Gewerkschaftsbund dringt auf bessere Gleichstellung von Frauen

06.03.25 05:22 Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund sieht die neue Bundesregierung in der Pflicht, die Gleichstellung von Mann und Frau voranzutreiben. "Auch in Krisenzeiten muss Gleichstellung Priorität haben", sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack der Deutschen Presse-Agentur. Noch immer bekämen Frauen im Schnitt 16 Prozent weniger Gehalt als Männer und leisteten den Großteil der Sorgearbeit, sagte Hannack auch vor dem Hintergrund des sogenannten Equal Pay Days, der in diesem Jahr auf den morgigen 7. März fällt.

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Der Tag macht jährlich auf die geschlechtsspezifische Lohnlücke zwischen Männern und Frauen aufmerksam und gibt symbolisch den Tag an, bis zu dem Frauen über das aktuelle Jahr hinaus arbeiten müssten, um auf das durchschnittliche Jahresgehalt von Männern zu kommen. Darüber hinaus wird in dieser Woche am 8. März - dem internationalen Frauentag - weltweit an die Rechte von Frauen erinnert.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts war die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern im Jahr 2024 erstmals seit 2020 wieder geschrumpft - und zwar von 18 auf 16 Prozent. Im Jahr 2006 hatten Männer im Schnitt noch 23 Prozent mehr verdient. Dem Bundesamt zufolge ist die bereinigte Lohnlücke allerdings unverändert geblieben: Wenn Faktoren wie Teilzeitarbeit und die schlechtere Bezahlung in typischen "Frauenberufen" herausgerechnet würden, bliebe genau wie im Vorjahr 2023 eine Lohnlücke von sechs Prozent.

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Noch immer kein verbindlicher Gleichstellungscheck für Gesetze

Hannack beklagte, dass die ungleiche Bezahlung von Frauen seit Jahren auch zu Einbußen bei der Altersvorsorge führe. Die künftige Bundesregierung müsse generell mehr Geld in Gleichstellung investieren. "Wir brauchen mehr Geld im System, um flächendeckend eine verlässliche Betreuung von Kindern bis ins Grundschulaltern und für Pflegebedürftige zu ermöglichen." Allein für Kinder unter drei Jahren fehlen in Deutschland einer jüngsten Studie zufolge 300.000 Betreuungsplätze - ein Faktor, der insbesondere Frauen in ihrer Erwerbstätigkeit einschränkt.

Laut Hannack müsste die Gleichstellung von Frauen auch bei künftigen Gesetzen eine viel größere Rolle spielen - etwa über einen "Gleichstellungscheck" in allen Ministerien, den sich bereits die Ampelregierung 2021 als Vorhaben in ihren Koalitionsvertrag geschrieben hatte. Gesetze und Maßnahmen der Regierung sollten demnach stets auf ihre Auswirkung für die Gleichstellung der Geschlechter überprüft werden. Eine verbindliche Regelung dazu wurde aber nie beschlossen.

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Geringerer Frauenanteil im neuen Bundestag

Die neue Regierung müsse hier nachlegen, forderte Hannack. Gerade auch mit Blick auf die Geschlechterverhältnisse im neu gewählten Bundestag könnte die Perspektive von Frauen künftig noch schlechter vertreten sein als bisher, fürchtet sie. Der Frauenanteil im künftigen Parlament wird nach der Bundestagswahl am 23. Februar bei rund 32 Prozent liegen. In der noch laufenden Legislaturperiode war noch eine Quote von 35,7 erreicht worden. "Über fünfzig Prozent der Bevölkerung hierzulande sind Frauen, aber im neuen Bundestag werden nicht einmal mehr ein Drittel der Abgeordneten weiblich sein", sagte Hannack./faa/DP/zb