Scale: Stabile Entwicklung
Im Durchschnitt kommen Anleger im Scale-Segment für kleinere und mittlerer Unternehmen auf ansehnliche Renditen. Doch die Unterschiede sind groß: Die besten Aktien haben sich seit vergangenem Sommer im Kurs verdoppelt.
20. Juni 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Während Sorgen um einen Handelskrieg und die Regierungsbildung in Italien dem DAX in den vergangenen Wochen zwischenzeitlich ordentlich zugesetzt haben, präsentiert sich das Scale-Segment mit kleinen und mittelgroßen Unternehmen vergleichsweise stabil. Der Scale All Share-Index, der die Entwicklung aller Scale-Werte widergibt, hat sich in den vergangenen Wochen seitwärts bewegt bzw. nur leicht verloren und liegt am Montagnachmittag bei 1.324 nach 1.336 Punkten Mitte Mai. Seit Start des Börsensegments im März 2017 macht das ein Plus von 32 Prozent. Der seit Februar 2018 existierende Auswahlindex Scale 30 ist seit Mitte Mai etwas zurückgegangen und notiert aktuell bei 1.217 Punkten.
Auf der Liste der besten Performer auf Sicht von zwölf Monaten steht weiterhin Blue Cap (WKN A0JM2M) ganz oben, ein Anbieter von Kunststoffverpackungen für die Molkereiindustrie. Die Aktie ist seit Juni 2017 um 101 Prozent gestiegen, hat sich also im Kurs verdoppelt.
Auf Platz zwei vorgeschoben hat sich der Anbieter von Messgeräten für Medizin- und Umwelttechnik m-u-t mit einem Plus von 75 Prozent. Die Frankfurter FinTech Group (WKN FTG111) ist mit 65 Prozent unverändert die Nummer drei.
Auf Sicht von drei Monaten hat ebenfalls Blue Cap die Nase vorn mit einem Plus von 45 Prozent, gefolgt von m-u-t mit 37 Prozent und dem Fondsemissionshaus Lloyd Fonds (WKN A12UP2) mit 28 Prozent.
Der Streaming-Dienst Pantaflix (WKN A12UPJ) ist mit einem Minus von 48 Prozent seit März 2018 auf den letzten Platz abgerutscht. Der Hersteller von HD-Videoüberwachungssystemen artec Technologies (WKN 520958) und die Beteiligungsgesellschaft mutares (WKN A0SMSH) stehen mit Verlusten von 40 und 36 Prozent allerdings kaum besser da.
Erfolgreiche Kapitalerhöhungen
Positive Nachrichten kamen von Lloyds Fonds: Das Unternehmen gab am 14. Juni den erfolgreichen Abschluss einer Kapitalerhöhung bekannt. 915.664 neue Aktien wurden über eine Privatplatzierung bei qualifizierten Anlegern und Investoren untergebracht, zu einem Ausgabepreis von 4,20 Euro (aktuell 4,61 Euro). Der Nettoemissionserlös soll genutzt werden, um die Kapitalbasis der Gesellschaft zu stärken und die weitere Entwicklung des Unternehmens voranzutreiben.
Auch Noratis hat eine Kapitalerhöhung abgeschlossen, im Rahmen der Finanzierungsmaßnahme wurden 681.897 neue Aktien zu je 22,50 Euro ausgegeben. Mit dem Geld will das Immobilienunternehmen Zukäufe finanzieren. Aktuell werden die Aktien zu 22,20 Euro gehandelt.
Stemmer Imaging, der Experte für industrielle Bildverarbeitung, treibt nach dem gelungenen Börsengang im Februar seine ambitionierte Wachstumsstrategie voran und hat eine Tochtergesellschaft in Österreich gegründet. Schon im Mai hatte das Unternehmen auf Basis der über den Erwartungen liegenden Ergebnisentwicklung und der sehr guten Auftragslage zum Ende des dritten Quartals 2017/2018 seine Prognose für das gesamte Geschäftsjahr erhöht. Die Aktie war im Februar zu 34 Euro auf den Markt gekommen, jetzt sind es 47,64 Euro.
Unterdessen hat die Meldung, dass Pantaflix weltweit ab sofort als Apple TV-App verfügbar ist und damit Zugang zu Millionen von potenziellen Nutzern erhält, am schwachen Aktienkurs nicht viel ändern können.
Viele positive Beurteilungen
In den vergangenen Wochen gab es wieder eine Reihe von Empfehlungen für Scale-Unternehmen. So stufte SMC Research den Spezialisten für Erdwärme-Bohrungen Daldrup & Söhne auf "Halten". Allerdings sehen die Analysten - trotz etwas vorsichtigerer Schätzungen in Reaktion auf die Unternehmensprognose für 2018 - den fairen Wert mit 14,70 Euro (zuvor 16,20 Euro) weiter deutlich über dem Börsenkurs (aktuell 11,30 Euro.).
Außerdem wird bei 2G Energy zum Einstieg geraten ("Kaufen"). Die SMC-Analysten halten die Aktie des Unternehmens, einer der international führenden Hersteller von gasbetriebenen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, nach wie vor für deutlich unterbewertet. Das Unternehmen habe 2017 überraschend stark abgeschlossen, der hohe Auftragsbestand biete nun eine gute Basis für das weitere Wachstum und eine sukzessive Margenverbesserung. Das Research-Haus taxiert den fairen Wert nun auf 29 Euro nach zuvor 27 Euro (aktuell 21,10 Euro).
GBC sieht zahlreiche Chancen
Das ebenfalls auf den Mittelstand spezialisierte Augsburger Investmenthaus GBC rät bei EQS Group, Deutsche Grundstücksauktionen und MagForce zum Kauf. Für EQS wurde das Kursziel von 85,40 auf 92,50 Euro (aktuell 76 Euro) erhöht. Der Anbieter von Software und Dienstleistungen für digitale Investor Relations, Unternehmenskommunikation und Compliance habe im ersten Quartal 2018 wesentlich vom regulatorischen Umfeld und der damit hohen Nachfrage nach Produkten des Unternehmens profitiert, hieß es.
Deutsche Grundstücksauktionen wurde von "Halten" auf "Kaufen" hochgestuft und das Kursziel von 17,80 auf 18,85 Euro (aktuell 18,10 Euro) erhöht. Das Immobilienauktionshaus habe im ersten Quartal 2018 den Objektumsatz durch einen positiven Sondereffekt deutlich erhöht und an die gute Entwicklung des Vorjahres angeknüpft.
MagForce hat GBC zufolge zuletzt wichtige Weichenstellungen für die weitere Unternehmensentwicklung gelegt. Heraus rage die im Februar 2018 von der US-Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde FDA erfolgte Genehmigung zur Durchführung einer klinischen Studie für die Zulassung zur Behandlung von Prostatakrebs in den USA. Das Kursziel für das auf Nanotechnologie spezialisierte Medizintechnikunternehmer bleibt bei 15,80 Euro - deutlich über der aktuellen Notierung von 5,41 Euro.
Weiter 50 Aktien und 15 Anleihen
Sämtliche fünfzehn Anleihen im Scale-Segment notieren weiter über Pari, besonders deutlich die Papiere des Fußballclubs Gelsenkirchen Schalke 04 (WKN A2AA04), der Karlsberg Brauerei (WKN A2AATX), von Joh. Friedrich Behrens (WKN A161Y5), Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig (WKN A13SAD) und Eyemaxx Real Estate (WKN A2AAKQ).
Scale ging im März 2017 an den Start und hat den Vorgänger Entry Standard abgelöst. Das Segment bietet Zugang zu Aktien und Anleihen kleiner und mittlerer Unternehmen. Unternehmen, die sich in Scale listen lassen wollen, müssen schon zwei Jahre existieren und 30 Millionen Euro Marktkapitalisierung aufweisen. Des Weiteren wurden fünf Kriterien angesetzt, von denen jedes Unternehmen drei erfüllen muss: ein Mindestumsatz von zehn Millionen Euro, ein positives Jahresergebnis, ein positives bilanzielles Eigenkapital, eine Mindestmitarbeiterzahl von 20 Personen und mindestens fünf Millionen Euro Eigenkapital. Und: Es gibt verpflichtende Research Reports durch die beiden Analysehäuser Morningstar und Edison Investment Research, die von der Deutschen Börse - und nicht von den Unternehmen selbst - in Auftrag gegeben werden. Dennoch richtet sich das Segment nur an gut informierte Anleger.
von: Anna-Maria Borse 19. Juni 2018, © Deutsche Börse AG
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