Beiersdorf-Aktie leichter: Umsatzprognose erhöht
Sommer, Sonne, Beiersdorf:
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Gut laufende Geschäfte mit Sonnencreme und Deodorants, ein Höhenflug bei Luxuskosmetik und eine starke Nachfrage nach Klebern von Tesa geben dem Konsumgüterkonzern Schubkraft. Nach einer starken ersten Jahreshälfte schraubte der Nivea-Hersteller am Dienstag seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr hoch. An seiner Ergebnisprognose hielt der Dax-Konzern hingegen fest. Höhere Rohstoffpreise und die Währungen dürften auch im zweiten Halbjahr belasten.
Der scheidende Konzernchef Stefan Heidenreich betonte bei der Vorlage der Zahlen, trotz der starken Zuwächse die Bodenhaftung nicht verlieren zu wollen. "Wir bleiben vorsichtig."
Beiersdorf sieht die operative Marge weiterhin auf Vorjahresniveau. Der Umsatz soll 2018 hingegen aus eigener Kraft nun um rund 5 Prozent wachsen. Bislang hatten die Hamburger die Marke von 4 Prozent im Visier.
Im ersten Halbjahr wuchs der Beiersdorf-Umsatz organisch um 7,7 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Durch den starken Euro belief sich das Plus nominal dann aber nur auf 2,8 Prozent. Im Vorjahr hatte zudem eine Hacker-Attacke den Konzern vorübergehend lahmgelegt, was damals Umsatzverschiebungen zur Folge hatte. Das operative Ergebnis (Ebit) erhöhte sich um 4,3 Prozent auf 585 Millionen Euro. Unter dem Strich zog das auf die Anteilseigner entfallende Ergebnis von 388 Millionen auf 399 Millionen Euro an.
Im wichtigen Geschäft mit der Hautpflege konnte Beiersdorf vor allem mit der Luxuskosmetik-Marke La Prairie auftrumpfen. Die unter anderem mit Kaviarextrakt angereicherten Cremes erfreuen sich vor allem bei asiatischen Käufern großer Beliebtheit. Auch die Apothekenkosmetik von Eucerin und Aquaphor kam gut voran. Eines der Erfolgsrezepte sieht Heidenreich in der Unabhängigkeit, in der die einzelnen Marken agieren. "Wie kleine Schnellboote flankieren sie den Tanker Nivea." Um den Kunden zu überraschen, will Beiersdorf künftig auch kleinere Marken wiederbeleben. So wird beispielsweise die Deomarke 8x4 derzeit komplett überarbeitet.
Der Kernmarke Nivea spielte der Rekordsommer in die Hände. In Deutschland seien die Umsätze mit Sonnenschutzmitteln branchenweit um 20 bis 30 Prozent gestiegen, sagte Heidenreich. Davon habe Beiersdorf als Marktführer besonders profitiert. Dennoch müsse man abwarten, wie sich das Wetter weiterentwickle, zumal es in Europa regionale Unterschiede gebe. Während Nordeuropa seit Mai Sonne bekommt, war der Juni in Südeuropa kühl.
Heidenreich ist bei Beiersdorf auf dem Absprung. Seinen Ende 2019 auslaufenden Vertrag will er nicht verlängern. Nach sieben sehr erfolgreichen Jahren bei Beiersdorf habe er entschieden, anderen Dingen wieder Priorität einzuräumen, sagte er. Spekulationen, sein Ausscheiden habe mit Großaktionär Michael Herz zu tun, wies er zurück. "Das ist Unsinn, wir hatten und haben ein ausgesprochen gutes Verhältnis." Die Suche nach einem Nachfolger läuft. Gute Chancen werden unter Analysten dem seit kurzem als Vize-Chef agierenden Stefan De Loecker eingeräumt.
Anleger greifen vorsichtig zu
Zwischen Euphorie über ein höheres Umsatzziel von und Enttäuschung über die Margenprognose hat am Dienstag die Stimmung an der Börse geschwankt. Das schlug sich auch im Aktienkurs nieder: Nach einem Verlust von 3 Prozent im frühen Handel machten sich die Beiersdorf-Papiere wieder auf den Weg nach oben und stiegen in der Spitze um fast 3 Prozent auf das Rekordhoch von 103,25 Euro. Anschließend bröckelte der Kurs wieder ab und lag zu Börsenschluss 0,74 Prozent im Minus.
In der Analystenkonferenz habe das Management von Beiersdorf durchblicken lassen, dass es bei den Margenzielen Vorsicht walten lässt, schrieb Analystin Celine Pannuti von JPMorgan. Die Enttäuschung unter Anlegern hierüber habe den Aktienkurs im frühen Börsenhandel unter Druck gesetzt. Die Wechselkurse und steigende Rohstoffpreise seien die Gründe für die Zurückhaltung des Konzerns in puncto Margen.
Ähnlich sah es Thorsten Strauß von der NordLB: Beiersdorf habe im ersten Halbjahr sowohl beim Umsatz und auch beim Ergebnis die Markterwartungen übertroffen. Die höhere Umsatzprognose für das laufende Jahr sei also "eigentlich eine logische Konsequenz". Die vom Management lediglich bestätigten Gewinnmargen (Ebit) für 2018 seien dagegen eine kleine Enttäuschung. Die Vorsicht der Hamburger bei den Margen sei jedoch verständlich angesichts von geopolitischen Risiken und steigenden Rohstoffpreisen, urteilte der Experte.
Anleger waren mit Optimismus in die Halbjahreszahlen des Unternehmens gegangen: Vom jüngsten Kurstief am 22. Juni bei knapp 92 Euro hatte die Aktie zuletzt um fast 10 Prozent zugelegt. Am Montag hatte sie sogar das bisherige Rekordhoch vom Dezember vergangenen Jahres bei 102 Euro eingestellt.
Den letzten starken Rücksetzer musste der Kurs am 21. Juni hinnehmen, als die überraschende Nichtverlängerung des Vertrags durch den Vorstandschef Stefan Heidenreich die Papiere um fast 8 Prozent einbrechen ließ. NordLB-Experte Strauß sieht hierin nach wie vor einen "Unsicherheitsfaktor" für die Aktien.
HAMBURG (dpa-AFX)
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