssen eine Gratwanderung bewältigen."
Tiefe Einblicke für Investoren
Liegen die Ergebnisse indes erst einmal auf dem Tisch, werden sie Anlegern tiefe Einblicke in die Banken verschaffen: In einem sechsseitigen Formular werden so viele Kennzahlen veröffentlicht wie noch nie, darunter die neue Verschuldungsquote ("leverage ratio").
Auch wird die EZB die Rechtskosten je Institut benennen, die in den ersten neun Monaten 2014 aufgelaufen sind. Für Bankaktionäre ist das eine drängende Frage. Allein auf die Deutsche Bank kommen Analysten zufolge Belastungen von 5,3 Milliarden Dollar zu. Dem Branchenprimus drohen ebenso wie der Commerzbank Strafen wegen Geschäften mit dem Iran. Indem die EZB Prozessrisiken beziffert, dürfte sie Druck von den Aktienkursen nehmen.
Die Deutsche Bank sollte aber kein neues Kapital brauchen, sie hat sich erst Milliarden über neue Aktien besorgt. Etwas kritischer sehen Experten die Lage bei der Commerzbank. Dort knüpfte Bankchef Martin Blessing die Zahlung einer Dividende an das Abschneiden beim Stresstest - es wäre die erste seit 2007.
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Bildquellen: Jorg Hackemann / Shutterstock.com, Yurchyks / Shutterstock.com
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