Schlussquartal 2020: Bei welchen Aktien die besten Chancen winken
Das vierte Quartal des Kalenderjahres ist für einige Unternehmen extrem wichtig. Dieser Umstand bietet Investoren besondere Chancen.
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von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Eine imposante Zahl: 221 Millionen iPhones wird Apple nach Einschätzung des Finanzdienstes Bloomberg über die kommenden zwölf Monate verkaufen. Kritisch wird der Start: Durch die Corona- Pandemie stockt die Produktion, die Geräte kommen später als sonst in die Läden. Das Weihnachtsgeschäft scheint aber nicht in Gefahr zu sein. Im Geschäftsjahr 2019 erwirtschaftete der Konzern rund ein Drittel von Umsatz und Gewinn in den Monaten Oktober bis Dezember. Das iPhone war dabei klar der größte Etatposten.
Für die Wirtschaft ist die Weihnachtszeit besonders wichtig. Viele Konsumenten gehen vor dem Fest shoppen, aber auch Unternehmen platzieren große Bestellungen oft am Ende des Kalenderjahres. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist darum im vierten Quartal regelmäßig am stärksten. Vor allem Handel und Konsum profitieren von der Sonderkonjunktur. Der Handelsverband HDE kalkuliert, dass die Umsätze im November und Dezember rund 15 Prozent über dem Niveau der anderen Monate liegen. Weil vielen Unternehmen durch die Pandemie die Umsätze vor allem mit dem staatlich verordneten Lockdown im Frühjahr weggebrochen sind, ist die Weihnachtszeit 2020 so wichtig wie nie.
Mehr als 90 Prozent
Einer der Comeback-Kandidaten ist der Handelskonzern Ceconomy mit seinen Elektromärkten Saturn und Media Markt. In der Pandemie waren zwischenzeitlich mehr als 85 Prozent der Läden geschlossen. Inzwischen sind die Türen wieder geöffnet, dennoch ziehen die Onlineverkäufe weiter an. Da das Geschäftsjahr bei Ceconomy mit dem September endet, geht es im Weihnachtsquartal darum, eine starke Basis für den neuen Abschnitt zu legen. Zuletzt erwirtschaftete der Konzern mehr als die Hälfte des operativen Gewinns im Weihnachtsquartal.
Noch extremer sind die Verhältnisse bei der Cewe Stiftung. Der Fotodienstleister erwirtschaftet regelmäßig mehr als 90 Prozent seines Gewinns im Schlussquartal. In der Weihnachtszeit sind Fotobücher oder auch Kalender mit Bildern als Geschenk beliebt. Im Rest des Jahres reichen die Einnahmen bestenfalls aus, um es in die Gewinnzone zu schaffen. Das Bankhaus Lampe sieht das Weihnachtsgeschäft auch dieses Mal wieder als Schlüssel-Katalysator für die Cewe-Aktie.
Auch dem Medienkonzern ProSiebenSat.1 soll die Weihnachtszeit Erlösung bringen. Die Wochen vor dem Fest sind bei den Werbekunden besonders beliebt. In einem normalen Geschäftsjahr fahre man von September bis Dezember etwa 50 Prozent des bereinigten operativen Jahresgewinns ein, betont ProSiebenSat.1 in seinem Ausblick auf den Rest des Corona-Jahres.
Der Onlinemodehändler Zalando profitiert nicht nur vom nahenden Weihnachtsfest, auch der Wetterumschwung bringt frischen Wind. "Typischerweise werden die Herbst- und Winterkollektionen zu höheren Preisen verkauft als die Frühlings- und Sommerware", erklärt Zalando sein typisches Saisonmuster. Darüber hinaus sei das vierte Quartal, genauso wie das zweite, in der Regel stärker, weil man in dieser Phase des Jahres nicht so aggressiv mit Rabatten werben müsse.
Ein völlig anderes Extrem ist Adidas. Der Sportartikelkonzern erzielt mehr als 90 Prozent seines Betriebsergebnisses in den ersten neun Monaten des Jahres. Der Absturz auf der Zielgerade ist gewollt: Im Schlussquartal werden regelmäßig die Investitionen hochgefahren. Das drückt die Marge. Es sollte aber auch in diesem Jahr für einen Quartalsgewinn reichen.
Risiko steuern
Aus Sicht von Investoren bringen starke saisonale Schwankungen zusätzliche Risiken, weil die Geschäftsentwicklung schwerer zu kalkulieren ist. Eine erneute Eskalation der Corona- Krise in der Vorweihnachtszeit beispielsweise hätte drastische Folgen. Wer kann, stellt seine Geschäft breiter auf: Der Softwarekonzern SAP, der einen großen Teil seiner Lizenzverkäufe kurz vor Jahresende abschließt, setzt zunehmend auf Abos. Statt großen Einnahmezahlungen kommen dadurch regelmäßig kleinere Beträge in die Kasse. Der Anteil der "besser planbaren Umsätze", zu denen auch der Softwaresupport gehört, liegt inzwischen über 70 Prozent.
Auch bei Apple haben die Dienstleistungen kontinuierlich an Bedeutung gewonnen. Zuletzt steuerte dieser Bereich, zu dem auch Abo-Angebote etwa für Musik gehören, bereits ein Fünftel des Gesamtumsatzes bei. Gleichzeitig wird der Produktkalender gestreckt. Die Lücke des verspäteten iPhone-Starts in diesem Herbst hat der Konzern durch eine neue Version der Uhr zumindest ein wenig verkleinert.
Börsianer haben übrigens - unabhängig von der konkreten Aktienauswahl - gute Gründe, sich auf das Schlussquartal zu freuen: Die Monate von Oktober bis Dezember haben dem DAX historisch betrachtet die größten Kursgewinne gebracht.
INVESTOR-INFO
Apple
Mehr als iPhone
In den zwei Wochen vor Präsentation eines neuen iPhones hat sich die Apple-Aktie laut Bloomberg-Statistik überdurchschnittlich entwickelt, danach leicht geschwächelt. Anleger sollten langfristig denken: Apples Ökosystem und die enorme Finanzkraft geben dem Konzern die Chance, auf lange Sicht eine dominierende Rolle in der digitalen Revolution zu spielen. Die wachsenden Umsätze mit Serviceleistungen machen das Geschäft berechenbarer. Als Versorger des digitalen Zeitalters bleibt Apple ein Basisinvestment!
Ceconomy
Attacke im Internet
Während des Corona-Lockdowns im Frühjahr mussten Ceconomys Elektromärkte Saturn und Media Markt den Großteil ihrer Läden schließen. Gleichzeitig aber sind die Umsätze über das Internet in der Pandemie deutlich gestiegen. Das Onlinegeschäft lieferte in den Monaten April bis Juni mehr als ein Drittel des Gesamtumsatzes. Black Friday und Weihnachten sollten das Geschäft zum Jahresende ankurbeln. Die im SDAX notierte Aktie bleibt eine Turnaround-Spekulation.
ProSiebenSat.1
Comeback-Chance
In der Corona-Krise haben viele Werbekunden ihre Aktivitäten zurückgefahren. Die Vorweihnachtszeit gibt ProSiebenSat.1 mit seinen TV-Sendern jetzt die Chance, zumindest einen Teil der Umsatzeinbußen der ersten Jahreshälfte aufzuholen. Unabhängig vom Jahresfinale hat die im MDAX notierte Aktie zwei potenzielle Kurstreiber: versteckte Wer- te in den Internetbeteiligungen des Konzerns und Übernahmefantasie durch Großaktionäre wie die italienische Mediasat.
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