Aktienstrategie-Kolumne Wolfgang Braun

Tanz auf dem Vulkan

15.10.09 10:16 Uhr

Tanz auf dem Vulkan | finanzen.net

Die Berichtssaison in den USA ist - zumindest auf den ersten Blick - hervorragend angelaufen.

Alle vier Dow-Mitglieder, die bislang ihr Zahlenwerk präsentiert haben, übertrafen die Gewinnprognosen - teils auch deutlich. Weniger überzeugend fällt dagegen die Entwicklung bei den Umsätzen aus. Vor allem Johnson & Johnson enttäuschte, aber auch Alcoa musste im Jahresvergleich einen Erlösschwund von über 30 Prozent verkraften. Bei Intel ging es knapp zehn Prozent abwärts. Die unerwartet guten Gewinndaten basieren damit nicht auf einer wirtschaftlichen Gesundung, sondern auf knallharten Einsparungen. Die drücken sich wiederum in den steigenden Arbeitslosenzahlen aus. Alleine mit Sparpaketen lässt sich freilich kein nachhaltiger Aufschwung bewirken. Spätestens ab 2010 könnte es damit zu bösen Überraschungen kommen. Derzeit kalkulieren die Analysten für den S&P 500 mit einem Gewinnplus von 34 Prozent. Eine unüberwindbare Hürde, sofern die Umsätze nicht mitziehen.

Gespannt darf man auf die Quartalsberichte der deutschen Firmen sein. Hierzulande haben die Manager (zumindest bislang) weitgehend auf Entlassungen verzichtet. Die Lohnstückkosten sind dadurch massiv in die Höhe geschnellt. Da gleichzeitig auch die Erlöse wohl noch einige Prozentpunkte unter Vorjahr liegen werden, rechnen wir mit einer eher mauen Gewinnentwicklung. Wie die von den Analysten veranschlagten 50 Prozent Zuwachs im kommenden Jahr zu schaffen sein sollen, bleibt für uns nach wie vor ein Rätsel, zumal in den Bilanzen Zeitbomben durch die hohen Goodwills liegen.

Die Börsen stören sich derzeit allerdings nicht an Risiken und klettern munter weiter. Obwohl die Krise nach Meinung der meisten Experten weiter brodelt, erzielen die Börsen schon wieder überdurchschnittliche (bei Einzeltiteln auch völlig absurde) Bewertungen. Die zuletzt lauter werdenden optimistischen Stimmen sprechen dafür, dass dieser Tanz auf dem Vulkan bald sein Ende

Wolfgang Braun ist Chefredakteur des „Global Performance“. Der Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. Weitere Informationen unter www.globalperformance.de.Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.