Gewitterfront voraus

Airbus-Aktie im Fokus: Fliegen auf Sicht

16.04.20 14:11 Uhr

Airbus-Aktie im Fokus: Fliegen auf Sicht | finanzen.net

In der Luftfahrt ist seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie nichts mehr wie es war.

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Das Virus hat wohl keine Branche so stark getroffen wie Flug und Touristik. Experten rechnen auch langfristig mit einem veränderten Reiseverhalten der Menschen - samt Folgen für die Flugzeughersteller. Der europäische Airbus-Konzern Airbus fährt seine Produktion daher vorläufig schon einmal um ein Drittel herunter. Was bei dem Unternehmen los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

Das ist los bei Airbus:

Das Coronavirus hat den weltweiten Flugverkehr binnen weniger Wochen weitgehend zum Erliegen gebracht. Inzwischen wird wegen der Reiseverbote und der eingebrochenen Nachfrage sowohl weltweit als auch innerhalb Europas kaum noch geflogen, der Lufthansa-Konzern lässt fast alle seiner 763 Flugzeuge am Boden und will seine Flotte um ein Zehntel verkleinern. Die Billigflieger Ryanair und easyJet heben regulär vorerst gar nicht mehr ab.

Weder Lufthansa-Chef Carsten Spohr noch easyJet-Chef Johan Lundgren oder Airbus-Chef Guillaume Faury trauten sich zuletzt eine Prognose zu, wann der Flugverkehr wieder starten oder gar auf das vor der Krise erreichte Niveau wachsen könnte. Zusätzliche Flugzeuge von Boeing und Airbus können viele Airlines derzeit überhaupt nicht gebrauchen.

Die Auswirkungen der Pandemie seien beispiellos, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury, als er kurz vor Ostern die Drosselung der Produktion bekanntgab. Zwar habe noch keine Airline wegen des Coronavirus eine Bestellung storniert. Allerdings habe der Konzern eine "große Zahl von Anfragen" von Airlines, geplante Auslieferungen in die Zukunft zu verschieben. Inzwischen hat easyJet mit Airbus sogar die Lieferpläne für die Jahre 2020 bis 2022 neu verhandelt.

Airbus will mit der geringeren Produktion dafür sorgen, dass er gegebene Zusagen einhalten und seinen Kunden trotzdem entgegenkommen kann. Außerdem hat die Airbus-Führung ihre Zulieferer im Auge. Gingen solche Unternehmen pleite, wäre auch die künftige Flugzeugproduktion gefährdet. Einige Zulieferer leiden bereits schwer darunter, dass Boeings Mittelstreckenjet 737 Max als Konsequenz aus zwei tödlichen Abstürzen seit über einem Jahr nicht mehr fliegen darf. Seit Januar hat Boeing sogar die Produktion vorläufig gestoppt. Zulieferer Spirit, der die Rümpfe der 737 Max baut und auch bei Airbus dick im Geschäft ist, musste daher schon 2800 Mitarbeiter entlassen.

Während Boeing 2019 schon in seiner ganz eigenen Krise steckte, schwollen die Auftragsbücher von Airbus weiter an - was dem europäischen Hersteller jetzt zugutekommen könnte. Noch im Februar hatte Faury gesagt, dass die Produktion der Mittelstreckenjets aus der A320- und A320neo-Familie bis ins Jahr 2025 ausgebucht sei. Zudem hat die Konzernführung die Produktion häufig überbucht - und Stornierungen oder Verschiebungen einkalkuliert. Doch durch die Corona-Krise sieht alles anders aus.

Vorerst will Airbus von diesen Maschinen bis auf Weiteres nur noch 40 Exemplare pro Monat bauen, rund ein Drittel weniger als bisher. Vom jüngsten Langstreckenjet-Modell A350 sollen nur noch sechs Maschinen pro Monat die Werkshallen verlassen, vom modernisierten Großraumjet A330neo nur noch zwei Exemplare. "Ich denke, dass die Produktionsraten zumindest für ein paar Monate so bleiben werden", sagte Faury. Wenn sich die Lage ändere, werde man darauf reagieren. "Es hängt alles davon ab, inwieweit die Airlines in den kommenden Monaten sich Kreditlinien beschaffen können, um die Flugzeuge zu bezahlen."

Unterdessen versucht Airbus das Geld zusammenzuhalten. Die Dividende für die Aktionäre ist gestrichen, mit neuen Krediten hat das Management die Liquidität auf 30 Milliarden Euro aufgestockt. Mitarbeiter sollen Überstunden und Urlaubstage abbauen - Kurzarbeit ist noch kein Thema. Allerdings peilt das Management Kostensenkungen an, bei denen es um den Fortbestand einzelner Standorte gehen könnte. Von staatlichen Finanzhilfen will Airbus im Gegensatz zu Boeing derzeit nichts wissen.

Für ein Wiederaufleben des Flugverkehrs sieht Faury den Konzern mit seiner Modellpalette gut gerüstet - gerade mit der neuen Langstreckenversion des Mittelstreckenjets A321neo. Der Flieger ist für einen Langstreckenjet ziemlich klein. Sollten Airlines nach der Krise ihre Großraumjets mangels Nachfrage nicht vollbekommen, könnte die A321XLR etwa bei Flügen über den Atlantik eine rentable Alternative sein. Rivale Boeing hat in diesem Segment nichts im Angebot und seine geplante Neuentwicklung NMA angesichts der 737-Max-Krise gestoppt.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Corona-Misere von Airbus spiegelt sich auch im Aktienkurs wieder. Mit einem Abschlag von knapp 60 Prozent ist das Papier in dem jetzt seit etwas mehr als sieben Wochen anhaltenden Corona-Crash der größte Verlierer im EURO STOXX 50. Mit einem Börsenwert von jetzt nur noch etwas mehr als 43 Milliarden Euro liegt der Konzern in dieser Wertung im Mittelfeld der 50 Werte des Eurozonen-Auswahlindex, nachdem er am 21. Februar - also am Handelstag, bevor die Corona-Pandemie die Aktienmärkte mit voller Wucht erfasste - noch zu den Top Ten gezählt hatte.

Für die Airbus-Aktionäre endete mit der Corona-Pandemie ein jahrelanger Höhenflug, der die Aktie von Kursen von weniger als 20 Euro im Jahr 2010 auf fast 140 Euro im Januar dieses Jahres getrieben hatte. Über Jahre hinweg war die Airbus-Aktie einer der meistgefragten Titel Europas. In den zehn Jahren bis zum 21. Februar hatte der Kurs um 780 Prozent zugelegt - inzwischen liegt er mit knapp 57 Euro wieder auf dem Niveau von Ende 2016, aber immerhin auch noch deutlich über dem von 2010.

Mit der Corona-Krise endete auch die Phase, in dem sich das Airbus-Papier deutlich besser entwickelt hatte als die Anteile von Boeing. Nachdem sich die Airbus-Aktie im Jahr 2019 nach dem Flugverbot für die Boeing 737 Max deutlich besser entwickelt hatte, fiel der Rückgang seit Mitte Februar etwas höher aus. Über die vergangenen zehn Jahre hinweg hat Airbus in puncto Kursanstieg noch die Nase vorn. Der US-Konzern ist aber mit umgerechnet rund 75 Milliarden Euro an der Börse immer noch deutlich mehr wert als sein Konkurrent aus Toulouse.

Das sagen die Analysten über Airbus:

Branchenexperten zeigen sich trotz der unklaren Folgen der Corona-Krise mit Blick auf die Airbus-Aktie überwiegend optimistisch. So empfehlen derzeit 20 der 32 von Bloomberg erfassten Experten das Papier zum Kauf. Vor dem Crash hatten nur vier Analysten mehr eine Kaufempfehlung abgegeben. Allerdings haben die meisten Aktienexperten auf den massiven Kursverlust reagiert. So sank das durchschnittliche Kursziel zuletzt peu a peu von 150 Euro auf 86 Euro.

Einige Häuser wie DZ Bank, LBBW und Societe Generale raten inzwischen auch dazu, die Airbus-Aktie abzustoßen. So stufte DZ-Bank-Experte Alexander Hauenstein das Papier in der Woche vor Ostern von "Halten" auf "Verkaufen" ab und senkte den fairen Wert um fast drei Viertel auf 39 Euro. Der Flugzeugbauer werde vermutlich länger und stärker als ursprünglich erwartet belastet, begründete er die Abstufung. Nach seiner Ansicht wird sich der Flugverkehr womöglich nicht vor Mitte 2021 erholen.

Andere Experten sind weniger pessimistisch. Aus Sicht von Jefferies-Analyst Sandy Morris hat Airbus die Produktionspläne und die Lieferkette so klar organisiert wie möglich. Die Unbekannte in der Rechnung sei allerdings die Entwicklung der Nachfrage. Mit seinem Kursziel von 60 Euro betrachtet er die Aktie derzeit als in etwa angemessen bewertet.

Sein Kollege Yan Derocles von Oddo BHF erwartet, dass Airbus in diesem Jahr 627 Verkehrsflugzeuge ausliefert - rund 20 Prozent weniger als bisher gedacht. Auch danach werde es nur schrittweise aufwärts gehen. Das Rekordniveau aus dem vergangenen Jahr, als Airbus 863 Jets an seine Kunden übergeben hatte, werde wohl erst im Jahr 2024 mit etwa 887 Flugzeugen übertroffen. Dennoch sieht Derocles die Aktie als Kaufgelegenheit. Für sein jüngst gekapptes Ziel von 78 Euro müsste der Kurs aus heutiger Sicht um mehr als ein Drittel steigen.

/stw/zb/mis

TOULOUSE (dpa-AFX)

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