Geldanlage-Report Armin Brack

Commerzbank: Was Sie als Anleger daraus lernen können!?

26.04.11 12:24 Uhr

Commerzbank: Was Sie als Anleger daraus lernen können!? | finanzen.net

Die Commerzbank kann bzw. will nun große Teile des staatlichen Rettungsschirmes deutlich früher als erwartet zurückzahlen.

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Das könnte man zuerst mal als eine gute Nachricht interpretieren: Operativ läuft es leicht besser als erwartet. Das ist die Basis dafür, dass die Rückzahlung überhaupt möglich wird.

Das ist gut für die Kunden, weil sich die Kapitalstruktur der zweitgrößten deutschen Bank dramatisch verbessert (Kernkapitalquote war bisher nur bei gut drei Prozent). Die Einlagen der Kunden sind damit wieder sehr sicher.

Das ist auch gut für die Bürger und den Staat, die das Geld auf Heller und Pfennig zurückbekommen, das sie im Rahmen des Rettungspakets im Zuge der Finanzkrise zur Verfügung gestellt haben - wenn auch ohne Zinsen. Dazu weiter unten noch mehr.

Überhaupt nicht gut ist es aber für die bisherigen Aktionäre, die die großen Verlierer der Kapitalmaßnahmen sind. Der ohnehin seit einem Jahr trotz freundlichen Aktienmärkten dahinsiechende Kurs der Aktie, kam in Folge der gigantischen Kapitalerhöhung nach einem kurzen anfänglichen Freudensprung sogar massiv unter Druck. Nach und nach sickerten die Details der Kapitalerhöhung durch, die eine massive Kapitalverwässerung verursachen.

Was Kapitalverwässerung bedeutet und für Folgen hat

Dieser Tage wird viel über die Modalitäten der Kapitalerhöhung diskutiert. Über die Comen, die Conditional Mandatory Exchangeable Notes, die eine Pflichtumtauschanleihe darstellen. Die Anteile an dieser Spezialanleihe werden Mitte Mai in echte Commerzbank-Aktien umgetauscht.

Die Konstruktion ist im Detail relativ kompliziert und noch immer sind nicht alle Details bekannt. Dennoch sind die Folgen nun gut abschätzbar: Der faire Wert dieser Comen liegt bei etwa 4,50 Euro. Bezugsberechtigt sind alle Anleger, die am 06. April Commerzbank-Aktien im Depot gehabt haben. Dadurch, dass die Kapitalerhöhung einen Umfang von 11 Milliarden Euro hat, der den bisherigen Wert der Commerzbank (Marktkapitalisierung ca. 7,5 Milliarden Euro) weit übersteigt, bekommen Anleger sehr viele neue Commerzbank-Aktien.

Da viele aber ohnehin unzufrieden mit der Entwicklung der Aktie sein dürften, kommt es zu folgender Überlegung: Wenn ich neue Aktien zu 4,50 Euro eingebucht bekomme, die ich gar nicht unbedingt haben möchte, verkaufe ich doch meine alten Aktien nach dem Stichtag 06. April sofort - solange ich für diese noch deutlich mehr bekommen als die genannten 4,50 Euro. Arbitragehandel nennt sich das und dieser bringt die Aktie derzeit unter Druck.

Ärgerlich für Sie als Altaktionäre ist der enorme Umfang der Kapitalerhöhung und damit verbunden der niedrige Bezugspreis. Damit die Commerzbank überhaupt genug Zeichner findet, musste der Bezugspreis offenbar deutlich tiefer als erwartet gestaltet werden. Auch dem Gesamtmarkt wird dabei einiges an Liquidität entzogen, was übrigens auch ein Grund für den zuletzt eher schwachen deutschen Aktienmarkt sein könnte, zumal es noch einige weitere Kapitalerhöhungen gab.

Aber zurück zur Commerzbank: Nach Abschluss der Kapitalmaßnahmen dürfte sich die Zahl der ausstehenden Aktien auf sage und schreibe 4,3 Milliarden erhöhen. Aktuell sind es gerade mal 1,34 Milliarden. Das führt natürlich dazu, dass die zuletzt publizierten Gewinnschätzungen je Aktie obsolet sind. Unter dem Strich wird eine Verwässerung des Gewinns pro Aktie von 52 Prozent eintreten.

Anschaulicher formuliert: Bei der Verteilung des Gewinnkuchens auf die einzelnen Aktien bekommen Sie künftig um 52 Prozent kleinere Stücke. Ihr Anteil am Unternehmen fällt also um mehr als die Hälfte, sofern sie die neuen Aktien nicht zeichnen. Der Gewinn je Aktie wurde vor der Kapitalerhöhung für 2011 auf 0,57 Euro und für 2012 auf 1,37 Euro geschätzt. Nun werden für 2011 nur noch mit 0,17 Euro und für 2012 mit 0,66 Euro gerechnet.

Warum Sie mit der Aktie nichts verdient haben

Der Aufwärtstrend im operativen Geschäft und in der Folge die zu erwartenden Gewinnsteigerungen der Commerzbank, helfen Ihnen also nicht weiter, weil sie nicht bei Ihnen als Aktionär ankommen.

Damit ist die Commerzbank ein gutes Beispiel dafür, warum ich Aktien mit hoher Verschuldung in meinen Premium-Briefen mit Musterdepots, zum Beispiel dem Trend Trader, meide wie der Teufel das Weihwasser. Befreundete Trader gehen sogar soweit, dass sie die Aktie eines Unternehmens, das eine Kapitalerhöhung ankündigt, sofort verkaufen. Es sei denn der Kurs der Kapitalerhöhung liegt deutlich über dem aktuellen Börsenkurs, was aber sehr selten vorkommt.

Normalerweise gilt: Kapitalerhöhungen hemmen zumindest kurzfristig den Aktienkurs, so dass das darin gebundene Kapital keine Rendite bringt. Am besten ist es daher, nur Aktien von Unternehmen mit einem niedrigen Verschuldungsgrad und ausreichend hoher Liquidität zu erwerben, so dass die operative Expansion mit eigenen Mitteln gestemmt werden kann.

Wäre eine kleinere Kapitalerhöhung besser gewesen?

Eine kleinere Kapitalerhöhung wäre sicher verträglicher gewesen für die Kursentwicklung. Allerdings hätte die Commerzbank dann ab diesem Jahr hohe Zinsen an den Staat wegen der erhaltenen Staatshilfen bezahlen müssen. Experten taxierten den Betrag auf ca. 1,5 Milliarden Euro. Wenn nun aber eine schnelle Rückzahlung erfolgt, verbleibt ein Großteil dieses Betrages im Unternehmen, was natürlich für die Aktionäre als Eigentümer besser ist. So gesehen profitieren die Aktionäre auch von der Rückzahlung.

Aber halt, erst zukünftig. Wer sich einen Dank dafür erhofft hat, weil er der Commerzbank in schwierigen Zeiten als Aktionär treu zur Seite gestanden hat, der schaut in die Röhre.

Trotzdem bezweifle ich, dass die Bankmanager um Commerzbank-Chef Martin Blessing bei der Entscheidung über die Höhe der Kapitalerhöhung in erster Linie das Wohl der Aktionäre im Sinn hatten. Der Staatseinstieg hatte für die Manager nämlich noch einen anderen unangenehmen Nebeneffekt. Die Gehaltsobergrenze für wichtige Bankmanager ist solange der Staat bei der Commerzbank im Boot ist auf 500.000 Euro begrenzt. Das wurde zwar ohnehin auch schon in 2010 durch Bonizahlungen im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich umgangen.

Künftig kann nun aber auch der nicht variable Gehaltsbestandteil wieder nach Belieben nach oben gefahren werden. Die Rechtfertigung lautet: Nur mit einer hohen Gehaltszahlung kann das Unternehmen die Spitzenleute aus der Branche rekrutieren, die das Unternehmen in seiner schwierigen Lage besonders brauche.

Bleibt zu hoffen, dass davon dann irgendwann auch die Aktionäre profitieren werden. Wer seit Anfang der 90er-Jahre Commerzbank-Aktionär ist hat heute nämlich immer noch keinen Cent an Kurssteigerungen verdient. Im Gegenteil: 1991 lag der Kurs noch bei über 10 Euro. Das eingesetzte Kapital schrumpfte damit also um über 50 Prozent, zumindest wenn man die Dividendenzahlungen außer Acht lässt.

MEIN FAZIT:

- Die Commerzbank-Aktie bietet bis zum Abschluss der Kapitalmaßnahmen wenig Kurspotenzial.

- Anleger sollten sich erst wieder ab Mitte Mai mit der Aktie beschäftigen.

- Wer bereits investiert ist, für den macht auf dem aktuellen Kursniveau von 4,43 Euro ein Verkauf der Aktie auch keinen Sinn mehr.

- Ab Mai könnte sich wieder Aufwärtspotenzial ergeben, speziell vor dem Hintergrund der auf 2012er-KGV-Basis niedrigen fundamentalen Bewertung der Aktie.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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