Gegenwind im Geschäft

Bayer-Aktie steigt dennoch: Bayer prognostiziert weiteren Rückgang des operativen Gewinns für 2025

05.03.25 17:53 Uhr

Bayer-Aktie dennoch höher: Bayer in der Krise - Operativer Gewinn droht 2025 weiter zu schrumpfen | finanzen.net

Bayer rechnet 2025 auch wegen fortgesetzten Gegenwinds im Agrargeschäft mit einem weiteren Rückgang des operativen Gewinns.

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Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer steht nach einem erneuten Gewinnrückgang 2024 vor einem abermals schwierigen Jahr. Das operative Ergebnis dürfte sinken und der freie Finanzmittelfluss wird wohl niedriger ausfallen. Bayer-Chef Bill Anderson hofft allerdings, den Konzern bald aus der Misere führen zu können. Ab 2026 soll es auch dank der fortschreitenden Neuorganisation wieder besser laufen. Zudem wurde ein mehrjähriges Programm angestoßen, um im Agrargeschäft das Ruder herumzureißen. Bei den US-Glyphosat- und PCB-Rechtsstreitigkeiten hofft Anderson weiterhin perspektivisch auf eine Eindämmung der Risiken. Die Börse reagierte positiv auf die Nachrichten.

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Die seit Jahren arg gebeutelten Bayer-Aktien knüpften am Mittwoch an ihren jüngsten Erholungsversuch an und stiegen am Vormittag zuletzt um über sechs Prozent, auch unterstützt durch den starken Gesamtmarkt. Seit der ersten Niederlage in einem US-Glyphosat-Prozess im Sommer 2018 summieren sich die Kursverluste allerdings noch immer auf rund 75 Prozent.

In der Agrarsparte will Bayer künftig die Profitabilität steigern. Geplant seien Maßnahmen nicht nur im Produktportfolio, sondern auch in der Forschung und Entwicklung sowie in Produktion und Vertrieb. Bis 2029 sollen sich die deren Gewinnbeiträge auf mehr als eine Milliarde Euro jährlich summieren. Die um Sondereinflüsse bereinigte Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigte Ebitda-Marge) soll dann im mittleren 20-Prozent-Bereich liegen. 2024 war die operative Marge in der Agrarsparte von im Vorjahr 21,7 auf 19,4 Prozent gesunken, da Bayer vor allem den Preisdruck im Glyphosat-Geschäft zu spüren bekam.

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Auch in der Pharmasparte sank das operative Ergebnis im vergangenen Jahr. Hier belasten rückläufige Erlöse mit dem Blutgerinnungshemmer Xarelto, einem Milliarden-Kassenschlager, für den in den verschiedenen Regionen der Welt nach und nach Patente auslaufen. Der Wettbewerbsdruck durch Generika nimmt daher zu. Das starke Wachstum noch junger Medikamente wie Nubeqa gegen Prostatakrebs und Kerendia zur Behandlung einer chronischen Nierenerkrankung von Diabetikern kann das noch nicht ganz auffangen - auch weil bei noch recht neuen Medikamenten in der Regel erst einmal vergleichsweise höhere Marketing- und Vertriebskosten anfallen. Einen nur leichten Gewinnrückgang verzeichnete das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten der Sparte Consumer Health.

Konzernweit knickte das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) im vergangenen Jahr um 13,5 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro ein, während die Erlöse um 2,2 Prozent auf 46,6 Milliarden Euro fielen. Negative Währungseffekte sowie den Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen ausgeklammert ergab sich indes ein Umsatzplus von 0,7 Prozent. Für 2025 peilt Bayer - Effekte aus Wechselkursveränderungen ausgeklammert - einen Umsatz von 45 bis 47 Milliarden Euro an. Das bereinigte Ebitda dürfte inklusive Währungseffekten auf 9,3 bis 9,8 Milliarden Euro zurückgehen. Analysten hatten mit solch einer Entwicklung gerechnet. Die Konsensschätzung liegt eher am unteren Ende der Spanne.

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Entlastungen auf der Gewinnseite sollen dabei fortgesetzte Kostensenkungen durch den Umbau im Management liefern. Das Programm soll dieses Jahr Einsparungen von zusätzlich 800 Millionen Euro bringen, nachdem Bayer den Angaben zufolge im vergangenen Jahr bereits die Ausgaben plangemäß um 500 Millionen Euro gekürzt hatte. In dem von Anderson eingeführten Modell bekommen Mitarbeiter etwa in Forschung, Produktion und Vertrieb mehr Eigenverantwortung und Handlungsfreiheiten, weniger Manager sind notwendig. 2024 fiel die Mitarbeiterzahl denn auch deutlich. Per Ende 2024 beschäftigte Bayer auf Vollzeitstellen umgerechnet noch gut 92.800 Menschen. Ein Jahr zuvor waren es noch fast 100.000 gewesen.

Unter dem Strich schrieb 2024 wegen abermaliger Wertberichtigungen im Agrargeschäft mit minus 2,55 Milliarden Euro erneut tiefrote Zahlen. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern einen Fehlbetrag von 2,94 Milliarden verbucht.

Der freie Finanzmittelzufluss stieg derweil auf mehr als das Doppelte und erreichte 3,1 Milliarden Euro. Angesichts der hohen Verschuldung des Konzerns steht der Free Cashflow besonders im Fokus. Die Nettofinanzverschuldung fiel bis Ende 2024 im Jahresvergleich um 5,4 Prozent auf 32,6 Milliarden Euro. Wegen der hohen Schulden hatte der Konzern Anfang 2024 angekündigt, für drei Jahre nur die vorgeschriebene Mindestdividende zu zahlen. Für 2024 bedeutet dies erneut elf Cent je Aktie.

Die hohen Schulden sind auch eine Folge der Übernahme des US-Agrarchemiekonzerns Monsanto, mit der sich Bayer unter anderem die milliardenteuren US-Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten ins Haus geholt hatte. Bis zum 31. Januar 2025 wurden laut aktuellem Geschäftsbericht von insgesamt circa 181.000 angemeldeten Ansprüchen rund 114.000 verglichen, oder sie erfüllen aus verschiedenen Gründen nicht die Vergleichskriterien. Bayer hofft weiterhin perspektivisch auf ein Grundsatzurteil des obersten US-Gerichts, des Supreme Courts. Allerdings ist offen, ob sich die Richter der Sache überhaupt annehmen werden. Zudem zielt Bayer seit einer Weile durch Lobby-Arbeit auf Gesetzesänderungen ab.

Bayer baut 2024 mit Organisationsumbau 7.000 Stellen ab

Bayer hat seine Belegschaft im vergangenen Jahr im Zuge der Einführung des Organisationsmodells Dynamic Shared Ownership (DSO) um 7.000 Stellen verkleinert, überwiegend Management-Positionen. Das geht aus einem Brief von Vorstandschef Bill Anderson an die Aktionäre hervor. Er hatte dem Pharma- und Agrarchemiekonzern den organisatorischen Umbau Anfang 2024 verordnet, vorrangig um Bürokratie und Hierarchien abzubauen und den einzelnen Teams in den verschiedenen Bereichen mehr Verantwortung zu geben. Überdies sollen bis 2026 dauerhafte Einsparungen von 2 Milliarden Euro erreicht werden.

Bis Ende 2024 wurden wie angekündigt nachhaltige Einsparungen von 500 Millionen Euro erzielt. 2025 sollen die Kosten um weitere 800 Millionen Euro sinken.

Bayer-Aktien versuchen Befreiungsschlag - Chemiesektor allgemein stark

Mit der breiten Rally am Aktienmarkt im Rücken haben die Aktien von Bayer am Mittwoch einen Ausbruchsversuch nach oben gewagt. Für die Bayer-Aktie ging es im XETRA-Handel letztlich 4,12 Prozent auf 24,49 Euro nach oben. Zeitweise wurde erstmals seit Anfang November wieder mehr als 25 Euro für eine Aktie gezahlt. Der Kurs könnte sich damit, nach einigen Monaten Pause, wieder über die 200-Tage-Linie festsetzen. Diese ist bei Charttechnikern ein beliebter Indikator für den längerfristigen Trend. Aktuell liegt dieser Durchschnittskurs bei 24,60 Euro.

Richard Vosser von JPMorgan erwähnte, der Umsatz und das operative Ergebnis (Ebitda) hätten im vierten Quartal jeweils die Erwartungen etwas übertroffen. Die Prognosen für 2025 dürften am Markt mit Erleichterung aufgenommen werden, da sie nur begrenzte Änderungen an den Konsensschätzungen nach sich ziehen sollten. Die weitere Umstrukturierung des Agrargeschäfts und dessen langfristige Margenziele würden voraussichtlich begrüßt, schrieb der JPMorgan-Experte. Für mehr Vertrauen müssten in diesem Bereich aber Erfolge nachgewiesen werden.

Die Bayer-Aktien folgten am Mittwoch einer marktbreiten Rally, die von einem historischen Finanzpaket getrieben wurde, das die Union mit der SPD zur Stärkung der Rüstungs- und Infrastrukturbranchen beschlossen hat. Davon profitierten in der Breite auch Chemiewerte wie BASF mit 10,71 Prozent Plus auf 53,66 Euro. Aus dem MDAX toppte LANXESS das starke Branchenbild mit einem Kurssprung um 14,41 Prozent auf 31,68 Euro. Auch WACKER CHEMIE und Evonik legten stark zu.

Bayer steigerte das diesjährige Kursplus am Mittwoch auf 30 Prozent. Nach einem Tief seit 2003 von 18,41 Euro im November nimmt der Bodenbildungsversuch damit immer mehr Form an. Längerfristig gesehen ist dies jedoch nur ein Hoffnungsschimmer: Geplagt von Rechtsstreitigkeiten im US-Agrargeschäft ist der Kurs seit dem 2015 aufgestellten Rekord noch um immer noch 83 Prozent eingebrochen. Auf allein fast drei Viertel summieren sich dabei die Verluste seit der ersten Niederlage in einem US-Prozess um glyphosathaltige Unkrautvernichter im Jahr 2018. Bayer hatte sich die Streitigkeiten mit der Übernahme des US-Konzerns Monsanto ins Haus geholt.

LEVERKUSEN (dpa-AFX) / DOW JONES

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Bildquellen: Arseniy Krasnevsky / Shutterstock, Taina Sohlman / Shutterstock.com

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