Deutsche Bank und Commerzbank: Fusion gescheitert - Deutsche Bank legt Zahlen vor - Aktien verlieren
Ein Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank ist vom Tisch. Zudem hat die Deutsche Bank überraschend ihre Bilanz für das abgelaufene Quartal veröffentlicht.
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Wie beide Institute nach wochenlangen Sondierungsgesprächen mitteilten, wollen sie von weiteren Verhandlungen absehen.
Ein Zusammenschluss würde "keinen ausreichenden Mehrwert" bieten, "auch mit Blick auf die Umsetzungsrisiken, Restrukturierungskosten und Kapitalanforderungen, die mit einer solch großen Integration einhergehen", teilten beide Institute übereinstimmend mit.
Die Deutsche Bank teilte weiter mit, sie werde "weiterhin alle Alternativen prüfen, um langfristig die Profitabilität und die Renditen für ihre Aktionäre zu steigern". Commerzbank-Chef Martin Zielke erklärte, dass die zweitgrößte deutsche Bank bei ihrer bisherigen Strategie bleiben werde. "Wir werden unser Wachstum gemeinsam mit unseren Kunden vorantreiben und konsequent in die Zukunft investieren", so der Manager. Der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Paul Achleitner, hat sich hinter die Entscheidung zur Beendigung der Fusionsgespräche mit der Commerzbank gestellt. "So richtig die Entscheidung des Vorstands war, die Möglichkeit eines Zusammenschlusses mit der Commerzbank gründlich zu prüfen, so richtig ist die Entscheidung, diese nicht weiterzuverfolgen", ließ Achleitner am Donnerstag in Frankfurt mitteilen. "Die intensiven Gespräche und Analysen der vergangenen Wochen haben uns gezeigt, dass das Verhältnis von möglichen Risiken und Ertrag für unsere Investoren nicht attraktiv ist."
Die beiden Institute hatten nach monatelangen Spekulationen Mitte März "ergebnisoffene" Gespräche angekündigt.
Deutsche Bank verdient im ersten Quartal mehr als erwartet
Das erste Quartal ist für die Deutsche Bank nicht so schlecht gelaufen wie von Analysten befürchtet. Der Gewinn nach Steuern belaufe sich voraussichtlich auf rund 200 Millionen Euro, kündigte der DAX 30-Konzern am Donnerstag zeitgleich mit dem Abbruch der Fusionsgespräche mit der Commerzbank an. Ein Jahr zuvor hatte die Bank 120 Millionen Euro verdient. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 55 Millionen Euro gerechnet.
Dabei federte die Bank einen Einbruch ihrer Einnahmen durch Einsparungen ab. Denn die Erträge sackten den Angaben zufolge im Jahresvergleich von knapp 7 Milliarden auf 6,4 Milliarden Euro ab. Durch das laufende Sparprogramm gingen die bereinigten Kosten der Bank allerdings von 6,35 Milliarden auf voraussichtlich 5,9 Milliarden Euro zurück.
Bundesbank: Deutsche Bank und Commerzbank auch ohne Fusion solide und stabil
Deutsche Bank und Commerzbank sind nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank auch nach dem Scheitern ihrer Fusionsgespräche solide Institute, müssen allerdings ihre Restrukturierungsanstrengungen fortsetzen. Der im Vorstand der Deutschen Bundesbank für Bankenaufsicht zuständige Joachim Wuermling erklärte in einer Stellungnahme: "Beide Banken erfüllen die aufsichtlichen Anforderungen an eine solide und stabile Bank. Das galt vor und während der Gespräche und ist auch jetzt uneingeschränkt der Fall."
Die Bankenaufsicht prüfe kontinuierlich, ob die strengen bankaufsichtlichen Anforderungen, ein nachhaltiges Geschäftsmodell eingeschlossen, in allen Konstellationen eingehalten würden. "Wir gehen davon aus, dass beide Banken ihre bereits eingeschlagenen Restrukturierungsanstrengungen, die erste positive Ergebnisse zeigen, konsequent weiterverfolgen", erklärte Wuermeling.
Ansonsten enthielt Wuermeling sich einer Wertung. Er erklärte lediglich, die Bundesbank habe den Abbruch der Gespräche zwischen den beiden Instituten zur Kenntnis genommen, über deren Verlauf sie stets informiert gewesen sei. "Wir haben immer betont, dass es Fusionspartnern obliegt einzuschätzen, ob ein Zusammenschluss betriebswirtschaftlich sinnvoll ist", so Wuermeling. Auf Basis der Gespräche und Analysen seien die Beteiligten in diesem Fall zu einem anderen Schluss gekommen. Die Bundesbank bewerte diese Entscheidung nicht.
Deutsche Bank AG und Commerzbank AG hatten am Vormittag mitgeteilt, dass sie ihre Fusionsgespräche nicht fortsetzen würden.
Weitere Stimmen
Der Chef der OECD ist der Meinung, dass sich der deutsche Bankensektor trotz der beendeten Fusionsgespräche den veränderten Marktbedingungen anpassen müsse. "Egal, wer mit wem fusioniert, egal, wer wen kauft: Die Synergien und die Wirtschaft und die Technologien werden sich entwickeln", sagte Gurria bei einer Pressekonferenz in Berlin. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) hat die Beendigung der Fusionsgespräche zwischen Deutscher Bank und Commerzbank begrüßt, da aktuell ein Zusammengehen der Institute wirtschaftlich wenig Sinn mache. "Deutsche Bank und Commerzbank haben ihre gemeinsame Entscheidung, die intensiven Fusionsgespräche zu beenden, gut und nachvollziehbar begründet", erklärte BdB-Präsident Hans-Walter Peters. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat den Abbruch der Fusionsgespräche zwischen Deutscher Bank und Commerzbank ebenfalls begrüßt. Analystin Franziska Bremus schrieb in einer Stellungnahme: "Wenn zwei heimische Banken zu einer komplexen nationalen Großbank fusionieren, wird die Verbindung zwischen Banken und Staat enger. Statt auf den Zusammenschluss großer heimischer Finanzinstitute hinzuwirken, sollte die Politik vielmehr rechtliche und institutionelle Hindernisse für eine grenzüberschreitende Konsolidierung des europäischen Bankensektors identifizieren und abbauen."
Deutsche Bank will bei Fusionen in Europa Akteur sein
Die Deutsche Bank ist nach der geplatzten Fusion mit der Commerzbank weiter offen für Zusammenschlüsse. "Ich erwarte über die nächsten Jahre in Europa noch eine Banken-Konsolidierung. Und dabei möchte ich nicht nur zusehen, sondern auch Akteur sein", sagte Sewing der Bild-Zeitung auf die Frage nach einer möglichen Übernahme der Deutschen Bank durch einen ausländischen Konkurrenten.
Die Verhandlungen mit der Commerzbank bezeichnete Sewing als "historische Chance" und die Gespräche zwischen den Vorständen als sehr fair. Allerdings sei deren Ergebnis nicht "überzeugend genug" gewesen. "Wir als Deutsche Bank hätten mit der Commerzbank besser sein müssen als alleine. Und das ist eben nicht so", sagte der CEO der Bild-Zeitung.
So reagieren die Aktien von Deutsche Bank und Commerzbank
Die Anleger reagierten zunächst unterschiedlich auf die Nachricht vom Gesprächsabbruch zwischen den beiden größten Branken. Die Deutsche Bank-Aktie legte zeitweise um 4,62 Prozent auf 7,94 Euro zu, während die Commerzbank im Minus stand. Doch anschließend war die Deutsche Bank ebenso ins Minus abgerutscht und verlor im Xetra-Handel zuletzt 1,49 Prozent auf 7,48 Euro. Die Commerzbank-Aktie verbuchte im Xetra-Handel einen Abschlag von 2,29 Prozent auf 7,62 Euro.
Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für die Deutsche Bank auf "Neutral" mit einem Kursziel von 7 Euro belassen. Der bekannte Branchenanalyst Kian Abouhossein zeigte sich in einer am Donnerstag vorliegenden ersten Reaktion überrascht über den Abbruch der Fusionsgespräche mit der Commerzbank. Es stelle sich die Frage nach den Alternativen für die Deutsche Bank, so der Experte. Trotz besserer Ergebnisse im ersten Quartal seien weitere Restrukturierungsmaßnahmen nötig. Am Aktienmarkt rechnet er damit, dass Leerverkäufe in Deutsche-Bank-Papieren glatt gestellt werden, was die Aktien antreiben würde. Neuinvestments dürften sich allerdings eher auf Commerzbank-Papiere konzentrieren - den nun einzigen Übernahmekandidaten unter europäischen Großbanken.
Dow Jones / dpa
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