Trotz Abgabe von CEO-Posten: Bei diesen Unternehmen ist Jeff Bezos auch nach seinem Abgang involviert
Auch wenn der Amazon-Gründer Jeff Bezos im Februar bekannt gab, den Chefposten im dritten Quartal 2021 an seinen langjährigen Mitarbeiter abzugeben, sollte ihm nicht langweilig werden. Der Unternehmer ist nach wie vor bei einer Vielzahl von Unternehmen involviert.
Werte in diesem Artikel
• Jeff Bezos tritt CEO-Posten an Andy Jassy ab
• Blue Origin und The Washington Post in Bezos' Privatbesitz
• Abtritt eher "symbolischer Schritt"
CEO-Rücktritt ermöglicht Fokus auf andere Projekte
Anfang Februar kündigte Amazon-Gründer Jeff Bezos an, ab dem dritten Quartal 2021 als CEO des Online-Versandhändlers zurückzutreten und das Zepter an seinen langjährigen Mitarbeiter Andy Jassy abzugeben, der maßgeblich an der Entwicklung von Amazon Web Services (AWS) beteiligt war und die Cloud-Sparte auch leitet. Dabei gehe es Bezos nicht darum, sich zur Ruhe zu setzen, wie er in einem Memo an seine Mitarbeiter erklärte. "Ich hatte noch nie mehr Energie", soll der Unternehmer laut der Deutschen Presse-Agentur verlautet haben. So wolle er durch die Weitergabe des CEO-Postens mehr Zeit für andere Projekte zur Verfügung haben, die aufgrund seiner Haupttätigkeit zuvor oftmals stiefmütterlich behandelt worden seien.
Jugendtraum rückt mit Blue Origin näher
Das 2000 von Jeff Bezos gegründete Raumfahrtunternehmen Blue Origin hat seinen Ursprung in einem Jugendtraum des späteren Amazon-Gründers, wie The Guardian berichtet. So habe Bezos auf der High School bereits den Wunsch gehegt, das Weltall zu erkunden. Er wurde am Ende seiner schulischen Laufbahn zum Abschiedsredner seiner Klasse auserkoren, weswegen die Lokalzeitung Miami Herald ein Interview mit dem damals 18-Jährigen geführt haben soll. Gegenüber des Blatts habe er erklärt, dass er Kolonien für zwei bis drei Millionen Menschen im Weltraum bauen wolle, die durch Hotels und Vergnügungsparks ergänzt werden sollen. Das Ziel seiner Idee sei es gewesen, die Erde zu erhalten und als eine Art riesigen Nationalpark zu etablieren, während die Menschheit in der Erdumlaufbahn leben soll. Zwar hat sich der Amazon-Gründer diesen Wunsch noch nicht erfüllen können, mit Blue Origin kam er ihm aber immerhin einen kleinen Schritt näher. Das Unternehmen will die Raumfahrt günstiger und offener gestalten, indem Transportmittel wie Raketen zur Kostensenkung mehrmals verwendet werden sollen. Für die Zukunft arbeitet der Konkurrent von Elon Musks SpaceX mit "Blue Moon" an einem Projekt, das die Landung auf dem Mond zum Ziel hat. Nach derzeitigem Stand sollen die Pläne bereits 2024 umgesetzt werden.
"The Washington Post" profitiert von Digitalisierung
Einer der größeren Zukäufe des Unternehmers war der Kauf der US-Tageszeitung Washington Post für 250 Millionen US-Dollar im Jahr 2013. Donald Graham, der vorherige Besitzer des Blatts, habe damals einen neuen Käufer gesucht, wie er im Gespräch mit CNN Business erklärte. Nachdem die Akquisition in trockenen Tüchern war, trieb Bezos die Digitalisierung der Zeitung voran, die vor allem für das Aufdecken der Watergate-Affäre bekannt ist, die den damaligen US-Präsidenten Richard Nixon 1974 sein Amt kostete. "Ich wusste nichts über das Zeitungsgeschäft ... Aber ich wusste etwas über das Internet", so Bezos laut The Guardian kurz nach seinem Einstieg. Drei Jahre später konnte das Online-Portal der Washington Post seinen Web-Traffic laut CNN Business bereits verdoppeln. Im September 2017 verzeichnete das Blatt bereits mehr als eine Million Abonnenten des kostenpflichtigen Online-Bereichs. Genau wie Blue Origin befindet sich die Washington Post in Bezos‘ Privatbesitz.Vorteile für Prime-Nutzer bei Whole Foods
Die Lebensmittelkette Whole Foods wurde 1978 im US-Bundesstaat Texas von John Mackey gegründet. Damals konnte Mackey ein Startkapital von 45.000 US-Dollar mitbringen, wie CNBC berichtete. 2017 erfolgte dann die Übernahme durch den Online-Giganten Amazon - für 13,7 Milliarden US-Dollar. Mackey konnte seine Position als CEO des Unternehmens behalten. "Whole Foods hat sich zwar verändert und weiterentwickelt, aber auf eine respektvolle Art und Weise", erklärte der Geschäftsführer im November 2020 im Gespräch mit Freakonomics Radio-Moderator Stephen Dubner. "Also verändert sich Whole Foods, nicht weil Amazon uns einen Haufen Dinge in den Hals stopft, sondern weil sie eine Menge Dinge tun, die wir aufnehmen wollen." So habe die Kette vor der Übernahme ihren Warenschwund, etwa durch Verderblichkeit oder Diebstahl, nicht genau untersucht. Dies habe sich nun aber geändert. Außerdem könne man Amazon Prime-Mitgliedern Rabatte in den Filialen anbieten. Mit Schließfächern, an die Amazon-Nutzer ihre Bestellungen liefern lassen können, sollen ebenfalls mehr Kunden in die Filialen gelockt werden.
Wenn sich durch die Übernahme für Amazon-Kunden auch Vorteile ergeben haben mögen, Whole Foods-Mitarbeiter scheinen davon nicht profitiert zu haben. So habe das Unternehmen laut eines Berichts von Business Insider 2019 einem Teil seiner Arbeitnehmer etwa die Gesundheitsversorgung gekappt. Von den Kürzungen betroffen waren Teilzeitkräfte, die mindestens 20 Stunden pro Woche arbeiten. Vollzeitkräfte sollen von den Änderungen unberührt geblieben sein.
Amazon Robotics optimiert Abläufe in Versandzentren
2012 übernahm Amazon das Robotertechnik-Unternehmen Kiva Systems, das seinen Sitz in Massachusetts hat. Seitdem ist die Roboter-Tochter unter dem Namen Amazon Robotics bekannt. Die Technologie kommt nun vor allem in den Versandzentren des Online-Händlers zum Einsatz. "Seit der Übernahme haben Teams aus Robotertechnikern und Ingenieuren eng mit den Logistikmitarbeitern zusammengearbeitet, um neue Technologien zu entwickeln, die die Prozesse optimieren sowie die Sicherheit und Effizienz erhöhen", schreibt der Mutterkonzern auf seinem Internetauftritt. Auch mit dem Vorurteil, dass der Einsatz von Robotern Arbeitsplätze wegrationalisiert, räumt das Unternehmen auf: "Seit ihrer Einführung im Jahr 2012 konnte Amazon weltweit mehr als 300.000 neue Vollzeitstellen schaffen, einschließlich Positionen im Bereich Informatik sowie in der Wartung und Pflege von Robotern. Hinzu kommt, dass Logistikzentren mit Robotern häufig höhere Mitarbeiterzahlen haben, weil das Inventar schneller bewegt werden kann und entsprechend mehr Personen zur Bearbeitung nötig sind." In Zukunft will die Amazon-Tochter ihre Verpackungen bessern, sodass die Roboter diese besser transportieren können.
Zahlreiche weitere Tochter-Unternehmen
Der Tech-Riese vereint außerdem eine Vielzahl an weiteren Unternehmen unter seiner Dachmarke. Der Hörbuchanbieter Audible dürfte Amazon-Kunden ebenfalls bekannt sein. Der Versandhändler arbeitete bereits zuvor mit dem Audio-Dienst zusammen, 2008 übernahm Amazon den Service dann aber komplett für 300 Millionen US-Dollar, wie aus einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hervorgeht. 2014 kaufte der Online-Gigant dann außerdem den Videospiel-Streamingdienst Twitch auf und baut diesen seitdem nach und nach in sein Angebot unter der Hauptmarke Amazon ein. So erweiterte der Konzern seinen kostenpflichtigen Prime-Service im vergangenen Jahr etwa um Prime Gaming, wodurch zahlende Mitglieder ohne Mehrkosten auf eine Videospielbibliothek zugreifen können. Bereits 2007 erstand das Unternehmen das Fotografie-Portal Digital Photography Review. Aber auch die Filmdatenbank IMDb und das Bücher-Portal Goodreads gehören mittlerweile zu Amazon, wie die Financial Post berichtet.
Zwar ist der Konzern vor allem für seinen Versandhandel bekannt, mit Zappos, Woot!, Fabric.com und Souq.com betreibt Amazon aber noch weitere E-Commerce-Plattformen. Souq.com richtet sich dabei an den arabischen Markt, wie das Unternehmen auf seiner Webseite schreibt.
Bezos wird dem Hauptkonzern dennoch erhalten bleiben
Auch wenn dem baldigen Ex-CEO nun zwar prinzipiell mehr Zeit für die zahlreichen Tochterunternehmen des Konzernriesen, aber auch seine eigenen Projekte bleibt, wird sich effektiv vermutlich nicht viel ändern, vermutet die "New York Times". Demnach bleibt Bezos geschäftsführender Vorsitzender des Verwaltungsrats, womit er nach wie vor großen Einfluss im Unternehmen hat. So stelle sein Abtritt wohl einer einen "symbolischen Schritt" dar. "Jeff geht wirklich nirgendwo hin", bestätigte auch Amazons Finanzchef Brian Olsavsky. Der Führungswechsel sei dabei eher als "Umstrukturierung" zu verstehen. Mit einem Unternehmensanteil von 10,6 Prozent bleibe Bezos außerdem der Hauptaktionär des Versandhändlers.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Marvin Joseph/The Washington Post via Getty Images, David Ryder/Getty Images
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23.03.2017 | Whole Foods Market Sell | UBS AG | |
14.08.2015 | Whole Foods Market Sell | Pivotal Research Group | |
04.02.2009 | Amazon.com sell | Stanford Financial Group, Inc. | |
26.11.2008 | Amazon.com Ersteinschätzung | Stanford Financial Group, Inc. |
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