Eigenkapitalforum: Heißer Handelsplatz für Infos

von Lars Winter, Euro am Sonntag

Die Kapitalmarktkonferenz gilt als eine der wichtigsten Platt­formen für Firmen und Investoren auf der Suche nach neuen Geldgebern oder lohnenden Anlagezielen. Die innigsten Gespräche zwischen Vorständen und Investoren werden auf Einzelterminen, den ­sogenannten One-on-Ones, geführt. Der größte Informationsbedarf besteht offensichtlich bei Centrotec. Der Gebäudetechniker reist für einen Tag mit vier Firmenvertretern an, um Investoren in 50 Einzelgesprächen Rede und Antwort zu stehen. Auch der Onlinereifenhändler Delticom ist sehr redselig. Mehr als 40-mal will sich die Firma mit Anlegern in ein stilles Kämmerlein am Rande des Kongresscenters zurückziehen. Laut Auskunft des Konferenzorganisators DVFA wurde der Kassensoftware-Spezialist GK Software ebenfalls für One-on-Ones stark nachgefragt.

Wer sich den vermeintlich bohrenden Fragen zahlreicher Anleger hingegen entzogen hat, ist Balda. Der durch Machtkämpfe im Aufsichtsrat arg gebeutelte Hersteller von Plastikspritzgussteilen sagte seine Teilnahme am EKF ab. Die brennenden Fragen, welche Absichten der neue Aufsichtsratschef und Großaktionär van Aubel bei Balda verfolgt, bleiben demnach weiterhin unbeantwortet. Zuletzt hatte die von van Aubel angeordnete Überprüfung zweier Unternehmenskäufe von Ex-Vorstand Dominik Müser ergeben, dass die Umsatzprognosen für diese Akquisitionen zu optimistisch waren. Müser musste seinen Hut nehmen und Balda 15 Millionen Euro abschreiben. Die Aktie sackte nach der Nachricht um rund neun Prozent ab.

Auch um die Absichten des IT-System­hauses Bechtle in Bezug auf seinen Wettbewerber Cancom wird wieder neu spekuliert. Bechtle hatte sich vor einiger Zeit bei dem Cloud-Computing-Spezialisten eingekauft, einen Übernahmeversuch aber zunächst aufgegeben. Seit einigen Wochen ziehen die Handelsumsätze aber wieder an. Auf Xetra wurden zuletzt zeitweise über 200.000 Cancom-Aktien pro Tag gehandelt und damit mehr als im Schnitt.