Geldpolitik

Die Federal Reserve in der politischen Schusslinie: Trumps Plan für die Zinspolitik

06.11.24 23:11 Uhr

Eine Bedrohung für die Federal Reserve? Trumps Plan für die US-Zinspolitik | finanzen.net

Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus wirft bedeutende Fragen zur Zinspolitik der Federal Reserve (Fed) auf. Trump plant, einen stärkeren Einfluss auf die Entscheidungen der Fed auszuüben.

• Trump plant Einflussnahme auf Fed und Zinspolitik
• Federal Reserve unter Druck
• Risiken seiner Einflussnahme im Blick

Die Zinspolitik der US-Notenbank, der Federal Reserve (Fed), ist ein zentrales Thema der politischen Debatte, insbesondere im Hinblick auf die Folgen der weiteren Präsidentschaft Donald Trumps. Trump hat die Fed in der Vergangenheit scharf kritisiert und strebt nun eine aggressive Zinspolitik an. Seine Forderung nach einer Senkung der Leitzinsen zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums widerspricht den Warnungen politischer Gegner, wie Vizepräsidentin Kamala Harris, die vor den Gefahren einer politischen Einflussnahme auf die Fed warnen.

Federal Reserve: Aktuelle Zinspolitik und Marktentwicklungen

Im September 2024 senkte das Federal Open Market Committee (FOMC) den Zielbereich für den Leitzins um 0,5 Prozent. Fed-Präsident Musalem warnt jedoch vor den Gefahren einer zu raschen Zinssenkung und plädiert für einen vorsichtigen, schrittweisen Ansatz zur Kontrolle der Inflation. In einer Rede vor den Money Marketeers der New York University betonte er: "Ich betrachte die Kosten einer zu starken, zu frühen Lockerung als größer als die Kosten einer zu geringen, zu späten Lockerung". Dies verdeutlicht die Wichtigkeit einer sorgfältigen Balance zwischen Zinssenkungen und der Stabilität der Wirtschaft und steht gleichzeitig im Kontrast mit Trumps aggressiver Zinspolitik.

Unabhängigkeit der Fed in Gefahr: Trumps Einfluss auf die Zinspolitik

Die Unabhängigkeit der Fed ist ein fundamentales Prinzip der US-Geldpolitik. Die Fed hat die Aufgabe, Preisstabilität und Vollbeschäftigung zu fördern, was durch die Steuerung der Zinssätze erfolgt. Sie soll gewährleisten, dass wirtschaftliche Entscheidungen nicht von kurzfristigen politischen Interessen beeinflusst werden. Historische Beispiele, wie der Druck auf den damaligen Fed-Chef Arthur Burns in den 1970er Jahren, zeigen, dass politische Einflussnahme zu hohen Inflationsraten führen kann.

Donald Trump hat wiederholt angedeutet, dass er bereit wäre, den Fed-Chef zu entlassen, sollte er erneut Präsident werden. Obwohl der Präsident das Recht hat, den Vorsitzenden der Fed zu entlassen, geschieht dies nur unter extremen Umständen, wie etwa "schlechter Amtsführung". Solch eine Maßnahme könnte jedoch massive politische und wirtschaftliche Turbulenzen auslösen.

Trump argumentiert, dass er aufgrund seiner unternehmerischen Erfahrungen ein besseres Gespür für wirtschaftliche Entscheidungen habe als die aktuellen Fed-Mitglieder. Er hat die Fed und deren Vorsitzenden Jerome Powell dafür kritisiert, oft "zu früh" oder "zu spät" zu handeln. Sollte Trump wieder an die Macht kommen, könnte er die Gelegenheit nutzen, einen neuen Fed-Chef zu ernennen, der eher geneigt ist, seinen Forderungen nachzugeben. Dies könnte zu einer weniger unabhängigen Fed führen und die Geldpolitik in eine Richtung lenken, die auf kurzfristige politische Ziele ausgerichtet ist.

Trumps Druck auf die Fed und die Folgen für die US-Wirtschaft

Trumps Druck auf die Fed könnte die Unabhängigkeit der Institution gefährden und weitreichende Auswirkungen auf Inflation, Beschäftigung und Wirtschaftswachstum haben. Wirtschaftswissenschaftler des Peterson-Instituts haben die Auswirkungen untersucht, die eine Untergrabung der Unabhängigkeit der Federal Reserve durch Trump mit sich bringen könnte. Die Ergebnisse zeigen, dass ein solcher Schritt zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP), steigender Inflation und einem Abfluss von Kapital in andere Länder führen könnte. Schätzungen zufolge könnte die Erosion der Zentralbank-Unabhängigkeit in einer potenziellen Amtszeit Trumps wirtschaftliche Verluste von rund 304 Milliarden US-Dollar verursachen. Diese Entwicklungen könnten Investoren abschrecken und sie könnten ab 2026 geneigt sein, ihr Kapital in Länder wie Kanada, Mexiko, China und Australien umzuschichten. "Ironischerweise bedeutet das, dass der Rest der Welt von dem Kapital profitiert, das sonst in Amerikas zukünftiges Wachstum geflossen wäre", erklärte McKibbin, der Autor der Studie, im Gespräch mit Business Insider.

Aktienmarkt unter Druck: Anleger sind besorgt

Die Märkte reagieren sensibel auf politische Entwicklungen und Unsicherheiten. Trumps Forderungen und die damit verbundenen politischen Spannungen könnten zu erhöhten Volatilitäten an den Finanzmärkten führen. Investoren sind besorgt, dass eine politische Einflussnahme auf die Fed die Entscheidungsfreiheit der Zentralbank gefährden und somit negative Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben könnte.

Eine Rückkehr mit weitreichenden Folgen

Die Rückkehr Donald Trumps ins Präsidentschaftsamt wirft zahlreiche Fragen zur zukünftigen Geldpolitik der Federal Reserve auf. Die Unabhängigkeit der Fed könnte unter Druck geraten, was weitreichende Konsequenzen für die US-Wirtschaft und die globalen Märkte haben könnte. In einem zunehmend polarisierten politischen Klima bleibt abzuwarten, wie die Fed auf diese Herausforderungen reagieren wird und welche Auswirkungen dies auf die wirtschaftliche Stabilität der USA haben könnte. Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, wie sich die Geldpolitik und die Beziehungen zwischen Politik und Zentralbank entwickeln.

Redaktion finanzen.net

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