Großer Reparaturbedarf

Siemens Energy mit Verlust: Warum der Aktienkurs trotzdem steigt

27.02.22 16:22 Uhr

Siemens Energy mit Verlust: Warum der Aktienkurs trotzdem steigt | finanzen.net

Nach drei Gewinnwarnungen seiner Windkrafttochter Gamesa dreht der Energietechnikkonzern Siemens Energy nur noch niedertourig. Chef Christian Bruch entsendet einen Feuerwehrmann - und setzt auf die Energiewende.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Wenn schlechte Nachrichten raus sind, reagiert die Börse bisweilen gnädiger. So auch nach den Zahlen von Siemens Energy (SE): Die Aktie stieg, dabei präsentierten die Berliner soeben dicke Verluste im ersten Quartal des Geschäftsjahres zum Ende September. Einige Tage zuvor allerdings hatte das DAX-Mitglied bereits mit einer erneuten Gewinnwarnung geschockt. 240 Millionen Euro Verlust nach Steuern vermeldete Chef Christian Bruch nun den Aktionären, im Vorjahr waren es noch 99 Millionen Euro Gewinn. Der Umsatz schrumpfte um rund elf Prozent auf sechs Milliarden Euro. Immerhin der Auftragseingang kletterte um zehn Prozent auf 8,3 Milliarden.

Der Sturz in die roten Zahlen ist dem Ergebnisdesaster bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa Renewable Energy zuzuschreiben, an der Siemens Energy 67 Prozent der Anteile hält. Die Spanier, bei der Offshore-Windkraft weltweite Nummer 1, haben nachhaltige Schwierigkeiten mit einer neuen Onshore-Turbine, also für den Einsatz an Land. "Wir brauchen im Bereich Wind eine Menge teuren Stahl, auch die Logistikkosten sind wegen der weltweiten Engpässe sehr hoch", erklärte Bruch. Hinzu kommen allerdings auch hausgemachte Probleme, etwa bei der technischen Entwicklung sowie der Projektabwicklung von Gamesa. Die Folge: Der operative Gewinn (Ebita) der Spanier verschlechterte sich im Quartal um 430 Millionen Euro auf über 300 Millionen Euro Minus. Der Umsatz von Gamesa brach wegen Auslieferproblemen um rund 20 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro ein, netto standen 400 Millionen Euro Minus zu Buche.

"Kosteninflation und interne Themen belasten in etwa gleich stark", erklärte Bruch. Die hausgemachten Themen soll jetzt Jochen Eickoldt beheben. Der Manager kümmerte sich zuvor vor allem um die zweite großen SE-Sparte, Gas & Power. Feuerwehrmann Eickoldt soll jetzt vor allem weitere Gewinnwarnungen vermeiden. Gamesa produzierte unter Vorgänger Andreas Nauen in eineinhalb Jahren gleich drei davon.

Auf Bruchs Habenseite steht die Entwicklung der Sparte Gas & Power (GP), deren Stammgeschäft Gasturbinen und fossile Kraftwerke sowie zugehöriger Service ist. Daneben bietet GP auch Energieübertragungstechnik sowie mit der Sparte New Energy Wasserstofftechnologien. Das operative Ergebnis sank zwar auch hier wegen der Kosteninflation leicht. Der Auftragseingang zog aber im Quartal um zwölf Prozent an. Mit knapp 54 Milliarden Euro erreichte der Auftragsbestand einen Rekordwert, der das Gros der insgesamt 87,1 Milliarden an Orders von SE stellt. "Die Nachfrage nach Gasturbinen und Verteilnetztechnik zieht an", berichtete der Chef.

Verluste begrenzen

Dennoch kann SE im Geschäftsjahr nur den Verlust eindämmen, Gewinne auf Nettobasis sind laut Finanzchefin Maria Ferraro nicht drin. Beim Umsatz sei von zwei Prozent Minus bis drei Prozent zum Vorjahr alles drin. Das operative Margenziel hatte SE auf zwei bis vier Prozent gesenkt. Die für 2023 ins Auge gefasste Profitabilität von 6,5 bis 8,5 Prozent steht auf dem Prüfstand. Die Entwicklung bei Gamesa wird entscheidend sein. Bruch: "Wir arbeiten an besserer Vorhersagbarkeit. Das Umfeld bleibt aber schwierig."

Abgestraft: Die Aktie notiert in der Nähe des Allzeittiefs. Die Reparaturarbeiten bei Gamesa könnten andauern. Abwarten.








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Bildquellen: Siemens Energy AG

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