Amazon-Aktie: Unterhaltungen mit Sprachassistenten in fünf bis zehn Jahren
Amazon verteidigt die umstrittene Praxis, einige Mitschnitte von Unterhaltungen mit seiner Sprachassistentin Alexa auch von Menschen auswerten zu lassen.
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"Wir sind sehr überzeugt, dass der Service besser wird, wenn die Kunden es uns erlauben, die Daten für seine Verbesserung zu nutzen", sagte Amazons Geräte- und Dienstechef Dave Limp der dpa am Montag am Rande der Gründermesse "Bits & Pretzels" in München. So werde die Erkennung der neuen Alexa-Sprache Hindi binnen drei Monaten um 35 Prozent verbessert.
Amazon und andere Anbieter von Sprachassistenten wie Apple und Google waren in den vergangenen Monaten massiv dafür kritisiert worden, dass die Mitschnitte auch von Mitarbeitern analysiert wurden, ohne dass das den Nutzern bewusst war. Apple und Google kündigten an, künftig zuvor die Zustimmung dafür einzuholen, ein sogenanntes Opt-in.
Amazon hingegen entschied sich für ein Opt-out, bei dem die Nutzer einer Verwendung ihrer Mitschnitte zwar widersprechen können, sie aber standardmäßig vorausgesetzt wird. Amazon sehe darin die bessere Lösung für die Nutzer, betonte Limp. Es könne natürlich sein, dass die Konkurrenten weiter beim maschinellen Lernen seien als Amazon - was er sehr bezweifele -, "oder ihre Dienste werden sich nicht so schnell verbessern".
Limp räumte auf der "Bits & Pretzels" ein, dass es ein Fehler gewesen sei, die Nutzer nicht ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass einige Alexa-Mitschnitte von Mitarbeitern ausgewertet werden. Den weitaus meisten Nutzern wurde das erst nach einem Bericht des Finanzdienstes Bloomberg im Frühjahr bewusst, es folgte Kritik. "Wenn man mich an dem Tag gefragt hätte, wäre ich wahrscheinlich überrascht, weil es mir und meinem Team erschien, als wüssten das alle", sagte Limp jetzt. "Aber das zeigt nur, dass wir in dieser Frage zu nahe an der Industrie dran waren und nicht nah genug an den Kunden."
Zugleich seien die Reaktionen in den Medien stärker gewesen als bei den Nutzern: "Die Kunden haben nicht aufgehört, Alexa zu nutzen." Bei Mitarbeitern landeten auch nur rund 0,1 Prozent der Interaktionen mit der Sprachassistentin, betonte er. "Ich hoffe, dass wir eines Tages keine Beteiligung von Menschen brauchen werden" - noch sei das aber notwendig.
Amazon stellte vergangene Woche eine Reihe neuer Geräte vor. Darunter sind auch für Amazon neue Produktkategorien, die Alexa helfen könnten, sich auch außerhalb eines Haushalts im Alltag der Nutzer zu verankern - kabellose Ohrhörer sowie eine Brille und ein Ring mit Mikrofonen. Amazon setzt stark auf das sogenannte "Ambient Computing" - die Vision, dass Computer-Technik einen Nutzer permanent umgibt.
Mit den Ohrhörern Echo Buds können die Nutzer zum Beispiel in den zu Amazon gehörenden "Whole Foods"-Lebensmittelmärkten Alexa fragen, in welchem Gang sich ein Produkt befindet. Alexa ist außerhalb des Hauses aber im Nachteil gegenüber Apples Siri und dem Google Assistant, weil die konkurrierenden Sprachassistenten direkt in Smartphone-Systeme integriert sind. Im Fall der Amazon-Ohrhörer muss auf dem iPhone - und auch vielen Android-Telefonen - dafür die Alexa-App laufen.
"In einer perfekten Welt würde man auf den Echo Buds auch Siri und Google ansprechen können", sagte Limp. Apple und Google seien noch nicht bei dieser Sicht der Dinge angekommen - "aber ich hoffe, dass sich die Industrie mit der Zeit in diese Richtung bewegen wird". Limp bekräftigte, dass Amazon nach dem Misserfolg mit dem kurzlebigen Fire Phone keine Pläne für eine Rückkehr in den Smartphone-Markt habe. Das käme erst in Frage, wenn man eine klare Vorstellung hätte, wie sich Amazon von anderen Playern abheben könne.
"Unser Ziel is es, Alexa und ihre Smarthome-Fähigkeiten auf alle Geräte zu bringen, die es gibt", betonte Limp. Amazon sei trotz der Vorstellung vieler eigener Geräte genauso auf Partnerschaften mit anderen Herstellern fokussiert wie bisher.
Amazon arbeitet auch daran, Alexa für längere Gespräche mit Nutzern fit zu machen. "In fünf bis zehn Jahren werden Sprachassistenten mehr Unterhaltungen führen", sagte Limp. Aktuell seien die Interaktionen noch eher auf einzelne Aufgaben fokussiert. Auch hier gebe es ein Spannungsfeld zwischen Datenfreigabe und Qualität der Dienste: "Wenn man jeden Tag die Daten löschen würde, wäre der Service nicht so gut."
MÜNCHEN (dpa-AFX)
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