Henkel-Aktie schwächer: Wachstumsziele unter Erwartungen
Der Persil- und Schwarzkopf-Hersteller Henkel setzt zunehmend auf Digitalisierung und Dienstleistungen um sein Wachstumstempo in den kommenden vier Jahren zu halten.
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Bis 2020 werde der Umsatz aus eigener Kraft im Schnitt um 2 bis 4 Prozent zulegen, kündigte der Konzern am Donnerstag an. Neben dem traditionellen Geschäft, also dem Verkauf von Waschmitteln, Kosmetik und Klebern, startet Henkel neue Initiativen wie eine Online-Buchungsplattform für Friseurtermine oder ein Wäscheservice, um Kunden zu gewinnen. Geplant sind zudem Partnerschaften sowie Investitionen in Start-Up-Unternehmen.
Es gelte Henkel noch stärker auf die Bedürfnisse der Kunden und Konsumenten auszurichten, sagte Henkel-Chef Hans Van Bylen. Der seit Mai amtierende Manager stellte am Donnerstag seine neue Strategie für die kommenden Jahre vor. Aufwärts gehen soll es seinen Plänen zufolge auch mit dem Ergebnis. Den bereinigten Gewinn je Vorzugsaktie will Henkel bis 2020 um 7 bis 9 Prozent steigern. Dies wäre allerdings etwas weniger als sich der Konzern für dieses Jahr vorgenommen hat. Zulegen will der Konzern zudem im operativen Geschäft, ohne jedoch dafür eine konkrete Vorgabe zu machen.
Am Markt stießen die Vorhaben auf ein verhaltenes Echo. Bis zum Nachmittag verlor die Aktie ein gutes Prozent. Seit Anfang Oktober befindet sich das Papier im Abwärtstrend, nachdem es davor ein Rekordhoch erreicht hatte. Ein Händler verwies darauf, dass der Markt mit einem größeren Gewinnwachstum gerechnet hatte. Analyst Andreas Riemann von der Commerzbank betonte jedoch, dass beim Ziel für den Gewinn je Aktie keine bedeutenden Akquisitionen oder Aktienrückkäufe berücksichtigt seien. Dies lasse Spielraum für eine höhere Prognose. Auch andere Experten äußerten sich zuversichtlich darüber, dass Henkel die richtigen Schritte unternehme, um sich für ein nach wie vor schwieriges Marktumfeld zu wappnen.
TOP-MARKEN WERDEN GESTÄRKT - INNOVATIONSZENTREN
Bei seinen Plänen setzt Henkel insbesondere auf seine Top-Marken. Der Anteil der zehn größten Marken soll am Gesamtumsatz in den kommenden vier Jahren auf 75 Prozent steigen. Zudem will Henkel schneller werden. Die Zeit zur Einführung neuer Produkte in der Kosmetik oder im Wasch- und Reinigungsmittelgeschäft soll sich um 30 Prozent verringern, sagte Van Bylen. Um Innovationen auch im Klebstoffbereich voranzutreiben, sind in Düsseldorf und Shanghai sogenannte Innovationszentren in Planung.
Wettbewerbsvorteile sollen neben der Entwicklung neuer Technologien auch Dienstleistungen bringen. Die Düsseldorfer wollen künftig ihren Industriekunden stärker Beratung und technische Hilfe anbieten. Im Konsumentengeschäft können das beispielsweise auch eine Online-Buchungsplattform für Friseurtermine, Abo-Modelle oder automatische Neubestellungen sein.
Darüber hinaus will Henkel das Thema Digitalisierung stärker in den Fokus rücken, etwa bei der besseren Vernetzung von E-Commerce-Plattformen mit dem traditionellen Einzelhandel oder bei der stärkeren Nutzung digitaler Medien. Der digital generierte Umsatz soll sich bis 2020 auf mehr als 4 Milliarden Euro verdoppeln. An eigene Online-Shops hat der Konzern vorerst aber nicht gedacht.
ZUKÄUFE UND START-UPS IM BLICK
Henkel hatte in der Vergangenheit immer wieder auf Zukäufe gesetzt und will dies auch künftig tun. Erst im Sommer hatte der Konzern den US-Konkurrenten Sun Products für 3,2 Milliarden Euro gekauft, um seine Position auf dem wichtigen US-Markt zu stärken. Van Bylen betonte, es gebe noch viele "weiße Flecken" auf der Landkarte, die es zu tilgen gelte. Beispielsweise in Asien sei Henkel in vielen Ländern mit Waschmitteln noch nicht vertreten. Ergänzende Zukäufe sind aber auch in der Kosmetik und bei den Klebstoffen denkbar. Wieviel Geld Henkel ausgeben könnte, wollte der Manager nicht verraten. Henkel wolle aber auf jeden Fall seine Bonitätsbewertung nicht verschlechtern, sagte er.
Auch in Start-Up-Unternehmen will Henkel investieren und wird dafür einen Wagniskapital-Fonds mit einem Volumen von bis zu 150 Millionen Euro starten. Die Gesamtinvestitionen bis zum Jahr 2020 bezifferte Henkel auf bis zu 3 Milliarden Euro, dies sind eine Milliarde Euro mehr als in den vier Jahren zuvor.
Die Konsumgüterindustrie bewegt sich angesichts politischer Unsicherheiten, sich schnell verändernder Märkte sowie Ressourcenknappheit in einem volatilen Umfeld. Den Konzern sieht der Henkel-Chef dennoch bestens aufgestellt. "Henkel ist in einer hervorragenden Ausgangsposition, um in den kommenden Jahren weiter nachhaltig profitabel zu wachsen", sagte er. Der 55-Jährige hatte erst im Mai den Vorstandsvorsitz von seinem Vorgänger Kasper Rorsted übernommen, der nun den Sportartikelhersteller adidas führt. Rorsted hatte das Traditionsunternehmen mit Rekordergebnissen verlassen und damit die Latte für seinen Nachfolger hoch gelegt./she/jha/stb
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Bildquellen: Ralph Orlowski/Getty Images, Henkel AG
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