Hohe Dividende

VW-Aktie im Plus: Volkswagen kann Gewinn kräftig steigern - Produktionsstopp in drei chinesischen Werken

14.03.22 17:53 Uhr

VW-Aktie im Plus: Volkswagen kann Gewinn kräftig steigern - Produktionsstopp in drei chinesischen Werken | finanzen.net

Auch der Volkswagen-Konzern hat 2021 ungeachtet der zähen Versorgungskrise mit Mikrochips einen deutlich höheren Gewinn eingefahren.

Wie BMW, Mercedes-Benz oder der Opel-Mutter Stellantis gelang es den Wolfsburgern, ihre Finanzkennzahlen zu verbessern. Für das laufende Jahr zeigt sich Europas größte Autogruppe bisher recht zuversichtlich. Doch insbesondere der Krieg in der Ukraine mit seinen schwer kalkulierbaren Folgen für die Energie- und Rohstoffpreise sowie die Sicherheit lebenswichtiger Lieferketten sorgt für Unruhe.

Noch ist die Lage für Volkswagen (VW) - trotz des Stresses im Elektronik-Einkauf - relativ komfortabel. Unterm Strich verdiente das Unternehmensgeflecht mit Marken wie VW-Pkw, Audi, Porsche, Skoda oder Seat im vorigen Jahr 15,4 Milliarden Euro. Wie der Konzern am Freitagabend auf Grundlage vorläufiger Zahlen berichtete, waren das nahezu drei Viertel mehr an Nettoertrag als 2020. Nach den coronabedingten Absatzproblemen des Vorjahres wuchs der Umsatz um 12,3 Prozent auf 250,2 Milliarden Euro.

Die im Dax notierte Vorzugsaktie legte nach dem Handelsstart am Montag um 7,5 Prozent zu, nachdem sie in den vergangenen Wochen deutlich unter Druck gekommen war mit dem Absturz an den Börsen. Bei der von Investoren stark beachteten operativen Marge konnte VW überzeugen, und auch die Aussichten für das neue Jahr wurden vor dem Hintergrund von Lieferproblemen und Ukraine-Krieg überwiegend positiv gewertet. Vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen blieben 2021 acht Prozent vom Umsatz als Gewinn übrig - mehr als von Analysten zuvor im Schnitt geschätzt. Für die Autobauer ist die Chipkrise Fluch und Segen zugleich: Auf der einen Seite unterbrechen die fehlenden Halbleiter immer wieder die Produktion - auf der anderen Seite aber sorgt die knappe Versorgung mit Neuwagen für einen deutlichen Preisauftrieb am Markt, was die Profitabilität stützt.

In diesem Jahr nimmt VW bei der operativen Marge die Spanne von 7 bis 8,5 Prozent ins Visier, das hatten Experten in etwa so auch auf dem Zettel. Der Dividendenvorschlag fällt mit 7,56 Euro je Vorzugsaktie überraschend hoch aus. Der Ausblick auf 2022 sei sehr solide, urteilte JPMorgan-Analyst Jose Asumendi. Experte Erwann Dagorne von Barclays sprach von einer sehr ermutigenden Zielsetzung des Managements. Und Tim Rokossa von der Deutschen Bank sieht in der "guten Guidance" bereits einige Belastungen rund um den Ukraine-Krieg enthalten.

Viele Kunden müssen derzeit lange auf ihren Wagen warten, Rabatte gibt es in den Autohäusern daher kaum. Die Preise könnten infolge zunehmender Energie- und Rohstoffkosten weiter anziehen, deutete Finanzvorstand Arno Antlitz an. Vieles hänge nun von der Entwicklung und Dauer des Konflikts in Osteuropa ab. Sollte dieser länger anhalten, könnte sich womöglich auch unternehmensintern zusätzlicher Sparbedarf ergeben. An den Investitionen halte VW fest.

Bei den Auslieferungen schnitt der Konzern schlechter ab. Die Zahl der weltweit übergebenen Fahrzeuge sank um 4,5 Prozent auf knapp 8,9 Millionen. Auch nach den ersten beiden Monaten dieses Jahres wurde ein Rückgang gemeldet, es ging um rund ein Sechstel abwärts. Die Kernmarke verhängte wegen fehlender Teile gerade einen Bestellstopp für Plug-in-Hybride. Besonders schmerzlich für VW: Der wichtigste Markt China lag im Januar und Februar um etwa 17 Prozent im Minus.

Die Toyota (Toyota Motor)-Gruppe lieferte weltweit 10,5 Millionen Autos aus und übernahm in dieser Betrachtung die Führung. Der VW-Konzernabsatz lag zuletzt noch um 2,4 Millionen unter dem Wert des Vor-Corona-Jahres 2019. Jedoch entwickelte sich die Nachfrage nach E- und Hybridautos gut. Bei reinen Stromern verdoppelten sich die Auslieferungen fast.

Engpässe bei Elektronik-Bauteilen belasteten die Industrie schwer. Antlitz gab sich vergleichsweise optimistisch: "Wir sehen, dass sich die Versorgung mit Halbleitern verbessern wird, vor allem im zweiten Halbjahr." Der Chipmangel bleibe indes ein strukturelles Problem.

Bei VW sind schon jetzt einige Standorte auch deshalb auf dem Trockenen, weil in der Westukraine gefertigte Kabelbäume fehlen. Nach den Werken in Sachsen soll es unter anderem in Wolfsburg abermals Schichtausfälle und Kurzarbeit geben. "Wir bekommen aktuell noch einiges an Versorgung, aber es ist natürlich schwierig", meinte Antlitz zur Lage in der Ukraine. "Es wird in den nächsten Tagen sukzessive zu weiteren Einschränkungen kommen."

Die Ambitionen für das neue Jahr sind groß - bislang jedenfalls. Die VW-Spitze rechnet im günstigsten Fall mit mehr Ertrag und Umsatz. "Aber all dies ist unter dem Vorbehalt der weiteren Entwicklung", so Antlitz. "Es ist noch unklar, wie sich der Ukraine-Konflikt auf die Gesamtlieferketten und auf die Weltkonjunktur auswirken wird."

Es sei nicht auszuschließen, dass die steigenden Energiepreise am Ende zum Teil auf die Verbraucher überwälzt werden. Zwar brächten entsprechende Sicherungsgeschäfte Stabilität. "Aber natürlich wird das mittelfristig unser Geschäft beeinflussen - und natürlich wird man das eine oder andere weitergeben müssen." Im vorigen Jahr seien die renditestärkeren Oberklassemarken "besser durchgekommen als die Volumenmarken". Die erzielten Preise hätten sich zudem erhöht, weil viele Kunden besser ausgestattete Fahrzeuge kauften.

Neue Sparprogramme hatte die Leitung nach einem Streit zwischen Betriebsratschefin Daniela Cavallo und Vorstandschef Herbert Diess Ende 2021 ausgeschlossen. Falls die Kosten weiter gesenkt werden müssen, dann nur im Rahmen bestehender Vereinbarungen. Bis 2023 war ein Rückgang um 5 Prozent geplant. Mit Blick auf die Ukraine sagte Antlitz, große Investitionsprojekte hätten Bestand. Aber: "Wenn die Krise anhält, kann es zu einer Situation kommen, wo man auf der normalen Fixkostenseite noch einmal deutlich anpassen muss."

Die Produktion in Russland will VW wie viele andere Firmen zunächst aussetzen. Gleiches gilt für Autoexporte. Zu möglichen Belastungen durch angedrohte Enteignungen sagte Antlitz: "Die Diskussion ist zu früh, das kann ich noch nicht bewerten." Allgemein erklärte der Konzern dazu: "Inwiefern unser Geschäft in Russland langfristig betroffen sein wird, ist gegenwärtig nicht abzusehen. Wir werden die aktuellen Entwicklungen aber weiterhin sehr aufmerksam verfolgen."

Die Gruppe ist in der Russischen Föderation bisher mit den Marken VW-Pkw, VW-Nutzfahrzeuge, Skoda, Audi, Lamborghini, Bentley und Ducati vertreten. 2021 wurden in dem Markt knapp 200 000 Autos abgesetzt, etwa 170 000 Fahrzeuge fertigte der Konzern dort. Nicht äußern wollte sich Antlitz zur Frage etwaiger Gas-Importstopps in Westeuropa. Er stellte zu Kohle und Erdgas aber klar: "Wir sind in der Situation, dass wir beide Energieträger nutzen können." Sein Kraftwerk am Stammsitz Wolfsburg rüstet VW von Kohle auf Gas um.

Diess warnte, der Krieg könnte noch heftigere Auswirkungen haben als die Corona-Krise. Eine in die Länge gezogene Auseinandersetzung würde Europa wohl "sehr viel schlimmer" treffen als die Verbreitung des COVID-19-Erregers, sagte der Manager jüngst der "Financial Times".

Ein Teil der Porsche AG soll an die Börse gebracht werden, der Konzern peilt dafür einen Zeitraum bis zum vierten Quartal dieses Jahres an. "Wir haben die Vorbereitungen nicht angehalten. Im Gegenteil: Sie laufen wie geplant weiter, wir sind zuversichtlich, dass wir dieses Fenster noch erreichen", sagte Antlitz am Freitag.

IPO/VW-Finanzchef: Vorbereitungen für Porsche-Börsengang laufen planmäßig weiter

Der Volkswagen-Konzern will den ins Auge gefassten Börsengang der Sportwagentochter Porsche trotz der Verwerfungen an den Finanzmärkten wie geplant weiter vorantreiben. "Wir haben die Vorbereitungen nicht angehalten. Im Gegenteil: Sie laufen wie geplant weiter", sagte VW-Finanzchef Arno Antlitz am Freitag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Nach Möglichkeit will VW den Megabörsengang noch in diesem Jahr durchziehen und hatte dafür das vierte Quartal angepeilt. "Wir sind zuversichtlich, dass wir dieses Fenster noch erreichen", sagte Antlitz.

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat an den Aktien-, Anleihen-, Rohstoff- und Devisenmärkten für starke Verwerfungen gesorgt. Der deutsche Leitindex DAX sackte infolge der Invasion der russischen Armee in die Ukraine von rund 15 500 Punkten Mitte Februar bis auf unter 12 500 Punkte im Tief am vergangenen Montag ab. Große Schwankungen an den Börsen sind in aller Regel Gift für geplante Börsengänge.

Derweil kann sich die VW-Eigentümerholding Porsche SE (PSE) über einen Geldsegen aus Wolfsburg freuen. PSE würde mit dem Dividendenvorschlag von 7,50 Euro je VW-Stammaktie nominal rund 1,18 Milliarden Euro einstreichen. Ein Sprecher der Stuttgarter Beteiligungsgesellschaft der Familien Porsche und Piëch wand jedoch ein, dass wegen geänderter Steuerrichtlinien für Holdinggesellschaften über 300 Millionen Euro zunächst an das Finanzamt abgeführt würden.

Die Porsche SE will bei einem Börsengang gut 25 Prozent der Stammaktien von Porsche AG erwerben, damit die Familien wieder direkten Zugriff auf den Autobauer mit dem Familiennamen bekommen. Einen Vorschlag für die eigene Dividende an die Aktionäre will die mittlerweile auch im Dax notierte Porsche SE in den kommenden Wochen machen.

Wegen Corona: VW stoppt Produktion in drei chinesischen Werken

Volkswagen hat wegen eines Corona-Lockdowns in der nordostchinesischen Metropole Changchun vorübergehend die Produktion in drei seiner Werke gestoppt. Die Werke, die gemeinsam mit dem chinesischen Partner FAW betrieben werden, sollen auf Anordnung der Behörden vorerst für drei Tage bis einschließlich Mittwoch geschlossen bleiben, erklärte eine VW-Sprecherin in Peking.

Betroffen sind demnach ein VW-Werk, ein Audi-Werk sowie ein Komponentenwerk. Die Schließung bedeute laut der Sprecherin nicht automatisch, dass auch weniger Fahrzeuge gebaut werden. So könnten Ausfälle später etwa mit Sonderschichten nachgeholt werden, wenn es zu keinem längerfristigen Produktionsstopp kommt.

Die Behörden von Changchun hatten am Freitag einen Lockdown für die Neun-Millionen-Metropole angeordnet, nachdem die Corona-Zahlen in den vergangenen Tagen deutlich angestiegen waren. Auch wurden Massentests für die gesamte Bevölkerung angeordnet.

Landesweit wurden in China am Montag 1337 lokale Infektionen und 788 asymptomatische Fälle entdeckt, die in China einzeln aufgeführt werden. Am Tag zuvor hatte es einen Rekord von insgesamt mehr als 3100 Fällen gegeben. Die Ansteckungen hatten jüngst zugenommen, nachdem vor drei Wochen erst einige Dutzend am Tag gemeldet worden waren. China verfolgt eine strenge Null-COVID-Strategie und reagiert mit Ausgangssperren, Massentests, Transportbeschränkungen und Quarantäne auf lokale Ausbrüche. Auch hat sich das Land weitgehend abgeschottet.

Die im DAX notierte Aktie legt3 via XETRA letztlich um 4,38 Prozent auf 150,00 Euro zu.

Volkswagen habe trotz Problemen stark und weit über den Erwartungen abgeschnitten, schrieb JPMorgan-Analyst Jose Asumendi. Den Ausblick des Konzerns lobte der Experte als "sehr solide". Ein Händler verwies darauf, dass Europas größter Autobauer eine lange Liste von Annahmen etwa in Bezug auf den Ukraine-Krieg und die Pandemie getroffen habe, ohne diese wären die Prognosen sicherlich besser ausgefallen.

Das betonte auch Analyst Tim Rokossa von der Deutschen Bank. Der gute Ausblick des Unternehmens beinhalte zwar Warnhinweise wegen der Unwägbarkeiten durch den Krieg in der Ukraine, doch dürfte das Unternehmen bei den Zielen für 2022 bereits einige der Folgen einkalkuliert haben.

Analyst Erwann Dagorne von der britischen Bank Barclays lobte insbesondere die operative Gewinnmarge vor Sondereffekten, erklärte aber auch, dass es noch an Details mangele, um die wirkliche Qualität der Resultate einschätzen zu können. Die detaillierten Jahreszahlen will Volkswagen an diesem Dienstag veröffentlichen.

WOLFSBURG (dpa-AFX)

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