GNW-News: Innovation: Infomaniak weiht Datacenter ein, das seine verbrauchte Energie vollständig wiederverwertet und damit mindestens 20 Jahre lang jährlich ...

28.01.25 16:35 Uhr

^Der Schweizer Cloud-Anbieter Infomaniak hat gestern offiziell sein neues

Datacenter eingeweiht, in dem bereits 100% des seit dem 11. November

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verbrauchten Stroms wiederverwertet werden. Die Anlage befindet sich in einem

Genfer Wohngebiet im Untergeschoss der partizipativen und umweltbewussten

Genossenschaft La Bistoquette. Sie hat keinerlei Auswirkungen auf das Stadtbild

und verwertet 100% der verbrauchten lokalen erneuerbaren Energie. Bei Volllast

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speist das Rechenzentrum 1.7 MW (entspricht 14.9 GWh/Jahr) in das regionale

Fernwärmenetz ein. Damit können jährlich 6000 Minergie-A-Haushalte beheizt

werden oder 20 000 Personen täglich 5 Minuten duschen. Die bereits preisgekrönte

neue Datacenter-Generation wurde von Studierenden der EPFL, des IMD und der

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Universität Lausanne dokumentiert, um sie Open Source zu machen und ihren

Nachbau im großen Stil zu ermöglichen.

Einweihung des Datacenters D4, das den Cloud-Sektor revolutioniert

Das neue Rechenzentrum von Infomaniak, Sinnbild für technologische Innovation

und Nachhaltigkeit, wurde gestern im Beisein von Behörden und wichtigen

Projektakteuren offiziell seiner Bestimmung übergeben. Ihr gemeinsames

Engagement war entscheidend für die Verwirklichung dieser Weltneuheit, die die

Standards vergleichbarer Infrastrukturen in Bezug auf die Berücksichtigung

ökologischer Belange und energetische Verwertung übertrifft.

Bereits seit 14 Uhr am 11. November 2024 wird der gesamte von dieser

Infrastruktur verbrauchte Strom in Form von Wärme in das Fernwärmenetz des

Kantons Genf eingespeist. Diese Umsetzung stellt einen Meilenstein in der

regionalen Energiewende dar und macht eine energieintensive Anlage zu einem

aktiven Akteur der energetischen Verwertung.

Das Datacenter von Infomaniak, das derzeit 25% seiner Kapazität nutzt, wird

schrittweise stärker ausgelastet, sodass es bis 2028 seine volle Leistung

erreicht. Dies bedeutet, dass mindestens 20 Jahre lang ein nachhaltiger Beitrag

für die Gesellschaft geleistet wird.

Die Zukunft der Cloud: kreislauforientierte Energie und landschaftsneutral

Infomaniak wurde bereits mehrfach für die Energieeffizienz seiner

Infrastrukturen ausgezeichnet, die seit 2013 ohne Klimatisierung auskommen. Mit

diesem neuen Datacenter-Modell löst Infomaniak vier große Herausforderungen der

Cloud-Branche:

1. 100% des vom Datacenter verbrauchten Stroms werden wiederverwendet, um

Haushalte über ein Fernwärmenetz zu beheizen.

2. Es benötigt für die Kühlung weder Wasser noch eine zusätzliche Klimaanlage.

3. Es befindet sich unter einem Wohngebiet.

4. Es hat keine Auswirkungen auf das Stadtbild.

«In der realen Welt wandeln Datacenter elektrische Energie in Wärme um. Im Zuge

des exponentiellen Wachstums der Cloud verpufft diese Energie heutzutage

ungenutzt. Es ist dringend erforderlich, diese Energie aufzuwerten, derartige

Infrastrukturen an die Fernwärmenetze anzuschließen und die Baunormen

anzupassen», erklärt Boris Siegenthaler, Gründer und strategischer Direktor von

Infomaniak.

Nichts geht verloren, alles verändert sich

Im Gegensatz zu bestehenden Projekten, die einen Bruchteil ihres Verbrauchs

wiederverwerten, geht das von Infomaniak entwickelte System noch einen Schritt

weiter.

Der gesamte verbrauchte Strom (Server, Wechselrichter, Lüftung usw.) wird

vollständig in Wärme umgewandelt - bei einer Temperatur von 40 bis 45 °C. Diese

Wärme wird anschließend an einen Luft-Wasser-Wärmetauscher abgegeben, der sie in

einen Warmwasserkreislauf überführt. Danach erhöhen Wärmepumpen die Temperatur

des Wassers und leiten die Abwärme des Datacenters in das Fernwärmenetz.

Die Besonderheit des Systems liegt in der Nutzung beider Funktionen der Pumpe:

* Das Gas der Wärmepumpen dehnt sich aus, wenn es die Energie dem Wasser

entnimmt, dessen Temperatur von 45 °C auf 28 °C sinkt. Dieser lauwarme

Wasserstrom wird zum Luft-Wasser-Wärmetauscher geleitet, um die Server zu

kühlen, wodurch eine herkömmliche Klimatisierung überflüssig wird.

* Anschliessend wird das Gas der Pumpen komprimiert und die Energie an das

Fernwärmenetz abgegeben. Dadurch steigt die Wassertemperatur im Sommer auf

67 °C und im Winter auf 85 °C, um den Bedürfnissen des Fernwärmeversorgers

gerecht zu werden.

Damit ist der Rückgewinnungsmechanismus identisch mit dem Mechanismus, der die

Server auf einer optimalen Betriebstemperatur hält. Auch die zusätzliche

Energie, die für den Betrieb der Wärmepumpen benötigt wird, wird

wiederverwertet, denn die dabei abgegebene Kälte sorgt für die Kühlung der

Server.

«Die PUE(1), mit der die Energieeffizienz von Rechenzentren ausgedrückt wird,

reicht heutzutage angesichts des Klimanotstands nicht mehr aus. Wichtig sind

auch die ERE(2), d. h. das Verhältnis zwischen der tatsächlich verbrauchten

Energie und der wiederverwendeten Energie, sowie die ERF(3), die dem Anteil an

der Gesamtenergie des Rechenzentrums entspricht, der für andere Zwecke wie

Fernwärme wiederverwendet wird. Diese drei Indikatoren verschaffen zusammen

einen umfassenderen Überblick über die energetischen Auswirkungen digitaler

Infrastrukturen», erklärt Boris Siegenthaler, Gründer und strategischer Direktor

von Infomaniak.

6000 beheizte Wohnungen und jährliche Einsparung von 3600 t CO?eq

Bei voller Auslastung wird das neue Datacenter rund 10 000 Server mit einer

Grundfläche von 1800 m(2) unterirdisch beherbergen. Dem Fernwärmenetz wird es

eine Leistung von 1.7 MW liefern. Mit so viel Energie können jährlich 6000

Minergie-A-Haushalte beheizt werden oder 20 000 Personen täglich 5 Minuten lang

duschen.

Genf wird hierdurch die Verbrennung von 3600 t CO(2)eq Erdgas pro Jahr oder das

Äquivalent von 5500 t CO(2)eq Pellets pro Jahr vermeiden - ganz zu schweigen von

den 211 Lkws pro Jahr mit 13 t Nutzlast und den Mikropartikeln, die beim

Transport und der Verbrennung der Pellets entstehen.

Wirtschaftlich neutraler Vorgang

Die Wiederverwertung der Abwärme ist für Infomaniak kostenneutral. Ohne die

Server kostet dieses Datacenter 12 Millionen Franken, von denen 6 Millionen

Franken vom Cloud-Anbieter für die Anpassung der Wärmestufen an die

Anforderungen des Fernwärmenetzes vorgeschossen wurden. Ein Teil dieser 6

Millionen wird vom Energieamt des Kantons Genf (OCEN) und vom

Fernwärmenetzbetreiber (GIS) subventioniert. Der Rest wird schrittweise durch

die Wärmeerzeugung von Infomaniak zum Selbstkostenpreis amortisiert.

Von der Standortsuche (Juni 2019) bis zur Inbetriebnahme der ersten Server

(Dezember 2023) erstreckte sich das Projekt insgesamt über viereinhalb Jahre.

Zum Vergleich: Die Realisierung eines Datacenters von Infomaniak dauert in der

Regel zwei Jahre. Die Herausforderungen bestanden vor allem darin, einen

sicheren Standort in der Nähe eines Fernwärmenetzes zu finden, der die

Wärmemenge konstant aufnehmen kann, und einen Vertrag mit dem

Fernwärmenetzbetreiber auszuhandeln.

Vorbild für die technologische Unabhängigkeit Europas

Das Datacenter stärkt die technologische Unabhängigkeit Europas und schafft

Mehrwert für viele lokale Unternehmen, indem es ausschließlich in Europa

hergestellte Geräte verwendet (mit Ausnahme der Sicherheitskameras):

* Wärmepumpen Trane (Frankreich)

* Ventilatoren Ebmpapst (Deutschland)

* Stromschienen Siemens (Deutschland)

* Verteilertafeln Siemens (Deutschland)

* Server-Racks Minkels (Niederlande)

* Wechselrichter ABB (Schweiz)

* Stromaggregate Margen (Italien)

* Solarpaneele Meyer-Burger (Schweiz / Deutschland)

Auch die lokale Wirtschaft wird direkt von diesem Projekt profitieren.

Eine neue Generation von Open-Source-Rechenzentren

Diese Innovation ist reproduzierbar, und das Know-how wird kostenlos zur

Verfügung gestellt. Das Modell funktioniert und zeigt der Cloud-Branche und den

politischen Entscheidungsträger*innen, dass die Energie aus Rechenzentren

doppelt genutzt werden kann und dass IT-Anlagen nicht mehr als Endverbraucher

von Strom, sondern als Akteur der Energiewende zu betrachten sind.

Das neue Datacenter von Infomaniak, das 2023 bereits mit dem Schweizer

Ethikpreis und dem Preis für nachhaltige Entwicklung des Kantons Genf

ausgezeichnet wurde, wurde von der UNIL, dem IMD und der EPFL im Rahmen des

Programms e4s.center (https://e4s.center/) dokumentiert, um seine

Energieeffizienz in Echtzeit zu veranschaulichen und seinen Nachbau zu

ermöglichen. Die Ergebnisse sind unter https://d4project.org/ frei verfügbar und

umfassen:

* einen technischen Leitfaden, in dem erläutert wird, wie dieses Datacenter-

Modell reproduziert werden kann.

* Echtzeit-Überwachung der operativen Leistung des Rechenzentrums.

* Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger*innen mit Informationen

zur Verbesserung der Baunormen und der Nachhaltigkeit von Rechenzentren.

Zwei neue vergleichbare Rechenzentren bereits in Planung

Um sein Wachstum zu unterstützen, sucht Infomaniak aktiv nach Fernwärmenetzen

für seine künftigen Datacenter. «Wir können bereits 1.1 MW in ein Fernwärmenetz

einspeisen, und bis 2028 wird ein neues Datacenter mit mindestens 3.3 MW

benötigt, um die Nachfrage zu decken. Das Prinzip ist einfach: Wir beziehen den

Strom lokal und geben unsere CO(2)-freie Abwärme kostenlos ab», macht Boris

Siegenthaler deutlich.

Kennzahlen

* Durchschnittliche PUE: 1.09 (europäischer Durchschnitt: 1.6(4)).

* ERE und ERF: siehe die Infos online (https://d4project.org/monitoring/)

* 2 Wärmepumpen à 1.7 MW.

* Gesamtfläche: 1800 m(2).

* Gesamtbudget (ohne Server): 12 Millionen.

* Gesamtkapazität, die bei Volllast wiederverwertet wird: 1.7 MW.

* Anzahl Server bei Volllast: ca. 10 000 (200 Racks à 47U).

* Kapazität des mit diesem Datacenter verbundenen Solarkraftwerks: 130 kWp

(364 Module).

* Derzeit in diesem Datacenter installierte Grafikprozessoren: Nvidia L4, A100

und H100.

Ressourcen

* Dokumentation des D4 der Groupe E4S (https://d4project.org/) (IMD, EPFL,

UNIL)

* Videobesichtigung des Rechenzentrums D4 mit Blick

(https://www.blick.ch/digital/daten-speichern-und-dabei-heizen-wie-grosse-

rechenzentren-haushalte-heizen-id20282548.html)

* Kurzes Erklärvideo zur Funktionsweise des D4

(https://kdrive.infomaniak.com/app/share/100338/6a0b8dd4-5daf-45be-a3e0-

f889971d911c)

* Fotos des D4 (https://kdrive.infomaniakgroup.com/app/share/100338/61ec9352-

c03b-4e6e-9c1d-e2f0a25ecb45/files/5079288?lang=de)

* Ökologischer Ansatz von Infomaniak (https://infomaniak.com/gtl/ecology)

* Pressedossier (https://kdrive.infomaniak.com/app/share/100338/75f40037-

3bbd-4082-a41e-91e04d8d87a9)

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1 Power Usage Effectiveness: Mit der PUE wird der Gesamtenergieverbrauch des

Rechenzentrums mit dem tatsächlichen Energieverbrauch der Server verglichen.

2 Energy Reuse Effectiveness: Die ERE misst die Energieeffizienz eines

Rechenzentrums unter Berücksichtigung der Wiederverwendung der abgestrahlten

Wärmeenergie.

3 Energy Reuse Factor: Die ERF misst den Anteil des Gesamtenergieverbrauchs

eines Rechenzentrums, der außerhalb des Rechenzentrums effizient wiederverwendet

wird (z. B. für die Beheizung von Gebäuden).

4 https://joint-research-centre.ec.europa.eu/jrc-news-and-updates/eu-code-

conduct-data-centres-towards-more-innovative-sustainable-and-secure-data-centre-

facilities-2023-09-05_en

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