Gute Nachfrage

BASF-Aktie schließt dennoch in Rot: BASF plant nach Milliardengewinn höhere Dividende - hält an Wintershall DEA-IPO fest

25.02.22 20:00 Uhr

BASF-Aktie schließt dennoch in Rot: BASF plant nach Milliardengewinn höhere Dividende - hält an Wintershall DEA-IPO fest | finanzen.net

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF will nach einem Milliardengewinn im vergangenen Jahr etwas mehr Geld an die Aktionäre ausschütten.

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Den weltgrößten Chemiekonzern BASF belasten die hohen Energiepreise immer mehr. Nach einem Umsatz- und Gewinnsprung 2021 rechnet der Konzern für 2022 mit einem Rückgang. "Wir sind sehr stark in das Jahr gestartet und haben im Januar gute Zahlen über denen des Vorjahresmonats erzielt", sagte Unternehmenschef Martin Brudermüller am Freitag bei Vorlage der Zahlen zum Gesamtjahr. Nach der sehr starken Erholung im vergangenen Jahr werde die Weltwirtschaft 2022 voraussichtlich etwas moderater wachsen.

Allerdings blieben die Unsicherheiten über die weitere Entwicklung hoch, warnte der DAX-Konzern. Der weitere Verlauf der Corona-Pandemie könnte die Nachfrage stärker als erwartet beeinträchtigen und die Lieferschwierigkeiten in den globalen Wertschöpfungsketten länger anhalten. Hohe Energiepreise und gestiegene Inflationsraten werden die Kaufkraft der Verbraucher möglicherweise stärker dämpfen als erwartet.

"Wir werden in den kommenden Monaten weitere signifikante Preiserhöhungen umsetzen, um die deutlich gestiegenen Kosten weiterzugeben und unsere Margen in den Downstream-Geschäften wieder zu verbessern", sagte Brudermüller. Die Mehrkosten für die europäischen Standorte beliefen sich aufgrund der weiter gestiegenen Erdgaspreise im Gesamtjahr auf rund 1,5 Milliarden Euro, davon allein 800 Millionen Euro im Schlussquartal.

Für 2022 rechnet das Unternehmen mit einem Rückgang beim Umsatz auf 74 bis 77 Milliarden Euro und beim operativen Ergebnis auf 6,6 bis 7,2 Milliarden Euro. Dabei geht BASF von einem deutlichen Ergebnisrückgang in den Sparten Basischemikalien und Kunststoffe (Materials) aus. Mit etwas weniger rechnet der Konzern zudem in den kundennahen Segmenten Industrial Solutions und Surface Technologies. Deutlich mehr will BASF hingegen mit den Produkten für die Landwirtschaft sowie Ernährung und Körperpflege verdienen.

Die schwächer als erwartete Geschäftsentwicklung des Chemiekonzerns sei ein Stimmungsdämpfer, schrieb Chetan Udeshi von JPMorgan in einer ersten Reaktion auf das Zahlenwerk des Chemiekonzerns. Die Anleger dürften das in einer Berichtssaison mit überwiegend positiven Überraschungen nicht gerade wohlwollend aufnehmen. Allerdings signalisiere der gute Start ins laufende Jahr ein gewisses Aufwärtspotenzial beim Ausblick.

2021 kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um ein Drittel auf 78,6 Milliarden Euro. Dazu trugen deutlich höhere Verkaufspreise und Mengen bei. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) hat sich mit 7,8 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Hier profitierte das Unternehmen auch von seinem Sparkurs. Unter dem Strich blieb ein auf die Aktionäre entfallender Gewinn von 5,5 Milliarden Euro. Im ersten Corona-Jahr hatte BASF wegen milliardenschwerer Abschreibungen einen Verlust von gut einer Milliarde Euro ausgewiesen. Die Dividende will der BASF-Vorstand um 10 Cent auf 3,40 Euro je Aktie erhöhen. Experten hatten im Schnitt mit etwa so viel gerechnet.

BASF plant weiterhin Börsengang von Wintershall DEA

BASF will seine Mehrheitsbeteiligung Wintershall DEA weiterhin an die Börse bringen. "Wir haben eine strategische Entscheidung getroffen und halten den Börsengang für den richtigen Weg", sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel am Freitag in einer Online-Pressekonferenz. Natürlich müsse er in das jeweilige Marktumfeld passen. Die Beteiligungsgesellschaft LetterOne des russischen Milliardärs Michail Fridman, die den restlichen Anteil am Unternehmen hält, will den Schritt einem Pressebericht zufolge sogar ganz verhindern.

Grund sei unter anderem die Marktstimmung gegenüber Vermögenswerten in Russland, wo das Unternehmen einen Teil seiner Gas- und Ölproduktion tätigt. Dies würde "sehr wahrscheinlich zu einer Bewertung führen, die das Potenzial des Unternehmens nicht widerspiegelt", schrieb jüngst die "Financial Times".

"In Anbetracht der hohen strategischen Bedeutung des Börsengangs für BASF und unsere Stakeholder werden wir alle uns zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um unsere Rechte und Interessen zu schützen", sagte Engel. Dazu gehörten auch der Rechtsweg und das Recht, einen Börsengang im Jahr 2023 einseitig zu verfolgen. Er hofft aber, dass sich BASF mit den Miteigentümer diesbezüglich einigen kann.

Ursprünglich hatte BASF den Börsengang für das zweite Halbjahr 2020 geplant, ihn aber inzwischen mehrfach verschoben. Wintershall DEA ist auch an der Finanzierung der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2 beteiligt und hat dem Projektunternehmen ein Darlehen von 730 Millionen Euro gegeben. Angesichts des Ukraine-Kriegs ist die Zukunft der Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland ungewiss.

Nachdem die Bundesregierung das Genehmigungsverfahren für den Betrieb der russisch-deutschen Erdgasleitung ausgesetzt hat, haben die USA Sanktionen gegen die Betreibergesellschaft und deren Top-Manager auf den Weg gebracht. Die Pipeline war nach Angaben des russischen Gaskonzerns GAZPROM im September fertiggestellt worden und soll Gas von Russland nach Deutschland bringen.

Was die USA-Sanktionen für die Zukunft der Pipeline bedeuteten, werde sich in den nächsten Wochen und Monaten klären, sagte Engel. Derzeit seien keine operativen Aktivitäten der Wintershall DEA von Sanktionen betroffen. "Wir sehen auch nicht, dass Wintershall DEA mit Sanktionen belegt wird". Die einzige Verbindung zu einer Sanktion sei das Darlehen. Er rechnet damit, dass dieses zurückgezahlt wird.

Wintershall DEA ist 2019 aus der Fusion der Wintershall Holding GmbH und der DEA AG hervorgegangen. Der Öl- und Gaskonzern mit Sitz in Kassel und Hamburg beschäftigt weltweit knapp 2500 Mitarbeiter. BASF hält gut 70 Prozent an Wintershall DEA. Der Rest gehört LetterOne, einer Beteiligungsgesellschaft, in der der russische Oligarch Michail Fridman seine DEA-Anteile gebündelt hat.

BASF-Chef: Wirkung der Russland-Sanktionen noch nicht abzuschätzen

Nach Ansicht von BASF-Chef Martin Brudermüller sind die Sanktionen gegen Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs noch nicht zu beurteilen. Zu den internationalen Strafmaßen im Zusammenhang mit dem russischen Angriff sagte der Chef des Chemiekonzerns, es wäre "vermessen, bereits irgendwelche Auswirkungen abzuschätzen". "Am ersten Tag nach der Invasion in der Ukraine steht ja noch gar nicht ganz fest, was die Sanktionen wirklich beinhalten", sagte Brudermüller bei der Bilanzvorlage am Freitag in Ludwigshafen.

"Wir sind entsetzt über diesen Angriff und sehen die weitere Entwicklung mit großer Sorge", sagte der Manager. Noch vor kurzer Zeit habe dies niemand für möglich gehalten. "Der gestrige Tag markiert das Ende des Friedens in Europa. Es ist ein bitterer Tag für uns alle."

Bei BASF machten die Geschäfte in Russland etwa 1 Prozent und jene in der Ukraine 0,2 Prozent des Umsatzes aus. Diese Märkte hätten "keinen größeren Einfluss". Die Energiepreise würden aber sicher mittelfristig eher höher bleiben.

So reagiert die BASF-Aktie

Hohe Kosten und Rückstellungen für Bonuszahlungen haben am Freitag die Aktien von BASF belastet. Der Chemiekonzern blieb im Schlussquartal beim operativen Gewinn recht deutlich hinter den Erwartungen zurück. Nachdem der Aktienkurs am Vortag bereits in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine um fast sechs Prozent gefallen war, büßte er im Tagestief weitere knapp fünf Prozent ein. Am Nachmittag reduzierte sich der Verlust in einem wieder steigenden Gesamtmarkt aber deutlich. Aus dem Handel ging die BASF-Aktie als einer der schwächsten DAX-Werte ein Prozent tiefer bei 60,43 Euro.

Mit einem operativen Gewinn (Ebit) von gut 1,2 Milliarden Euro liege BASF um neun Prozent unter der Markterwartung, schrieb Analyst Chris Counihan von der Investmentbank Jefferies in einer ersten Reaktion. Schwach habe der Konzern in der Sparte Materials abgeschnitten, in der das bereinigte Ebit die Konsensschätzung um mehr als ein Drittel verfehlt habe. "Höhere Fixkosten und Rückstellungen für Boni" machte der Experte als Gründe hierfür aus. Die bereinigte Ebit-Marge sei um acht Prozentpunkte zurückgegangen.

"Wir rechnen mit Druck auf den Aktienkurs nach den Ergebnissen", hatte Counihan vor Börsenbeginn prognostiziert und sollte damit richtig liegen. Noch schwächer als die Sparte Materials seien die Segmente Oberflächentechnologie (Surface Technologies) und Ernährung & Pflege (Nutrition & Care) gewesen. Ersteres sei beim operativen Gewinn um fast drei Viertel hinter der Markterwartung hinterher gehinkt und Letzteres um nahezu zwei Drittel. Hier hätten höhere Fix-, Rohstoff- und Energiekosten an der Profitabilität gezehrt. Counihan senkte das Kursziel um 5 auf 80 Euro, riet aber weiter zum Kauf.

Ein deutliches Verfehlen der Erwartungen konstatierte auch Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan. Das liege zum großen Teil an einer geänderten Zuordnung von Rückstellungen für Bonuszahlungen. Diese seien nicht länger im Segment "Anderes" (Other) enthalten, sondern entfielen nunmehr auf die einzelnen Segmente. "Das wurde in unseren und auch in den Konsensschätzungen so nicht vollständig berücksichtigt", schrieb der Analyst. Aber auch im rein operativen Geschäft seien die Ergebnisse "wirklich schwächer als erwartet".

Der BASF-Kurs droht nun unter das Tief von Ende November bei gut 57 Euro zu fallen. Das wäre der tiefste Stand seit November 2020. Über den Jahreswechsel 2021/2022 hatte sich der Kurs noch kräftig erholt bis auf 69 Euro. Der am Ende eskalierte Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat diese Erholung in den vergangenen Tagen jedoch komplett zunichte gemacht.

/mne/mis

LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX)

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Bildquellen: BASF SE

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