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US-Justizministerium leitet strafrechtliche Ermittlungen gegen VW ein - Aktie weiter schwach

22.09.15 10:10 Uhr

US-Justizministerium leitet strafrechtliche Ermittlungen gegen VW ein - Aktie weiter schwach | finanzen.net

Im Skandal um manipulierte Abgaswerte hat das US-Justizministerium Kreisen zufolge strafrechtliche Ermittlungen gegen Volkswagen (VW) eingeleitet.

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Die für Umweltfragen zuständige Abteilung Environment and Natural Resources Division (ENRD) habe die Untersuchung übernommen, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen am Montag. Eine Volkswagen-Sprecherin wollte sich dazu nicht äußern. Vorstandschef Martin Winterkorn hatte erklärt, der Konzern kooperiere mit den US-Behörden und habe eine externe Untersuchung des Falles in Auftrag gegeben.

Die US-Umweltschutzbehörde EPA wirft Volkswagen vor, mit einer Software Vorgaben zur Luftverschmutzung umgangen zu haben. EPA zufolge betreffen die Vorwürfe etwa 482.000 Diesel-Pkw der Baujahre 2009 bis 2015, die seit 2008 in den USA verkauft wurden. Darunter sind die Modelle Jetta, Beetle, Audi A3, Golf und Passat. Dem Konzern drohten Strafen von bis zu 37.500 US-Dollar pro Auto, hieß es von Behördenvertretern. Das wäre eine Gesamtstrafe von mehr als 18 Milliarden Dollar. EPA hatte erklärt, sie sei berechtigt, die Angelegenheit an das Justizministerium weiterzuleiten. Bloomberg hatte zuvor über die Ermittlungen des Justizministeriums berichtet.

Der Skandal zieht bereits weitere Kreise: Die EU-Kommission steht in Kontakt mit Volkswagen und den US-Behörden, um weitere Informationen zu erlangen. In Südkorea sind Abgas-Tests für Fahrzeuge von Volkswagen angeordnet worden. Und das Kraftfahrtbundesamt soll nun untersuchen, ob es möglicherweise auch in Deutschland oder anderen europäischen Ländern Manipulationen durch Volkswagen oder andere Hersteller gab.

"VW hat seine absolute Unterstützung zugesagt, für alle von uns jetzt angeordneten Tests der Autos", sagte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) der Bild-Zeitung. Volkswagen habe bekräftigt, dass es in Deutschland keine Manipulationen an Diesel-Fahrzeugen der Marke gebe. "VW hat mir versichert, dass alle aktuellen Neufahrzeuge frei von unzulässiger Beeinflussung durch Software oder anderen Veränderungen sind, und die Autos den Zulassungsbedingungen entsprechen", sagte der Minister.

Der französische Finanzminister Michel Sapin forderte, dass auch in Europa Ermittlungen eingeleitet werden sollten. Französische Autohersteller sollten dabei ebenfalls auf den Prüfstand. Es gebe aber keinerlei Anlass zu der Annahme, dass französische Autohersteller wie Volkswagen gehandelt hätten.

Der französische Autobauer Renault beobachtet den Fall genau. Schließlich haben die Hälfte der Autos, die das Unternehmen verkauft, Dieselmotoren. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte, Renault erwäge eigens Vorführungen abzuhalten, um zu demonstrieren, dass seine Autos sich an die europäischen Abgasvorschriften hielten. Der in Boulogne-Billancourt ansässige Konzern verkauft derzeit keine Autos in den USA.

Auch dort geraten andere Dieselautohersteller wegen des Skandals ins Visier der Behörden. Die EPA und die kalifornische Aufsichtsbehörde nehmen nun die Dieselautos anderer Hersteller unter die Lupe, wie Christopher Grundler, Direktor der Abteilung Transport und Luftqualität bei der EPA, am Montag sagte. Demnach soll geprüft werden, ob auch andere Autohersteller sogenannte Defeat Devices, also Abschalteinrichtungen bei der Abgasreinigung, eingebaut hätten. Diese Software erkennt, ob Autos behördlichen Tests unterzogen werden, und aktiviert dann die Abgasbehandlung. Beim normalen Fahren auf der Straße ist die Software aber ausgeschaltet und so liegen die Stickoxid-Grenzwerte deutlich über den gesetzlich zulässigen.

Sammelklagen drohen in den USA "Der Markt rechnet damit, dass das Problem nicht auf die USA begrenzt ist", sagte Ingo Speich, ein Fondsmanager bei der Investmentgesellschaft Union Investment, die weniger als 1 Prozent an Volkswagen hält.

Dem Konzern drohen nun Sammelklagen in den USA. Bereits am Freitag haben Anwälte bei einem Gericht in Kalifornien Klage eingereicht mit dem Ziel, Sammelklage-Status zu erhalten. Darin werfen sie Volkswagen arglistiges Verschweigen, Werbebetrug und Verstoß gegen Verbraucherschutzgesetze vor. Die Kunden hätten mehr Geld für Volkswagen- und Audi-Autos mit Dieselmotoren ausgegeben, weil ihnen vorgegaukelt worden sei, sie seien sauberer und treibstoffsparend. Ihre Autos würden nun im Zuge der EPA-Untersuchungen und wegen etwaiger Rückrüfaktionen weniger wert sein. Die Klage wurde unter anderen von einem Rechtsvertreter eingereicht, der in New York als einer der führenden Anwälte bei Schadenersatzklagen wegen defekter Zündschlösser gegen General Motors beteiligt ist. Eine Volkswagen-Sprecherin wollte sich zu der Klage nicht äußern.

Die VW-Aktie steht am Dienstag weiter unter Druck. "Es gibt schlichtweg keinen Grund, jetzt zu kaufen", sagte ein Händler. Zudem seien mit rund 13 Millionen umgesetzten VW-Aktien am Vortag noch längst nicht alle Portfolios bereinigt. Die Welle der Abstufungen durch Analysten stehe daneben noch bevor. Die VW-Aktie startete am Dienstag mit einem Abschlag von 4 Prozent in den Handel, Renault gaben 1,2 Prozent und Peugeot 1,3 Prozent nach.

"Solange es nichts quantifizierbares gibt, wird die Aktie weiter fallen", sagte ein Händler. Mit den anstehenden Untersuchungen in Südkorea und vor allem möglichen strafrechtlichen Schritten in den USA sei das Risiko über der Aktie unkalkulierbar. "Vor allem eventuelle strafrechtliche Folgen in den USA mit möglicherweise absurd hohen Strafzahlungen dürften Anleger für Monate verschrecken", so der Händler.

Die Aktie der Wolfsburger setzt die Talfahrt am Dienstag fort. Der Abschlag ist im Vergleich zum Montag jedoch gemäßigt: Im frühen XETRA-Handel verlieren der Vorzugspapiere rund 5 Prozent.

Von Aruna Viswanatha

NEW YORK (Dow Jones)

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