Volkswagen-Aktie in Grün: Absatzkrise von VW entspannt sich etwas - Porsche-Absatz aber merklich schwächer
Der Volkswagen-Konzern scheint sich allmählich aus der Absatzkrise durch fehlende Mikrochips und Corona-Probleme in China herauszuarbeiten.
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Europas größte Autogruppe meldete am Freitag für den Juni im Vorjahresvergleich ein Minus von noch 6,3 Prozent bei den weltweiten Auslieferungen. 802.000 Fahrzeuge konnten in dem Monat verkauft werden. Im Vormonat waren es etwa 140.000 Stück weniger - bei einem Rückgang von 23,5 Prozent zum Mai 2021.
Im wichtigsten Markt China läuft das Geschäft nach den weitreichenden Lockdowns wieder hoch. Vor allem in Europa gibt es aber immer noch erheblichen Stress in der Beschaffung von Halbleiter-Bauteilen, die überall im Auto stecken. VW rechnet damit, dass sich die Situation im Laufe der zweiten Jahreshälfte schrittweise stabilisieren dürfte.
Deutlich zulegen konnte VW von Januar bis Juni bei reinen E-Autos. Die Auslieferungen stiegen gegenüber dem Vorjahreswert um 27 Prozent auf 217 100. Etwas mehr als die Hälfte stammte von der Hauptmarke VW Pkw.
Insgesamt machten die Stromer einen Verkaufsanteil von 5,6 Prozent aus. Am meisten davon wurde der Konzern in Europa los, wenngleich nur mit einem geringem Plus. Danach folgte China, wo sich der E-Absatz mehr als verdreifachte. Die USA kommen bisher nur auf einen Anteil von 8 Prozent an allen ausgelieferten Elektroautos, zuletzt sank auch der Halbjahresabsatz. Dort will VW aber in die Produktion investieren und prüft zudem mögliche eigene Batteriezellfabriken wie in Europa.
Beim Blick auf die Töchter zeigen sich große Unterschiede. Während sich die Kernmarke im Juni kaum verbessern konnte (0,7 Prozent), rutschten Seat und Skoda um mehr als ein Viertel und die leichten Nutzfahrzeuge sogar um fast ein Drittel ab. Audi landete bei einem Minus von 7,4 Prozent. Porsche hingegen verkaufte 12,1 Prozent mehr.
In China befreit sich VW zusehends von "gewaltigen Schwierigkeiten", die der scheidende Regionalchef Stephan Wöllenstein dort im ersten Halbjahr sah. Die Auslieferungen drehten deutlich ins Plus - über 340 000 verkaufte Wagen bedeuteten eine Steigerung um 27 Prozent, im Mai war es noch ein Rückgang um knapp 24 Prozent. In Westeuropa, wo es nach wie vor zu wenig Mikrochips für die Autoindustrie gibt, ging es im abgelaufenen Monat hingegen um mehr als ein Viertel abwärts.
Wöllenstein sagte, er sehe gute Chancen, dass bis zum Jahresende eine Erholung in China gelinge: "Es sollte möglich und in Reichweite sein, zu einem ähnlichen Niveau der Verkäufe wie 2020 zurückzukommen und sie bei unseren ID-Modellen gegenüber 2021 zu verdoppeln." Der Absatz der Elektroauto-Reihe war auf dem größten Automarkt der Welt anfangs unter den Erwartungen geblieben. Manche Kunden sollen sich zum Beispiel spezielle, erweiterte Software-Funktionen gewünscht haben.
In die Vernetzung und für die Vorbereitung des vollautomatisierten Fahrens werde viel investiert, so Wöllenstein: "Wir stocken unser Personal massiv auf." Auch seien weitere Übernahmen von Tech-Firmen möglich. "Cariad wird auch schneller." Die Software-Sparte des Konzerns kämpft mit Verzögerungen in der Entwicklung einheitlicher Systeme. In China ist Cariad mit einem eigenen Ableger vertreten.
Die neuen Corona-Maßnahmen im Land ließen im Frühjahr Lieferketten zahlreicher Branchen reißen, vor dem Hafen von Shanghai stauten sich die Containerschiffe. Werksschließungen auch bei VW seien die Folge gewesen, berichtete Wöllenstein. Zudem habe fast ein Drittel der Händler dichtmachen müssen. "Das war wirklich ein dunkler Abschnitt."
Nun gebe es Anzeichen der Besserung, sagte Wöllenstein, den in Kürze der bisherige VW-Kernmarkenchef Ralf Brandstätter - mit Zuständigkeit für China auch im Konzernvorstand - ablöst. Die Tendenz bei Audi und Porsche sei ebenfalls gut, Skoda entwickle sich stabil.
Absatz der VW-Tochter Porsche merklich schwächer
Der Autobauer Porsche hat beim Absatz im ersten Halbjahr einen Dämpfer hinnehmen müssen. Die Auslieferungen der VW-Tochter sanken zwischen Januar und Juni zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 145.860 Fahrzeuge, wie das Unternehmen am Freitag in Stuttgart mitteilte. Neben den Einschränkungen durch den erneuten Ausbruch der Corona-Pandemie in China und anderen Märkten hätten sich anhaltende Engpässe bei Bauteilen und Probleme im Logistikbereich negativ ausgewirkt. Porsche blieb trotz aller Schwierigkeiten optimistisch. Es werde davon ausgegangen, dass sich das zweite Halbjahr dynamisch entwickeln werde.
In Europa stieg die Anzahl der Verkäufe in den ersten sechs Monaten um sieben Prozent auf 43.087 Autos. Auf dem Heimatmarkt legte Porsche um fünf Prozent auf 13 785 Fahrzeuge zu. In China, dem größten Einzelmarkt, wurden 40 681 Sportwagen verkauft, ein Rückgang von 16 Prozent infolge monatelanger Lockdowns in vielen Städten.
In den USA wurden 32 529 Fahrzeuge ausgeliefert, ein Minus von zehn Prozent zum ersten Halbjahr des Vorjahres. Im ersten Quartal war ein Frachter mit 4000 Autos der VW-Gruppe, darunter auch zahlreiche der Marke Porsche, auf dem Weg in die USA ausgebrannt und anschließend gesunken. Das ist ein Grund für den dortigen Absatzrückgang gewesen.
Die VW-Vorzugsaktie klettert im XETRA-Handel zeitweise um 5,30 Prozent auf 133,00 Euro nach oben.
WOLFSBURG / PEKING / STUTTGART (dpa-AFX)
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