Bankenwerte profitieren von Zinsfantasie
Aktien aus dem Finanzsektor haben am Donnerstag wegen der Aussicht auf schnelle Zinserhöhungen in den USA zu den größten Gewinnern im DAX gezählt.
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Die Aktien der Commerzbank kletterten um 2,70 Prozent und jene der Deutschen Bank um etwa 2 Prozent. Die Branche gilt am Markt allgemein als Profiteur steigender Zinsen, weil eine höhere Verzinsung dem klassischen Geschäft mit Kundeneinlagen und Krediten zugute kommt.
"Die Erholung der Anleiherenditen trägt zur Stützung der Bankaktien bei", erklärte Michael Hewson vom Broker CMC Markets. In den USA sind die Kapitalmarktzinsen seit der Veröffentlichung von Inflationsdaten am Mittwoch deutlich gestiegen. Im Januar war der Inflationsanstieg sowohl im Vorjahres- als auch im Vormonatsvergleich überraschend hoch ausgefallen. Die Rendite der zehnjährigen US-Anleihen stieg daraufhin auf über 2,9 Prozent und erreichte so ihren höchsten Stand seit vier Jahren.
Finanzwerte wie Goldman Sachs oder JPMorgan hatten an der Wall Street mit deutlichen Kursanstiegen davon profitiert. Die Notenbank Fed könnte bei weiter anziehenden Preissteigerungen gezwungen sein, die Zinsen schneller anzuheben als von ihr bisher in Aussicht gestellt. Die US-Währungshüter signalisieren bisher etwa drei Zinsschritten in diesem Jahr, die Tendenz bei vielen Experten geht mittlerweile aber zu vier.
Analyst Philipp Häßler von der Investmentbank Equinet sprach von allgemeiner "Zinsfantasie", die vor allem der Commerzbank-Aktie helfe. "Dem Frankfurter Bankhaus wäre es sicherlich von Vorteil, wenn die kurzfristigen Zinsen steigen würden", sagte der Experte - auch vor dem Hintergrund, dass viele Banken derzeit damit zu kämpfen haben, dass die Europäische Zentralbank (EZB) für das "Parken" von kurzfristigem Geld sogar einen Strafzins verlangt. Bei der Deutschen Bank sei die Euphorie jedoch etwas geringer, weil das führende deutsche Bankhaus noch stärker im Kapitalmarktgeschäft aktiv ist.
Die Zinsfantasie trägt schon seit einigen Wochen dazu bei, dass sich Finanzwerte insgesamt besser schlagen als der breite Markt. Der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks liegt im bisherigen Jahresverlauf mit etwa 2 Prozent im Plus, während der Dax wegen des jüngsten Kursrutsches um etwa 3,5 Prozent nachgegeben hat. Im Gegensatz zu den Banken hat der deutsche Leitindex dabei stark unter der Zinsfantasie gelitten.
So können Zinsen ab einer bestimmten Höhe tendenziell zur Belastung für Aktienmärkte werden: Anlagealternativen wie Anleihen und das Sparkonto könnten attraktiver werden. Zudem können hohe Zinsen die Kredite für Unternehmen verteuern. Das kann die Gewinne belasten und die Unternehmen bei Investitionen zurückhaltender machen, was wiederum in Summe der Gesamtwirtschaft abträglich sein kann./tih/mis/das
FRANKFURT (dpa-AFX)
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