Geldanlage-Report Armin Brack

Deutsche Börse: Verlierer des Leerverkaufsverbots?

27.05.10 08:47 Uhr

Deutsche Börse: Verlierer des Leerverkaufsverbots? | finanzen.net

In einem ohnehin schwachen Marktumfeld verloren die Aktien der Deutschen Börse AG in der vergangenen Woche mit einem Minus von über elf Prozent unter allen DAX-Werten am Stärksten.

Werte in diesem Artikel
Aktien

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Indizes

1.696,8 PKT 1,1 PKT 0,06%

19.889,7 PKT 4,9 PKT 0,02%

501,1 PKT -0,1 PKT -0,03%

4.857,1 PKT -5,2 PKT -0,11%

10.388,3 PKT 2,7 PKT 0,03%

7.712,7 PKT 3,1 PKT 0,04%

Das ist kein Wunder, denn die deutsche Regierung tut mit ihrem unkoordinierten und relativ sinnfreien Vorpreschen beim Verbot von ungedeckten Leerverkäufen alles, um die größte Börse des eigenen Landes in Bedrängnis zu bringen.

Freilich dürften die Verluste des Börsenbetreibers kaum auf die Einführung des Leerverkaufsverbotes für bestimmte Produkte bzw. Aktien zurückzuführen sein. Der tatsächliche Anteil von Leerverkäufen an den gesamten Umsätzen dürfte nur im Promille-Bereich liegen. Ein Wegfall dieser Transaktionen wird in der Gewinn- und Verlustrechnung der Deutschen Börse AG so gut wie keine Auswirkungen haben.

Tatsächlich gefährlich könnte aber die Einführung einer Finanzmarkt-Transaktionssteuer werden, weil diese auch das Handelsvolumen bei Aktien und Derivaten am deutschen Markt stark einschränken könnte.

Insbesondere dann, wenn Sie nur auf europäischer oder gar nationaler Ebene eingeführt werden sollte, drohen der Deutschen Börse AG enorme Umsatzeinbußen, weil dann entsprechende Transaktionen einfach auf andere Börsen im Ausland verlagert werden. Während deutsche Großbanken in der global vernetzten Finanzwelt ohne Probleme auf die USA oder Japan als Transaktionsplätze ausweichen könnten, wäre die Deutsche Börse direkt betroffen.

Kein Wunder also, dass die Aktie auf die Ankündigung so empfindlich reagiert hat.

*Transaktionssteuer für Aktien kompletter Schwachsinn

Speziell eine mögliche Transaktionssteuer auf Aktienkäufe und -verkäufe wäre meiner Ansicht nach komplett sinnfrei. Jedem, der sich auch nur im Ansatz mit der Entstehung der Finanzkrise beschäftigt hat, sollte klar sein, dass hier dringend differenziert werden muss.

Das Entstehen der globalen Finanzkrise wurde auf Finanzmarktebene durch die Kreation und Markteinführung immer neuerer und komplexerer synthetischer Produkte wie beispielsweise Collateral Debt Obligations (CDOs) erst möglich.

Mit Hilfe dieser Produkte wurden die massenhaft an nicht kreditwürdige Personen vergebenen Kredite zusammengefasst, neu verpackt, in verschiedene Tranchen gestückelt und dann weiterverkauft - und zwar mehrfach. Am Ende wusste dann keiner mehr, wer eigentlich im Besitz welcher Schuldverschreibungen war und wer welche Risiken trug. Das führte dann zu einem gegenseitigen Misstrauen und zu einer Austrocknung der Kapitalströme.

Genau hier sollte die Politik ansetzen und den Handel mit derartigen Derivaten besteuern oder die Produkte gleich ganz verbieten. Das würde zu massiven Gewinneinbrüchen bei (Investment)banken führen und damit tatsächlich die (Mit-) Verursacher der Krise treffen.

Eine generelle Transaktionssteuer würde dagegen beispielsweise auch komplett unbeteiligte Privatanleger treffen, die in Aktien investieren. Neben der ohnehin bereits anfallenden 25-prozentigen Abgeltungssteuer (zuzüglich weiterer Abgaben) würde dann also noch eine zusätzliche Belastung auf die Börsianer zukommen.

*Wichtige Bedeutung der Börsen wird ignoriert

Die Gefahr liegt auf der Hand: Das ohnehin bereits relativ dünne Handelsvolumen bei deutschen Aktien, insbesondere bei Nebenwerten, würde weiter austrocknen. Das wiederum könnte dazu führen, dass die Makler zur Absicherung die Spreads weiter erhöhen und irgendwann kein Kauf oder Verkauf von Nebenwerten zu fairen Preisen mehr möglich wäre. Der Finanzmarktplatz Deutschland würde massiv geschädigt.

Gerade professionelle Trader und auch Leerverkäufer sind es, die den Märkten wichtige Liquidität zuführen und das System damit am Laufen halten.

Dass die Börse ihrer wichtigen Funktion als Kapitalbeschaffungs-Marktplatz für Unternehmen dann nur noch eingeschränkt nachkommen könnte, in der Folge die Investitionstätigkeit rückläufig wäre und damit der Wachstumsmotor der Wirtschaft ins Stottern käme, soweit denken die Verantwortlichen offenbar nicht.

MEIN FAZIT:

Obwohl die Aktie der Deutschen Börse AG auf KGV-Basis für 2010 und 2011 moderat bewertet ist, sollten Anleger die weitere politische Entwicklung abwarten. Die Einführung einer Börsentransaktionssteuer könnte die Gewinnschätzungen der Analysten obsolet machen.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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