Fusionsspekulationen

Eine Fusion zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank "macht aktuell keinen Sinn"

21.01.19 17:09 Uhr

Eine Fusion zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank "macht aktuell keinen Sinn" | finanzen.net

Die neuesten Fusionsspekulationen zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank haben die Aktien der beiden Kreditinstitute wieder in den Fokus der Anleger gerückt. Nun stellt sich jedoch heraus, dass dieser Zusammenschluss wahrscheinlich nie zustande kommen wird.

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Ein optimistischeres Marktumfeld und erneute Spekulation über einen Zusammenschluss zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank, welche von Seiten der deutschen Bundesregierung entfacht wurden, ließen die Anteilscheine beider Institute in den vergangenen Handelstagen wieder kräftig ansteigen.

Die Fusionsgerüchte treiben die Aktien der Deutschen Bank...

Mit einem aktuellen Kurs von 8 Euro pro Aktie bringt es die Deutsche Bank gegenwärtig zwar nur noch auf eine Marktkapitalisierung von 16,17 Milliarden Euro, jedoch konnten sich die Anteilsscheine von ihrem Tief vom 27. Dezember bei 6,68 Euro schon um knapp 20 Prozent erholen.

...wie auch die Anteilsscheine der Commerzbank

Ein sehr ähnliches Szenario spielte sich unterdessen auch bei der Commerzbank-Aktie ab. Mit einem aktuellen Kurs von 6,67 Euro und einer Marktkapitalisierung von 8,06 Milliarden Euro stehen auch die Anteilsscheine der CoBa rund 21 Prozent über ihrem Tief bei 5,50 Euro, welches wie auch bei der Deutschen Bank, am 27. Dezember 2018 erreicht wurde.

Eine Trendumkehr liegt noch in weiter Ferne

Durch den jüngsten Kursanstieg gelang es beiden Wertpapieren, die 20-Tage-Linie zurückzuerobern, der Sprung über die viel entscheidendere 200-Tage-Linie liegt allerdings noch in weiter Ferne. Ob sich nun bei beiden Aktien ein positiver Trend etabliert, ist jedoch durchaus fraglich. Denn von dem gleitenden Durchschnitt der vergangenen 200 Tage ist die Aktie der Deutschen Bank immer noch rund 19 Prozent entfernt. Die Anteilsscheine der Commerzbank rentieren aktuell sogar rund 25 Prozent unter der wichtigen Trendlinie.

Die Bundesregierung befeuert die Gerüchte

Dass gerade die deutsche Bundesregierung hinter der jüngsten Kurserholung stecken könnte, dürfte jedoch viele Anleger verwundern. Laut Recherchen des Handelsblatts sollen Vertreter des Bundesfinanzministeriums schon ein mögliches Fusionsszenario zwischen den beiden deutschen Instituten durchgespielt haben. In diesen Prozess wurde wohl auch schon die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) miteinbezogen. "Es hat Sondierungsgespräche zwischen Bundesregierung und Finanzaufsicht gegeben", so ein Insider in Bezug auf die Spekulationen.

Scholz spricht sich für eine Fusion aus

Des Weiteren wurde bekannt, dass sich der deutsche Finanzminister, Olaf Scholz, im vergangenen Jahr mindesten 23 Mal mit führenden Managern der Deutschen Bank zusammenfand. Selbstverständlich hat auch die Bundesregierung ein großes Interesse daran, dass die in Deutschland beheimateten Konzerne und mittelständischen Unternehmen im In- und Ausland eine verlässliche Bank an ihrer Seite haben. Dafür spricht sich der Bundesfinanzminister sogar persönlich aus: "Wir brauchen einen nachhaltige Finanzindustrie, die global wettbewerbsfähig ist". "Das ist zentral für Deutschland und Europa", so Scholz weiter.

Ein Zusammenschluss "macht aktuell keinen Sinn"

Ob sich mit dem Zusammenschluss zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank ein schlagkräftiges und international wettbewerbsfähiges Kreditinstitut erschaffen lässt, wird jedoch nicht nur von unbeteiligten Experten angezweifelt. Laut einem Bericht des Informationsdienstleisters Bloomberg spricht sich selbst die Europäische Zentralbank gegen einen derartigen Deal aus. Nach Meinung der Zentralbanker ist die Commerzbank zu klein, um zusammen mit der Deutschen Bank schlagkräftig zurück auf die internationale Finanzbühne treten zu können. "Es macht aktuell keinen Sinn", so ein Insider in Bezug auf eine mögliche Fusion.

"Dadurch, dass sich zwei Lahme zusammentun, entsteht noch kein olympiatauglicher Leichtathlet. Die beiden Großbanken haben viel zu viel überlappende Geschäftsfelder, als dass ein solcher Zusammenschluss wirklich Sinn machen würde. Ich sehe keinen gesteigerten wirtschaftlichen Sinn in einem solchen Unterfangen", meint auch der DSW Vize-Präsident Klaus Nieding in einem Interview mit dem Börsen Briefing-Chefredakteur Leon Müller und bekräftigt somit die Sorgen der Europäischen Zentralbank.

Die EZB hat andere Pläne mit der Deutschen Bank

Laut Bloomberg spricht sich die Europäische Zentralbank zwar nicht für eine Fusion zwischen dem DAX- und dem MDAX-Konzern aus, sondern für die Schaffung einer neuen europäischen Superbank. Während es die Deutsche Bank mit der Commerzbank als Partner nur auf eine gemeinsame Marktkapitalisierung von knapp 25 Milliarden Euro bringen könnte, wäre mit dem richtigen Partner aus dem europäischen Umland einiges mehr möglich.

Nicht auf Augenhöhe mit den europäischen Wettbewerbern

Richtet man nun jedoch den Blick auf den europäischen Bankensektor, wird schnell klar, dass die Deutsche Bank in einem solchen Unterfangen, massiv an Bedeutung verlieren würde. Mit einer gegenwärtigen Marktkapitalisierung von 16,17 Milliarden Euro könnte die "Deutsche" den europäischen Konkurrenten wie der HSBC (146 Mrd. Euro), Banco Santander (69 Mrd. Euro), BNP Paribas (52 Mrd. Euro), UBS (45 Mrd. Euro) oder ING (39 Mrd. Euro) nicht einmal annähernd auf Augenhöhe begegnen.

Sewing wird sich sicher nicht beugen

Angesichts dieser Tatsache dürfte es der Deutschen Bank sehr schwer fallen, einen europäischen Partner mit einem ähnlich hohen Renommee und einer vergleichbaren Marktkapitalisierung zu finden. Denn es steht sicher nicht im Interesse von Christian Sewing, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, bei einer möglichen Fusion die Rolle des "kleinen Bruders" einzunehmen.

Die Fusionsspekulationen werden präsent bleiben

Folglich muss man also feststellen, dass es für die Deutsche Bank zum aktuellen Zeitpunkt keinen nennenswerten Anreiz gibt, mit der Commerzbank oder einer größeren europäischen Bank zu fusionieren. Diverse Gerüchte und Phantasien dürften aber auch in den kommenden Wochen und Monaten omnipräsent bleiben.

"Die Spekulationen über eine Übernahme der Commerzbank durch die Deutsche Bank oder eine andere europäische Bank dürften auch 2019 anhalten", so ein Analyst von Independent Research.

Pierre Bonnet / finanzen.net

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Bildquellen: 360b / Shutterstock.com, Mario Tama/Getty Images

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