Nach Container-Fusion: Wohin führt die Reise für TUI?
Börsengang ahoi! TUI (WKN: TUAG00) ist seinem Ziel, aus der ungeliebten Containerschifffahrt auszusteigen, einen Schritt nähergekommen.
Lange genug hat es gedauert. Jetzt kann sich das Unternehmen aufs Kerngeschäft konzentrieren und weiter auf Rendite trimmen.
Seitdem Chefsanierer Friedrich "Fritz" Joussen Anfang 2013 das Ruder übernommen hat, ist TUI wieder auf richtigem Kurs. Der Aktienkurs stieg (in den letzten 12 Monaten über 55 %), die Anleger sind zufrieden und das soll so bleiben.
Im kommenden Geschäftsjahr 2014/15 peilt der ehemalige Vodafone-Manager ein operatives Milliardenplus an. Im vergangenen Geschäftsjahr lag es noch bei 760 Millionen Euro.
Joussens hat die Holding verschlankt, das lahmende Frankreich-Geschäft gestutzt, die Schulden abgebaut und wird jetzt eventuell auch noch das ungeliebte Reederei-Geschäft los.
Der chilenische Mitbewerber von Hapag-Lloyd, CSAV, will das Containergeschäft mit Deutschlands größter Reederei verschmelzen. TUI ist noch mit 22 Prozent an den Hamburgern beteiligt, versucht seit Jahren, die Reederei-Aktivitäten loszuwerden. Jetzt ist die Chance da.
Nach dem Vollzug der Transaktion - ein bindender Vertrag ist unterschrieben - steigt CSAV zum größten Anteilseigner auf, während TUIs Beteiligung an Hapag-Lloyd auf 13,9 Prozent sinkt. Im kommenden Jahr soll das Unternehmen dann an die Börse gebracht werden.
Das IPO des neuen Reeders würde endgültig den Weg frei machen für den Rückzug von TUI. Die dann fließenden Erlöse kann das Unternehmen gut gebrauchen, u. a. um die Schuldenlast weiter zu drücken.
TUI-Chef Joussen haben nicht viele zugetraut, den MDAX-Konzern so fix in ruhigere Gewässer zu führen, denn Joussen hat vom Reisegeschäft eigentlich keine Ahnung. Das hat er freimütig selbst zugegeben.
Für den 2 Meter-Mann aus Duisburg, studierter Elektrotechniker, Porsche-Fahrer, Hobby-Kicker und einst im Team von Mannesmann-Matador Klaus Esser, war das aber nie ein Problem. Er sieht sich ohnehin mehr als ein Stratege hinter der Front, als ein Mann für das "Große Ganze".
Der weitere Konzernumbau von TUI steht für ihn ganz oben auf der Agenda. Vor allem mit Blick auf London muss sich etwas ändern, weiß Joussen. Dort ist TUI Travel beheimatet. An der Touristiksparte, die 90 Prozent der Umsätze des gesamten TUI-Konzerns macht, hält die Hannoversche Gesellschaft zwar die Mehrheit, hat aber keinen direkten Zugriff auf deren Mittel.
Ein merkwürdiges Konstrukt, das aus Friedrich Joussen quasi einen König ohne Land macht. Dass dem dies nicht gefällt, kann man verstehen. Es scheint nur eine Frage der Zeit, wann die Engländer ganz aufgekauft werden. Zumal bei TUI Travel, Europas größtem Reiseveranstalter, die Urlauberzahlen zuletzt gesunken sind und es auch dort einiges "umzubauen" gibt.
Während bei der Briten-Tochter der Einfluss steigen soll, will man sich bei TUI gleichzeitig von mehr als der Hälfte der über 200 Marken innerhalb des Reise-Imperiums verabschieden. Nicht davon betroffen soll die Club-Marke Robinson sein, auch wenn diese mit einer mageren Eigenkapitalrendite von sechs Prozent deutlich die Zielmarke von elf Prozent verfehlt hat.
Die Marke TUI Cruises steht ebenfalls nicht zur Diskussion. Die Rendite im Kreuzfahrtgeschäft ist mit acht Prozent zwar auch nicht überragend, aber eben auch keine Enttäuschung. Die konzerneigenen Fluggesellschaften müssen dagegen Kosten senken und Synergien bündeln. Alle TUI-Airlines sollen ein gemeinsames Management bekommen, kündigte Joussen an.
MEIN FAZIT:
Als Friedrich Joussen vor gut einem Jahr das Ruder bei TUI übernahm, war der Konzern knappe zwei Milliarden Euro wert. Inzwischen hat der schlaksige Duisburger den Unternehmenswert um eine Milliarde gesteigert. Erstmals seit sechs Jahren bekommen die Aktionäre auch wieder eine Dividende.
Geht der Umbau in dem Tempo weiter und kann der Einfluss auf TUI Travel maximiert werden, bleibt der Konzern auf Kurs. Das gilt erst recht dann, wenn der geplante Börsengang für Hapag-Lloyd erfolgreich über die Bühne gebracht werden kann. Mitte 2015 soll es soweit sein. Der Verkauf der Anteile könnte TUI ein ordentliches Sümmchen einbringen.
Dass der streitbare Norweger John Fredriksen, der eine der größten Tankerflotten der Welt betreibt, zuletzt einen Großteil seines Aktienpakets verkauft hat, sehe ich ausschließlich positiv. Der Reeder hatte zu oft versucht, allein in seinem Interesse Einfluss auf die Firmenpolitik zu nehmen.
Fredriksen war zweitgrößter Großaktionär hinter dem russischen Multi-Milliardär und Putin-Liebling Alexej Mordaschow - ihm gehören 25 Prozent an den Hannoveranern.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
Nachrichten zu TUI
Analysen zu TUI
Datum | Rating | Analyst | |
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15.02.2023 | TUI Market-Perform | Bernstein Research | |
15.02.2023 | TUI Sell | UBS AG | |
15.02.2023 | TUI Underweight | Barclays Capital | |
15.02.2023 | TUI Hold | Deutsche Bank AG | |
14.02.2023 | TUI Underperform | Jefferies & Company Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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19.02.2020 | TUI kaufen | Norddeutsche Landesbank (Nord/LB) | |
09.10.2019 | TUI Outperform | Bernstein Research | |
26.09.2019 | TUI buy | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
25.09.2019 | TUI Outperform | Bernstein Research | |
11.08.2017 | TUI overweight | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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15.02.2023 | TUI Market-Perform | Bernstein Research | |
15.02.2023 | TUI Hold | Deutsche Bank AG | |
14.02.2023 | TUI Market-Perform | Bernstein Research | |
16.12.2022 | TUI Hold | Deutsche Bank AG | |
14.12.2022 | TUI Market-Perform | Bernstein Research |
Datum | Rating | Analyst | |
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15.02.2023 | TUI Sell | UBS AG | |
15.02.2023 | TUI Underweight | Barclays Capital | |
14.02.2023 | TUI Underperform | Jefferies & Company Inc. | |
05.01.2023 | TUI Sell | UBS AG | |
22.12.2022 | TUI Sell | UBS AG |
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