Fusion von britischem Geschäft: Telefonica erhält im Deal mit Liberty mehrere Milliarden Euro
Telefonica und das US-amerikanische Medienunternehmen Liberty Global legen ihr britisches Geschäft wie erwartet in einer Milliardentransaktion zusammen.
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Der hoch verschuldete spanische Telekomkonzern Telefonica hat endlich eine Lösung für sein Mobilfunkgeschäft in Großbritannien gefunden. Gemeinsam mit dem US-Medien- und Telekommunikationsunternehmen Liberty Global wollen die Partner ihre jeweiligen britischen Aktivitäten in einer Milliardentransaktion zusammenlegen. Dabei sollen die Telefonica-Tochter O2 UK und die Liberty-Sparte Virgin Media in ein Unternehmen eingebracht werden, an dem beide Konzerne je die Hälfte halten, wie die beiden Konzerne am Donnerstag in Denver und Madrid mitteilten.
Mit dem nun eingefädelten Liberty-Global-Deal erhalten die Spanier, die am Donnerstag zudem über einen eher mauen Jahresauftakt berichteten, umgerechnet rund sechseinhalb Milliarden Euro, da ihr eingebrachter Teil deutlich größer ist als der von den US-Amerikanern. Die beiden Unternehmen versprechen sich von ihrem Joint Venture bis zum fünften Jahr nach Abschluss des Deals Synergieeffekte von 540 Millionen Pfund - den Großteil davon sollen niedrigere Kosten und Investitionen beisteuern.
Nach Integrationskosten bezifferten die Partner den Gesamtwert der potenziellen Synergien auf mehr als sechs Milliarden Pfund. O2 UK ist unter anderem mit Marken wie Tesco Mobile und Giffgaff mit 34 Millionen Kunden der größte Mobilfunkanbieter Großbritanniens. Virgin Media kam zuletzt auf 5,3 Millionen Kunden.
Telefonica hatte schon seit Längerem nach einer Lösung für das britische Geschäft gesucht. 2015 hatten die Spanier mit dem chinesischen Mobilfunkanbieter Hutchison, der in Großbritannien bereits vertreten ist, eigentlich einen Käufer gefunden - doch der rund 13 Milliarden Euro schwere Deal kam wegen eines Vetos der europäischen Wettbewerbsbehörde nicht zustande.
Da es sich bei der jetzigen Transaktion zwischen Telefonica und Liberty Global aber um einen Zusammenschluss von zwei Konzernen aus unterschiedlichen Telekommunikationsbereichen handeln würde, könnte der Deal möglicherweise durchgehen. Virgin Media betreibt zwar ein eigenes Glasfasernetz, hat aber keine Mobilfunkmasten. Bei O2 ist es umgekehrt. Laut derzeitigen Plänen wollen die Konzerne den Deal Mitte 2021 abgeschlossen haben. Vorher müssen die Behörden aber noch zustimmen.
Über den sich anbahnenden Deal hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg bereits Ende vergangener Woche berichtet. Die Aktie hat seitdem etwas zugelegt und stieg auch am Donnerstagmorgen zunächst in der Spitze um mehr als vier Prozent. Einen Großteil der Gewinne gab das Papier jedoch schnell wieder ab. Die ebenfalls am Donnerstag vorgelegten Quartalszahlen verfehlten teils die Erwartungen am Markt - Analysten sprachen von schwachen Ergebnissen.
Weil die Geschäfte vor allem im Heimatmarkt Spanien aber auch in Brasilien und diversen anderen lateinamerikanischen Ländern schleppend liefen, ging das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von Januar bis Ende März im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 12 Prozent auf 3,56 Milliarden Euro zurück. Beobachter hatten mit einen weniger deutlichen Rückgang gerechnet. Der Überschuss halbierte sich von 926 Millionen Euro im Vorjahr auf 406 Millionen Euro. Der Umsatz ging um fünf Prozent auf 11,4 Milliarden Euro zurück.
Die Covid-19-Pandemie habe sich im ersten Quartal noch geringfügig auf die Geschäfte ausgewirkt und sowohl positive wie negative Effekte mit sich gebracht, hieß es. "Telefonica ist nicht immun gegen die Krise, aber doch widerstandsfähig", sagte Konzernchef José María Álvarez-Pallete. Wegen der hohen Unsicherheit nahm Telefonica den Ausblick auf das laufende Jahr aber zurück.
An der mittelfristigen Prognose hielt das Management wiederum fest, genauso wie an der angekündigten Dividende von insgesamt 40 Cent je Aktie in diesem Jahr. Die Ausschüttung werde wie geplant in zwei Tranchen zu je 20 Cent im Juni und Dezember erfolgen. Zudem soll die Auszahlung der noch ausstehenden zweiten Tranche für 2019 und der ersten Tranche für 2020 in Form einer freiwilligen sogenannten Scrip Dividend erfolgen, also mit neuen Aktien. Mit diesem Instrument können Unternehmen benötigtes Geld in der Kasse behalten.
Álvarez-Pallete hatte Ende November eine Abspaltung großer Teile im seit Jahren schwächelnden Lateinamerika-Geschäft angekündigt. Der Fokus soll nun auf den Kernmärkten Spanien, Brasilien, Großbritannien und Deutschland liegen. Dazu soll der gesamte Konzern schlanker werden, was auch einen umfangreichen Personalabbau mit sich bringt.
/zb/mis
DENVER/MADRID (dpa-AFX)
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