Frankfurter Frühlingsgefühle

Bank-Aktien: Warum Commerzbank und Deutsche Bank jetzt wieder einen Blick wert sind

28.02.22 01:00 Uhr

Bank-Aktien: Warum Commerzbank und Deutsche Bank jetzt wieder einen Blick wert sind | finanzen.net

Deutsche Bank und Commerzbank sind auf Erholungskurs und haben Nachholbedarf. Investoren können davon profitieren - auch wegen steigender Zinsen.

Werte in diesem Artikel

von Ralf Witzler, Euro am Sonntag

Viele Jahre hatte die einst so stolze deutsche Bankenbranche allein drei Vertreter im DAX. Das ist lange her. Seitdem wurde die Hypovereinsbank von der italienischen Unicredit übernommen, die Commerzbank musste den Abstieg in den MDAX hinnehmen, und die Deutsche Bank lebte jahrelang als Schatten ihrer selbst im Dauerkrisenmodus.

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Auch den Mitbewerbern im Euroraum steckt die Finanzkrise von 2007 noch in den Knochen und in den Kursen. Die Aktien der Geldhäuser von BNP Paribas bis Santander haben die Werte von damals, bevor die Finanzwelt an den Rand des Abgrunds geriet, bei Weitem nicht mehr erreicht. Allerdings geht es schon eine Weile wieder nach oben mit ihnen.

Insgesamt aber haben die europäischen Konkurrenten die Phase der Stabilisierung und der allmählichen Erholung früher hinter sich gebracht als Deutschlands große private Banken. Deutsche Bank und Commerzbank haben noch immer erheblichen Nachholbedarf, was sie für Anleger interessant macht, zumal beide Institute mittlerweile Sanierer an der Unternehmensspitze haben, die auf erste Erfolge verweisen können.

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Gibt es Zinsen, gibt es Gewinne

Hinzu kommt, dass das lange Zeit für die Banken und gerade für die zinssensitiven deutschen Institute belastende Umfeld niedrigster Zinsen sich dem Ende zuneigt. Das verspricht für die Branche höhere Gewinne vor allem im Kreditgeschäft. In den USA hat die Notenbank mehrere Zinsanhebungen für das laufende Jahr angekündigt. Experten diskutieren lediglich noch über die Frage, in welchem Tempo sie agieren wird. Die Bank of England hatte bereits im Dezember den Eisbrecher gespielt und als eine der ersten großen Zentralbanken der westlichen Welt die Zinsen angehoben. Auch in Osteuropa liegen die Leitzinsen schon länger nicht mehr auf niedrigstem Niveau.

Allein die Europäische Zentralbank (EZB) zögert noch. Doch angesichts seit Monaten hoher Inflationsraten wächst auch der Druck auf die Notenbank am Main, ihre Anleihekäufe einzustellen und an der Zinsschraube zu drehen. Viele Marktteilnehmer rechnen mittlerweile selbst für den Euroraum mit steigenden Zinsen. Für die Bankenbranche, insbesondere für jene Häuser, deren Heimatmärkte im Geltungsbereich der EZB liegen, wirkt das wie ein Hauch von Frühlingsluft nach einem langen, harten Winter.

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Am deutlichsten erholt hat sich bislang die französische Großbank BNP Paribas von den Folgen der Finanzkrise. Ihr Aktienkurs liegt heute zwar noch immer 30 Prozent unter dem Wert von vor der Krise, führt aber damit klar die Riege der Eurobanken an. Auch die italienische Intesa San Paolo und die niederländische ING Groep haben mittlerweile wieder fast die Hälfte ihres damaligen Werts erreicht.

Ganz anders die beiden deutschen Institute. Die Deutsche Bank liegt trotz des jüngsten Kursanstiegs noch rund 85 Prozent darunter. Noch ärger sieht es bei der Commerzbank aus, die mit gut 95 Prozent unter dem Hoch vom Frühjahr 2007 einen Platz am Ende der Tabelle einnimmt.

20 Prozent Plus seit Jahresanfang

Doch Börsianer sind nicht nachtragend, sie schauen nach vorn und handeln die Zukunft. Wer also nicht vergangenem Ruhm hinterhertrauert, sondern auf den Erholungskurs der beiden Frankfurter Geldhäuser gesetzt hat, konnte sich seit Anfang dieses Jahres über einen satten Kursanstieg von mehr als 20 Prozent freuen. Das sind Spitzenwerte selbst im Vergleich mit den anderen europäischen Geldhäusern, die zwar auch zugelegt haben, aber meist nur um gut zehn Prozent. Die Kursanstiege der Branche gewinnen noch einmal an Glanz, weil zur gleichen Zeit die meisten großen Aktienindizes nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und in Japan deutlich verloren haben.

Ende Januar hatte die Deutsche Bank Anleger mit ihren guten Zahlen für das Geschäftsjahr 2021 überrascht. Unter dem Strich stand ein Jahresüberschuss nach Steuern von 2,5 Milliarden Euro. Nach einem minimalen Gewinn 2020 war das nun das zweite Jahr mit schwarzen Zahlen in Folge und das beste Ergebnis für die blaue Bank seit zehn Jahren. Für 2021 will die Bank nach zwei Jahren Abstinenz auch wieder eine Dividende von 20 Cent je Aktie zahlen. Dabei ist Deutschlands größtes Geldhaus weiter um Kostendisziplin bemüht. Im vergangenen Jahr hat das Institut netto knapp 1.700 Stellen abgebaut. Seit Beginn des Konzernumbaus im Sommer 2019 beläuft sich das Minus beim Personal auf rund 8.000 Stellen.

Erfreulich an der Entwicklung der Bank ist auch, dass das Unternehmen im für die Erträge wichtigen Investmentbanking Marktanteile gewinnen konnte. Mittlerweile tragen auch die Unternehmerbank, die Privatkundenbank und die Vermögensverwaltung der Fondstochter DWS zum Ergebnis bei. Auf dem Neujahrsempfang seiner Bank Anfang dieser Woche gab sich Konzernchef Christian Sewing für die zukünftige Entwicklung des Geldhauses weiter äußerst optimistisch.

Die Ergebnisse der Commerzbank für 2021 stehen noch aus. Am 17. Februar will auch die gelbe Bank ihre Zahlen vorlegen. Nach den ersten neun Monaten ging die Commerzbank für das Gesamtjahr von einem Konzerngewinn aus und bestätigte den Ausblick, obwohl die polnische Tochter mBank für auf Fremdwährungen indexierte Kreditverträge für das vierte Quartal 436 Millionen Euro Rückstellungen bilden muss.

Interessant wird sein, wie die Commerzbank bei der Restrukturierung vorankommt. Der bis 2024 laufende Umbauplan sieht den Wegfall von 10.000 Vollzeitstellen vor, der nach Unternehmensangaben bereits zur Hälfte erfolgt ist. Die Betreuung der Kunden soll nach der Schließung etlicher Filialen verstärkt über digitale Kanäle erfolgen. Zudem senkte die Bank im dritten Quartal die Freigrenze für Einlagen von 100.000 auf 50.000 Euro.


INVESTOR-INFO

Deutsche Bank

Zurück in der Spur

Christian Sewing, seit 2018 an der Spitze der Deutschen Bank, hat das Institut aus den negativen Schlagzeilen und wieder in die Gewinnzone geführt. Die Bank hat Vertrauen bei den Anlegern zurückgewonnen, wie der deutliche Anstieg des Aktienkurses in den letzten zwölf Monaten belegt, und dürfte von steigenden Zinsen beiderseits des Atlantiks profitieren. Eine Belebung des Anleihemarkts, auf dem die Bank traditionell stark ist, sollte den Aktienkurs weiter stützen. Ein Kauf.

Commerzbank

Sparkurs kommt an

Nach langem Siechtum und einer heftigen Führungskrise 2020 hat Manfred Knof das Ruder bei der Commerzbank übernommen. Er hat die Bank auf einen strikten Sparkurs eingeschworen. Das honoriert die Börse. Die Aktie befindet sich seit Sommer 2020 im Aufwärtstrend. Angesichts des aufgehellten Umfelds für Banken ist die Aktie der Commerzbank ein Investment für Anleger mit Sinn für Risiko. Denn die Bank ist zwar auf einem guten Weg, aber noch eine geraumer Weile nicht sicher über den Berg.

Banken-ETF

Breit gestreut

Der iShares Stoxx Europe 600 Banks bildet den europäischen Bankenmarkt sehr breit ab und beinhaltet auch Werte von Instituten außerhalb des Euroraums. Stark vertreten sind mit einem Anteil von rund 30 Prozent Geldhäuser aus Großbritannien. Der ETF eignet sich für Anleger, die weniger spitz investieren und das Risiko von Rückschlägen einzelner Titel vermindern wollen, aber auf die allgemeine Erholung des europäischen Bankensektors setzen wollen.











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06.12.2024Commerzbank OverweightJP Morgan Chase & Co.
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